Serie Was Macht Eigentlich? Mehr als nur "Mister Stadtsportbund"

Mönchengladbach · Er war Finanzdirektor, Büttenredner, Schützenkönig, Sangesbruder, Vorsitzender eines Fußballvereins, ist Vorstandsvorsitzender bei Radio 90,1. Bekannt in der Stadt aber wurde Bert Gerkens vor allem in seinen 17 Jahren als Präsident des Stadtsportbundes Mönchengladbach.

 2015 bekam der Stadtsportbund eine neue "Spitze": Vizepräsident Dr. Christoph Wellens und Präsident Wolfgang Rombey stellen mit dem neuen Ehrenpräsidenten Bert Gerkens und Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners (v.r.).

2015 bekam der Stadtsportbund eine neue "Spitze": Vizepräsident Dr. Christoph Wellens und Präsident Wolfgang Rombey stellen mit dem neuen Ehrenpräsidenten Bert Gerkens und Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners (v.r.).

Foto: Ilgner

Da schwoll Bert Gerkens der Kamm, und er machte aus seinem Ärger auch keinen Hehl. Die Zinsen auf dem Sparbuch (damals gab es die noch ordentlich) nicht beigeschrieben zur Vorlage des Kassenberichts bei der Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes: "Das geht gar nicht!" Nicht für einen Mann, der beruflich mit Bilanzen und viel Geld zu tun hat, es bis zum Finanzdirektor eines großen Unternehmens, des "Kabelwerk", brachte. Bert Gerkens, damals Vorsitzender des Fußballvereins SC Broich-Peel, las dem Schatzmeister ordentlich die Leviten - und bekam von den beeindruckten Vereinsvertretern gleich ein Amt: das des Kassenprüfers.

1980 war das. Ein Jahr später wurde Bert Gerkens selbst zum Schatzmeister gewählt. Es war der Einstieg in 34 Jahre als Ehrenamtler beim Dachverband der damals rund 200 Mönchengladbacher Sportvereine, die letzten 17 Jahre, 1998 bis 2015, als Präsident. Er wurde so etwas wie Mönchengladbachs "Mister Stadtsportbund", der Mann, der ihn weiterentwickelt und geprägt hat. "Wir sind keine Behörde, sondern ein Dienstleister des Sports": Das war sein Leitgedanke. Es war die Zeit, in der der Sport bundesweit eine neue Entwicklung nahm hin auch zur nicht vereinsgebundenen Freizeitgestaltung. Die Sportvereine mussten um mehr Anerkennung bei der Politik kämpfen, um konkurrenzfähig zu bleiben, sich gegen allzu schmerzhafte Einschnitte der vom Sparzwang getriebenen Kommunen wehren. "Wir haben hier in Mönchengladbach am Ende eines langen Kampfes einen vertretbaren Kompromiss gefunden bei den Gebühren der Bürger für die Nutzung der Sportstätten", sagt Gerkens, inzwischen 77 Jahre alt. "Dieses Ergebnis hat auch beim Landessportbund NRW Beachtung und Anerkennung gefunden."

 Wallfahrt nach Rom 1957 mit der Katholischen Jugend Waldhausen: Rast mit dem späteren Oberbürgermeister Heinz Feldhege (links).

Wallfahrt nach Rom 1957 mit der Katholischen Jugend Waldhausen: Rast mit dem späteren Oberbürgermeister Heinz Feldhege (links).

Foto: BG

120.000 Mitglieder gibt der Stadtsportbund heute an. Auch wenn die Hälfte dieser Zahl nur bei Borussia registriert ist, sehr viele keine Mönchengladbacher sind und die meisten keinen aktiven Sport hier treiben, ist das eine Klientel, gegen die man nicht rigoros agieren kann. Bert Gerkens hat dennoch nicht auf Konfrontation gegenüber der Stadt gesetzt, sondern auf vernünftige Argumente, sachliche Debatten statt etwa eines öffentlichen Kampfes gegen die Ausgaben für kulturelle Angebote. "Ich war nicht der streitbare Präsident, aber ein kämpferischer", sagt er. "Man muss sich den Gegebenheiten anpassen und sehen, was machbar ist. Am Ende sind Kompromisse keine Niederlagen, sondern kleine Siege, die einen immer ein wenig voranbringen", hat er gelernt. Frank Boss, der als Vorsitzender des Sportausschusses im Stadtrat Gerkens in Diskussionen erlebt hat, sagt: "Er hat immer klare Worte gefunden, war aber auch ein Diplomat."

 Spaß im Männergesangverein Frohsinn Gerkerath (rechts).

Spaß im Männergesangverein Frohsinn Gerkerath (rechts).

Foto: BG
 Auch das kann er: Büttenredner in jungen Jahren.

Auch das kann er: Büttenredner in jungen Jahren.

Foto: BG
 Rentner-Ruhe? Bert Gerkens hat auch heute noch eine 20-Stunden-Arbeitswoche.

Rentner-Ruhe? Bert Gerkens hat auch heute noch eine 20-Stunden-Arbeitswoche.

Foto: BG
 Der Vorstand des Stadtsportbundes 2013 (von links): Peter Hartmann (Sportjugend), Rainer Delbos (Sportabzeichen), Wolfgang Rombey (Vizepräsident), Peter Maaßen (Presse-und Öffentlichkeitsarbeit), Bert Gerkens (Präsident), Klaus-Peter Schmitz (Geschäftsführer), Beate Fränken (ehemalige Vizepräsidentin und nun Ehrenpräsidentin), Julia Mülders (Vorsitzende der Sportjugend), Stefan Lamertz (Geschäftsführer) und Brigitte Brouns (Frauensport).

Der Vorstand des Stadtsportbundes 2013 (von links): Peter Hartmann (Sportjugend), Rainer Delbos (Sportabzeichen), Wolfgang Rombey (Vizepräsident), Peter Maaßen (Presse-und Öffentlichkeitsarbeit), Bert Gerkens (Präsident), Klaus-Peter Schmitz (Geschäftsführer), Beate Fränken (ehemalige Vizepräsidentin und nun Ehrenpräsidentin), Julia Mülders (Vorsitzende der Sportjugend), Stefan Lamertz (Geschäftsführer) und Brigitte Brouns (Frauensport).

Foto: Barbara Stand

Der Stadtsportbund erlebte unter Bert Gerkens eine Wandlung. Er sieht sich nicht mehr vor allem für die Ausrichtung von Stadtmeisterschaften zuständig, sondern als Servicepartner für Sportler und Vereine, die er bei der Entwicklung begleitet. "Bert Gerkens hat die Weichen für die Zukunft des Stadtsportbundes gestellt", sagte Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners, als der Präsident 2015 verabschiedet wurde. "Klug, kritisch und konstruktiv", nannte ihn Manfred Peppekus, Vize-Präsident des Landesportbundes NRW. "Das passt zu mir", findet Gerkens. "Ich debattiere mit Argumenten. Und wenn es doch mal laut wird, dann geht es um die Sache, nicht um Persönliches. Mir ist wichtig, authentisch und glaubwürdig zu bleiben. Und ich bin froh, meinem Nachfolger Wolfgang Rombey einen leistungsfähigen Stadtsportbund übergeben zu haben."

(RP)
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