Kuriose Fälle aus Mönchengladbach Auf der Flucht vor der Polizei

Mönchengladbach · Viele Straftäter werden nach der Verurteilung nicht direkt in die Zelle geschickt. Das nutzen einige, um unterzutauchen. Verstecke und Fluchten sind manchmal spektakulär, manchmal kurios. Und auch "Flitzer in Feinripp" gab es schon.

Normalerweise können Straftäter in der Zeit zwischen Verurteilung und Haftantritt noch ein paar Dinge regeln, Gespräche führen, sich von Familie und Freunden verabschieden, packen. Manche nutzen dies aber auch zur Flucht. Momentan sind in Mönchengladbach 230 Menschen auf freiem Fuß, die eigentlich im Gefängnis sitzen müssten. Sie traten ihre Haftstrafen nicht an, verstießen gegen Bewährungsauflagen oder konnten oder wollten ihre Geldstrafen nicht zahlen, die Täter bei kleineren Vergehen erhalten. In diesem Fall muss eine Ersatzfreiheitsstrafe angetreten werden, sprich: Knast.

Wer partout nicht in die Zelle will, schlüpft irgendwo unter. Aber die Fahnder haben eine Nase für Verstecke. Schrank? Das braucht man gar nicht erst zu versuchen. Bett? Auch nicht. Da brauchte sich der 22-Jährige, der wegen Körperverletzungen, Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und Diebstählen verurteilt worden gar nicht zu wundern, dass die Polizei ihn fand - auch wenn er nicht unter seinem eigenen Bett, sondern unter dem seines Bruders in Hermges lag.

In einer Wohnung an der Mühlenstraße hat die Polizei gleich zwei Gesuchte festnehmen können. Die Frau (22), die eine Restgeldstrafe nach einer Verurteilung wegen Diebstahls nicht gezahlt hatte, versuchte erst gar nicht zu fliehen. Ihren Mitbewohner (35), gegen den ebenfalls ein Haftbefehl ausgestellt war, musste die Polizei dagegen aus dem Bettkasten ziehen.

Und jetzt kommt noch eine "Bettgeschichte". Eine 17-Jährige, die wegen Erschleichungen von Leistungen und wegen Diebstahls gleich mit zwei Haftbefehlen gesuchte wurde, quetschte sich in einer Wohnung an der Hindenburgstraße in den Hohlraum einer Schlafcouch. Jetzt sitzt sie weniger beengt - im Gefängnis.

Wie es genau bei Hempels unterm Sofa aussieht, weiß man nicht - bei einer 19-jährigen Mönchengladbacherin lag ein Gleichaltriger, der sich vor einer Haftstrafe wegen räuberischen Erpressung drücken wollte, darunter.

In Mülfort wurde zwei Monate nach einem 36-Jährigen gefahndet, der wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu sieben Wochen Freiheitsstrafe oder 1000 Euro Geldstrafe verurteilt worden war. Ein Bezirksbeamter fand den Mann schließlich im Müll. Er hatte sich zwischen Abfalleimern und Unrat auf einem Balkon versteckt. Wie lange? Das weiß keiner so genau.

Flüchtende haben oft keine Zeit für korrekte Kleidung: Ein 20-Jähriger der nach einer Verurteilung wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetztes gegen Auflagen verstoßen hatte, verzichtete auf das Schuhebinden, als die Polizei vor der Wohnung an der Unteren Straße auftauchte. Die Beamten stoppten seine Flucht auf Socken, die über Dächer führte. An der Marienkirchstraße sprang ein 19-Jähriger aus einem Badezimmerfenster, um vor der Polizei zu entkommen. Die Beschreibung des Flüchtigen war so schlicht wie effektiv: "Er trägt nur eine Unterhose." Aufgrund des außergewöhnlichen Outfits wurde der Mann an der Regentenstraße erkannt, festgenommen und ins Gefängnis gebracht.

Ähnlich auffällig war ein gesuchter Drogendealer aus Rheydt, in dessen Wohnung jede Menge Rauschgift und ein komplettes Waffenarsenal gefunden wurde. Als die Polizei ihn das erste Mal festnehmen wollte, gelang dem 31-Jährigen die Flucht mit einem Sprung aus einem Fenster. Obwohl der Mann mit nackten Oberkörper unterwegs war und dazu noch auffällige Tattoos hatte, blieb er für die Polizei zunächst unauffindbar. Auch die Suche mit einem Hubschrauber brauchte nichts. Erst nach umfangreichen Recherchen konnte sein neuer Aufenthaltsort ermittelt werden. Dieses Mal war die Polizei besser vorbereitet: Als sie an der Wohnung in Hardterbroich auftauchte, in der sich der Drogendealer bei seiner Freundin aufhielt, sprang dieser erneut aus dem Fenster in den Garten. Aber da wartete schon das SEK.

Mit einem Fenstersprung hatte sich auch ein 30-Jähriger in Pesch vor der Festnahme retten wollen. Doch das misslang gründlich. Der Mann, der unter anderem wegen Fahrens ohne Führerschein verurteilt worden war, brach sich ein Bein und kam in ein JVA-Krankenhaus.

(gap)
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