Mönchengladbach Liebe und Leidenschaft bei der Operngala

Mönchengladbach · Das Opernensemble des Theaters bescherte dem Publikum musikalische Genüsse: Das Opernstudio, der Theaterchor und die Niederrheinischen Sinfoniker, geleitet vom Ersten Kapellmeister Diego Martin-Etxebarria, begeisterten.

 Die Operngala im Theater unter anderem mit den Niederrheinischen Sinfonikern war fast ausverkauft.

Die Operngala im Theater unter anderem mit den Niederrheinischen Sinfonikern war fast ausverkauft.

Foto: Hans-Peter Reichartz

"An Rheuma und an die wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen ist" - dieser etwas sarkastische Ausspruch von Marie von Ebner-Eschenbach, den Generalintendant Michael Grosse in seine großartige Moderation einfließen ließ, beschreibt treffend die Thematik vieler Vorträge, die bei der fast ausverkauften Operngala im Theater zu erleben waren. Operndirektor Andreas Wendholz hatte Bekanntes und auch weitgehend Unbekanntes zum unerschöpflichen Thema "Liebe" ausgesucht und stellte damit die Ausführenden vor teils beachtliche Aufgaben.

Noch etwas kokett ging es bei der Cavatine der Adina (wunderschön anzusehen und anzuhören: Sophie Witte) aus Donizettis "Liebestrank" zu - sie versucht, Nemorino (Alexander Liu) zu umgarnen.

Liu, Mitglied des Opernstudios, wurde kurz darauf extrem gefordert mit der Arie des Tonio (aus Donizettis "Die Regimentstochter"), die dreizehn (!) hohe "Cs" erfordert - kein Problem für den jungen chinesischen Tenor. Rafael Bruck besang gelöst und mit baritonalem Schmelz "Heiterkeit und Fröhlichkeit, ihr Götter dieses Lebens" (Lortzing - "Wildschütz"), und Andrew Nolen, ebenfalls Bariton, listete als Leporello ("Don Giovanni") die in die Tausende gehenden Amouren seines Herrn auf. Das Kapriziöse der Musetta ("La Bohème") passte so recht zum hellen, höhensicheren Sopran von Opernstudiomitglied Panagiota Sofroniadou. Kairschan Schlodybajew machte mit der Arie des Loris Ipanov aus Giordanos "Fedora" bekannt, und Eva Maria Günschmann charakterisierte die Liebe als freien Vogel ("Carmen"). Zuvor hatte sie bereits mit der schwärmerischen Arie der Dalila ("Samson und Dalila") sehr für sich eingenommen.

Eine großartige, mit Beifall und Bravo-Rufen honorierte Leistung vollbrachte Opernstudiomitglied Agnes Thorsteins. Mit welcher Stimmschönheit und Intensität sie als Leonora (Donizetti -"La Favorita") ihrem verlorenen Fernando nachtrauerte - das konnte niemanden kalt lassen. Von zwei weiteren Höhepunkten ist zu berichten: Sophie Witte mit ihrer großartig gemeisterten Arie der Violetta ("La Traviata") und Matthias Wippich (Bass) als stimmprächtig singender und ergreifend gestaltender König Philipp ("Don Carlo"). Das einfühlsame Solo des stellvertretenden Solocellisten Konrad Philipp veredelte diesen Vortrag noch.

Mit fein abgestimmten, klangschönen Duetten gefielen Eva Maria Günschmann und Andrew Nolen (aus "Anna Bolena"), Panagiota Sofroniadou und Alexander Kalina (Opernstudio) mit Papageno - Papagena ("Zauberflöte") und vor allem Kairschan Scholdybajew und Rafael Bruck, die den melodiösen Zwiegesang aus Bizets "Perlenfischer" hingebungsvoll zelebrierten.

Der Opernchor, einstudiert von Michael Preiser, gab mit dem Chor der Landleute ("Verkaufte Braut") und dem Chor der spanischen Stierfechter ("La Traviata") eine ausgezeichnete Visitenkarte ab. Außerdem wirkte er bei den Ensembles mit, die beide Programmteile beschlossen. Mit der Ouvertüre aus Wagners Frühwerk "Das Liebesverbot" schufen die Niederrheinischen Sinfoniker den verheißungsvollen Auftakt des großartigen Abends und waren den Sängerinnen und Sängern zuverlässige und anpassungswillige Begleiter. Den Abschluss des Abends bildete das Finale II aus der Fledermaus.

Alles wurde schwungvoll und mit Präzision koordiniert von Diego Martin-Etxebarria, dem neuen Ersten Kapellmeister, der sich über den rauschenden Applaus ebenso freute wie alle übrigen Mitwirkenden.

(oeh)
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