Mönchengladbach Lerncoaching an Gladbacher Schulen

Mönchengladbach · Wie nimmt man Schülern die Prüfungsangst? Wie motiviert man sie? Und wie können Lernblockaden gelöst werden? Das erfahren gerade 28 Lehrer aus sieben Pilotschulen. Möglich gemacht hat das der Rotary-Club Mönchengladbach.

 Durch gezielte Strategien sollen Lehrer auch Schüler in die Lage versetzen, ihre Prüfungsängste zu bewältigen.

Durch gezielte Strategien sollen Lehrer auch Schüler in die Lage versetzen, ihre Prüfungsängste zu bewältigen.

Foto: dpa/Schierenbeck

Gute Ratschläge kann jeder geben. Ob sie auch ankommen, steht auf einem anderen Blatt. 28 Lehrer aus sieben Mönchengladbacher Schulen lernen gerade Strategien, wie sie Schüler optimal voranbringen können. Und das nicht, indem sie sagen: "Mach's so." "Dann passiert nämlich meisten nichts", weiß Torsten Nicolaisen, der zusammen mit Volker Biesel das wissenschaftlich basierte Konzept "Lerncoaching" vermittelt. Lehrer müssten zusammen mit Schülern auf Spurensuche gehen, um individuelle Stärken und Schwächen aufzuspüren. Dafür werden sie gerade in pädagogisch-psychologischer Gesprächsführung geschult.

"Die Idee, das Thema Lerncoaching anzugehen, kommt aus dem Kompetenzteam der Lehrerschaft Mönchengladbach, also von den Lehrern selbst", sagt Annette Leuthen, Projektleiterin im Schulamt Mönchengladbach. In einem ersten Schritt nehmen zwei Grundschulen, zwei Gymnasien und je eine Haupt-, Real- und Gesamtschule teil. "Langfristig sollen alle Schulen vor Ort ausgebildet werden. Ohne Anschubfinanzierung hätten wir dies nicht geschafft", sagt Leuten.

 Sie stellten gestern das Projekt vor: Dr. Thomas Vossieck, Torsten Nicolaisen, Antonius Bergmann, Anette Leuthen, Volker Biesel, Erwin Münch, Birgitt Jagielski (von links).

Sie stellten gestern das Projekt vor: Dr. Thomas Vossieck, Torsten Nicolaisen, Antonius Bergmann, Anette Leuthen, Volker Biesel, Erwin Münch, Birgitt Jagielski (von links).

Foto: Gabi Peters

So war man froh, dass der Rotary-Club Mönchengladbach insgesamt 25.000 Euro für das Projekt zur Verfügung stellte. "Wir sehen das als Mittel zur Chancengleichheit. Wenn es heißt ,Kein Kind zurücklassen', dann ist dieses Konzept ein konkretes Werkzeug", findet Rotary-Club-Clubmeister Antonius Bergmann. Denn einen Trend spürt man nicht nur in den Schulen. "Heute wollen sich erstaunlich viele Eltern nicht mehr um den Lernerfolg ihrer Kinder kümmern", sagt Thomas Vossieck, Präsident des Service-Clubs. Diese Aufgabe werde immer mehr den Lehrern zugeschoben.

In anderen Städten soll das Lerncoaching-Konzept, das an der Uni Kiel entwickelt wurde, schon Erfolge aufweisen, die sich auch im Notenspiegel niederschlagen.

An sechs Tagen lernen die Mönchengladbacher Lehrer nun in verschiedenen Modulen, wie sie Schülern Prüfungsangst nehmen können, wie sie Lernblockaden lösen und welche individuellen Lernstrategien für die einzelnen Schüler die richtigen sind. Man müsse den Schüler vor allem so akzeptieren, wie er ist, rät Nicolaisen.

Beispiel: Ein Schüler leidet unter Prüfungsangst. Der Satz "Du brauchst doch keine Angst zu haben" helfe dem Betroffenen nicht. "Besser ist, man sagt: Ja, so ist es. Und dann sollte man fragen, ob es schon einmal eine schwierige Situation gegeben habe, die der Schüler gemeistert hat", erklärt der Berater. Die Erinnerung an einen Erfolg, die emotionalen Bilder, die damit verbunden werden, könnten helfen. "Vom Verstand her lässt sich die Angst eher weniger besiegen", sagt Nicolaisen.

In den ersten sieben Mönchengladbacher Schulen soll das Gelernte ab kommender Woche in die Praxis umgesetzt werden. Zusätzlich werden VHS-Dozenten ausgebildet, damit das Projekt nachhaltig in der Stadt umgesetzt werden kann. Außerdem sollen, wie Birgitt Jagielski vom Kompetenzteam Mönchengladbach sagt, Netzwerktreffen organisiert werden, damit die Schulen voneinander lernen und damit Ideen ausgetauscht werden, wie die Strategien der Klientel der Schülerschaft angepasst werden können.

(RP)
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