Mönchengladbach Mehr Leben im Umfeld der Altenheime

Mönchengladbach · Der Alltag von Senioren soll mit Hilfe der Initiative "Altenheime im Quartier" lebenswerter werden - ob im Altenheim oder zu Hause. Die Stadt will dabei die Vernetzung zwischen Heimen und Vereinen wie auch Schulen stärken.

 Die sieben Altenheime der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach (rot) haben das Konzept "Altenheim im Quartier" bereits umgesetzt. Die übrigen Altenheime in Mönchengladbach (grün) sollen folgen.

Die sieben Altenheime der Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach (rot) haben das Konzept "Altenheim im Quartier" bereits umgesetzt. Die übrigen Altenheime in Mönchengladbach (grün) sollen folgen.

Foto: Stadt Mönchengladbach

Das größte Problem im Alter ist nicht Krankheit, sondern Alleinsein, sagt Norbert Post, Aufsichtsratsvorsitzender der Sozial Holding der Stadt Mönchengladbach. Um dem entgegenzuwirken, um alte Leute stärker ins alltägliche Leben zu integrieren, hat die Stadt mit Hilfe von Fördermitteln des Landes NRW das Projekt "Altenheime im Quartier" ins Leben gerufen.

Quartier meint dabei ein Wohnumfeld, das kleiner ist als ein administrativ abgegrenzter Stadtteil. Bewohnern von Altenheimen soll in den überschaubaren Bereichen die Möglichkeit geboten werden, in eine vertraute Einkaufszone, Kirche oder einen Park zu gehen. "Die Menschen sind am liebsten in ihren bekannten Gebieten, wo sie sich auskennen und wo sie vor allem auch andere Leute kennen", sagt Helmut Wallrafen, Geschäftsführer der Sozial-Holding. "Sie brauchen soziale Kontakte."

So ist es üblich, dass Menschen, die nicht mehr alleine in ihrer Wohnung zurechtkommen, nach Möglichkeit in ein Heim nahe ihrer Wohnung ziehen. "Fast 90 Prozent der Altenheimbewohner lebten vorher in fußläufiger Nähe zu ihrem Heim", so Bernhild Birkenbeil, Geschäftsleiterin der Altenheime der Stadt. Sie wollten schließlich in ihrer Heimat bleiben.

Die sieben Heime der Sozial-Holding haben das Quartier-Projekt bereits umgesetzt. So arbeiten sie eng mit örtlichen Vereinen, wie etwa Schützenbrüderschaften oder Karnevalisten, Kirchengemeinden, Schulen oder Ehrenamtlern zusammen. Ziel ist, ein Nebeneinander von Angeboten zu verhindern und stattdessen die notwendige Kooperation und Koordination zu fördern. "Wir sind Vernetzungsexperten", sagt Birkenbeil. So habe zum Beispiel einmal ein Chor in einem Heim geprobt, der einige Bewohner zum Mitsingen angeregt habe.

Auch auf die übrigen 23 Heime in Mönchengladbach soll dieses Konzept nun übertragen werden. Die Bewohner sollen mitentscheiden können, welche Angebote sie sich in ihrem Heim wünschen. "Wir passen die Veranstaltungen an die Bedürfnisse der Menschen an", sagt Birkenbeil. So habe in einem der Heime kürzlich eine Ü70-Party stattgefunden. Doch die zusätzlichen Freizeitangebote oder Besuche von Kindern, die mit den alten Menschen spielen, sind nicht das einzige Ziel der Initiative. "Wir wollen ein ,Rein und Raus' schaffen", sagt Wallrafen. Rein soll hier heißen, dass auch diejenigen zu den Veranstaltungen kommen können, die noch in ihren eigenen vier Wänden wohnen, dort aber allein und einsam sind. "Die Altenheime sollen ein kommunikativer Treffpunkt sein, wo Menschen aufeinandertreffen", so Wallrafen.

Auf Kosten der Sicherheit der Bewohner gehe dies jedoch keinesfalls. Zum einen seien die meisten Heime videoüberwacht. Zum anderen fänden die Veranstaltungen lediglich in den öffentlichen Räumen, etwa der Cafeteria oder dem Eingangsbereich, statt. "Niemand muss Angst um sein Hab und Gut haben", sagt der Geschäftsführer.

Außerdem sieht das Projekt vor, dass, ähnlich wie bei ambulanten Diensten, einige Mitarbeiter alten Menschen auch zu Hause helfen - sei es bei einer anfangenden Demenz oder nach einem Krankenhausaufenthalt, wenn eine Person noch geschwächt ist. In Zeiten, in denen vor allem im Innenstadtbereich kaum noch eine funktionierende Nachbarschaft existiere, in der sich Menschen gegenseitig unter die Arme greifen, ist ein solches Angebot laut Wallrafen besonders wichtig. "Wir wollen mit diesem Angebot aber nicht zu Konkurrenten ambulanter Dienste werden", sagt der Geschäftsführer. "Wir ergänzen sie lediglich."

Gemeinsam mit den anderen Altenheim-Trägern will die Sozial Holding nun gemeinsam ein Konzept entwickeln, dass flächendeckend auf die Bedürfnisse der Senioren eingeht.

(RP)
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