Mönchengladbach Mit Musical die europäische Idee erleben

Mönchengladbach · Die Gesamtschule Volksgarten erarbeitet gemeinsam mit fünf weiteren Schulen aus fünf Ländern ein Musical. Als Thema haben sich die 45 Schüler die Geschichte der EU ausgesucht. Den "Running Gag" liefern dabei die Türken.

 Schüler und Lehrer der Gesamtschule Volksgarten sind vom Projekt "Erasmus+" begeistert und freuen sich auf die Musical Aufführung (v.l.): Johannes Stüve, Joana Vallentin, Susanne Gründler und Laura Koch.

Schüler und Lehrer der Gesamtschule Volksgarten sind vom Projekt "Erasmus+" begeistert und freuen sich auf die Musical Aufführung (v.l.): Johannes Stüve, Joana Vallentin, Susanne Gründler und Laura Koch.

Foto: Isabella Raupold

Es ist schon eine Herausforderung, wenn Schüler und Lehrer aus Polen und Litauen, der Türkei, Spanien, Italien und Deutschland zusammen ein Musical schreiben und aufführen sollen. Doch genau das ist die Aufgabe beim "Erasmus+ Projekt", an dem sich die Gesamtschule Volksgarten in diesem Jahr beteiligt. Das Erstaunliche: Es funktioniert richtig gut.

Das Thema steht fest, als sich 45 Schüler und Lehrer im Mai in der polnischen Stadt Debno in der Nähe von Krakau treffen: Das Musical soll sich um die Geschichte der Europäischen Union drehen. "Wir hatten schon eine Zeitleiste erarbeitet von der Gründung 1957 bis zur Gegenwart", erklärt Johannes Stüve, einer der Lehrer, die das Projekt an der Gesamtschule Volksgarten begleiten. Die Pädagogen der sechs Schulen aus ganz Europa setzen sich dann in Debno zusammen und ergänzen die Zeitleiste um wichtige Punkte aus der jeweiligen nationalen Geschichte: das Ende der Franco-Ära in Spanien beispielsweise, die Solidarnosc-Bewegung in Polen oder die singende Revolution in Litauen. Über die erste Szene ist man sich auch direkt einig: Aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs entsteht der Vorläufer der Europäischen Union. "Nie wieder Krieg in Europa" ist die Botschaft. Dann kommen die Schüler zum Zuge und erarbeiten Szenen, jeweils in ihrer Landessprache. Alles wird ins Englische übersetzt, ein wenig geglättet, und die erste Textversion steht. Eine Sonderrolle bei den Szenen nehmen die Türken ein, die bekanntlich nicht EU-Mitglied sind. "Sie stellen immer wieder den Antrag und werden vertröstet", sagt Stüve. "Das ist ein Running Gag, den die türkischen Teilnehmer sehr lustig fanden." Jetzt werden die Versionen in den einzelnen Landessprachen erstellt und dann trifft man sich in der Türkei, um die passende Musik auszuwählen: Elvis für die 1950er Jahre oder Flower Power für die Hippie-Bewegung. In Italien werden Bühnenbild und Kostüme erarbeitet und in Spanien findet die Generalprobe statt. "Die Spanier haben ein sehr gutes Schulorchester, das die Aufführung begleiten kann", meint Johannes Stüve.

In allen beteiligten Schulen soll es dann Aufführungen in der Landessprache geben, und, wenn alles optimal läuft, eine internationale und sechssprachige Aufführung im Mai kommenden Jahres in Mönchengladbach. Zum Schluss gibt's noch ein Handbuch, mit dessen Hilfe Lehrer entsprechende internationale Projekte auf die Beine stellen können. Das Wichtigste aber geschieht nicht auf der Bühne, sondern um sie herum. "Die jungen Leute erleben Europa als Ganzes", erklärt Johannes Stüve. "Durch die vielen Kontakte und die erfahrene Gastfreundschaft entsteht ein Bild, das man sein Leben lang nicht mehr verliert."

Die Schüler jedenfalls lernen nicht nur viel über die Europäische Union, sondern auch über europäische Verständigung. Sie waren beim ersten Treffen bei polnischen Familien untergebracht und fühlten sich wohl. "Die Verständigung klappte auf Englisch oder mit dem Google-Übersetzer", erzählt die 15-jährige Joana Vallentin.

(arie)
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