Verkehrsbehinderungen in Mönchengladbach Mehrere Demos gegen Salafisten am Samstag

Mönchengladbach · Fünf Demonstrationen gleichzeitig: Für Samstag haben sich in Mönchengladbach auf dem Alten Markt so unterschiedliche Gruppen wie Pro NRW und Antifa angesagt. Die Polizei will mit 500 Einsatzkräften einen friedlichen Verlauf garantieren.

Fakten zum Salafismus in Deutschland
Infos

Fakten zum Salafismus in Deutschland

Infos
Foto: afp, FETHI BELAID

In Pforzheim waren es die Glocken der evangelischen Schlosskirche St. Michael, die Pierre Vogel bei einem Auftritt im Januar aus dem Konzept brachten. Dreimal und ganz zu krummen Zeiten läuteten sie mitten in den Vortrag des Salafisten hinein, meldeten die "Stuttgarter Nachrichten" hinterher. Kreativen, bunten und vor allem friedlichen Protest wollen auch die Mönchengladbacher am Samstag bieten, wenn ihnen Vogel ab 15 Uhr auf dem Alten Markt zu erklären gedenkt, warum die Islamophobie in ihrer Heimatstadt angeblich so verbreitet sei.

Die Salafisten eingerechnet, sind zeitgleich fünf Demonstrationen auf dem und um den Markt angemeldet. Die Gemengelage ist unübersichtlich — weil etliche der Teilnehmer gegen unterschiedliche der vertretenen Gruppen demonstrieren.

SALAFISTEN Ab 15 Uhr spricht Pierre Vogel am Brunnen auf dem Alten Markt, Korane werden vor Kaufhof verteilt. "Nach Prüfung aller Umstände kam aus rechtlichen Gründen ein Verbot einer der angemeldeten Versammlungen nicht in Betracht", sagte Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre nach intensiven Gesprächen im Vorfeld mit Behörden, Oberstaatsanwalt, Stadtspitze und Innenministerium. Oberstes Ziel sei es, dass alle Veranstaltungen friedlich verlaufen, dafür werde man mit "starken Kräften" im Einsatz sein. Nach RP-Informationen handelt es sich um insgesamt 500 Polizisten. Auf Vogels Internetseite wurden Anhänger gestern dazu aufgerufen, am besten schon zwei Stunden vor Veranstaltungsstart anzureisen. Man rechne mit "heftigen Provokationen", wolle sich aber nicht provozieren lassen.

BÜNDNIS AUFSTEHEN — FÜR MENSCHENWÜRDE, GEGEN RECHTSEXTREMISMUS Das Bündnis um ihren Sprecher Ferdinand Hoeren steht auf dem Alten Markt vor dem Kapuzinerplatz, neben den "Bürgerlichen" und den Vertretern der früheren Eickener Bürgerinitiative um Wilfried Schultz. Mit dem habe man sich auf ein gemeinsames Ziel — die Abwehr des extremistischen Salafismus — geeinigt. Falls Schultz aber aus der Rolle falle, "verlassen wir geschlossen die Demo und ziehen auf den Platz vor die Citykirche, der ist für uns reserviert", sagt Hoeren. "Das weiß auch die Polizei." OB Norbert Bude und Wolfgang Funke, langjähriger Pastoralreferent der Citykirche, sprechen bei der Bündnis-Demo. Ziel sei es zu zeigen, dass in Mönchengladbach das friedliche Miteinander der Religionen schon längst gelebt wird, so Hoeren — und dass "islamistische Neofundamentalisten" darin keinen Platz haben.

DIE BÜRGERLICHEN Gründer Wilfried Schultz setzte auf eine "bunte, muntere und heitere" Demonstration. "Das Ganze soll ein bisschen unter dem Motto stehen ,Böse Geister vertreiben'. Wer also angesichts der Karnevalszeit kostümiert kommen will, denn das Geisteraustreiben ist mit der Ursprung dieses Brauchtums, kann das gerne tun", sagt Schultz. Das findet auch Ferdinand Hoeren gut: "Wenn man Vogel so ein bisschen lächerlich machen kann, warum nicht?" Pfeifen und Rasseln sollen zum Einsatz kommen, auch wollen sich etliche Borussia-Fanclubs beteiligen: "Sie stellen alleine 20 unserer Ordner", sagt Schultz. "Ziel ist es, den Salafismus in Gladbach ein für allemal zu beerdigen."

PRO NRW Die rechtspopulistische Vereinigung steht auf der Hindenburgstraße, zwischen Krichelstraße und Saturn. Das Motto: "Grundgesetz statt Scharia". Die Partei sagt, sie habe 180 Zusagen und rechne mit einer hohen Beteiligung.

DIE PARTEI Auch die Spaß-Truppe, auf Bundesebene gegründet von Redakteuren des Satiremagazins Titanic, hat eine Demo angemeldet. Ihre "Gegenveranstaltung gegen Gegenveranstaltungen gegen Veranstaltungen" will auf Fragen wie "Burkapflicht für Nazis — fauler Kompromiss oder Beitrag zum interkulturellen Verständnis?" eingehen.

ANTIFA Keine Demo angemeldet, aber einen landesweiten Aufruf zur Teilnahme abgegeben hat die Antifa. Sie will gleich gegen drei Gegner protestieren: die Salafisten, Pro NRW und die Bürgerlichen. Treffen will man sich um 13.30 Uhr auf dem Kapuzinerplatz — bis 14 Uhr ist dort allerdings noch Wochenmarkt.

Angesichts dieser Gemengelage warnt die Polizei vor Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt zwischen 13 und 19 Uhr. Sollte eine Straßensperrung erforderlich seien, fahren Busse eine Umleitung über Aachener und Viersener Straße.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort