Mönchengladbach Lehrjahre sind Pendlerjahre

Mönchengladbach · Auszubildende müssen heute mobil und flexibel sein. 1657 junge Menschen pendeln aus dem Umland für ihre Ausbildung nach Gladbach, 1487 Gladbacher wiederum ins Umland - in teils sehr weit entfernte Städte und Kreise.

So ein Arbeitsmarktbezirk kann schon ein verwirrendes Konstrukt sein: Der hiesige heißt Mönchengladbach, beinhaltet aber neben der Vitusstadt auch noch den Rhein-Kreis Neuss. Letzterer ist völlig anders strukturiert und hat traditionell niedrigere Arbeitslosenquoten. Werden also Zahlen für Mönchengladbach veröffentlicht, muss man immer erst ins Kleingedruckte schauen, ob die Stadt oder der Arbeitsmarktbezirk gemeint ist - und erhält dementsprechend stark voneinander abweichende Werte.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Arbeitsmarkt endet nicht an der Grenze eines Arbeitsmarktbezirks, egal, wie der nun geschnitten sein mag. "Wer am Wohnort nicht den passenden Ausbildungsplatz findet, sollte nicht verzagen - vielleicht gibt es ihn bereits zehn Kilometer weiter. Wir beraten da gerne und kompetent", sagt Angela Schoofs, Leiterin der hiesigen Arbeitsagentur. Heißt: Nicht nur von fertig ausgelernten Arbeitnehmern, sondern auch von Azubis sind heute Mobilität und Flexibilität gefragt.

Ein Blick auf die Pendlerströme der Auszubildenden in der Region zeigt etwa, dass viele Gladbacher für ihre Lehre in umliegende Städte und Kreise pendeln - 1487 sind dies laut Angaben der Arbeitsagentur. Umgekehrt sind es sogar 1657 Azubis, die aus dem Umland täglich nach Mönchengladbach fahren. Die Azubi-Einpendlerquote - der Anteil der Auszubildenden mit auswärtigem Wohnort an allen Auszubildenden mit Ausbildungsort in der Region - liegt damit in der Stadt Mönchengladbach bei 38,5 Prozent. Zum Vergleich: Starke Städte wie Düsseldorf (57,8) und Köln (45,6) liegen deutlich drüber, am unteren Ende der NRW-Skala liegt der Kreis Kleve mit 11,4. Bei der Azubi-Auspendlerquote (Anteil der Auszubildenden mit auswärtigem Ausbildungsort an allen Auszubildenden mit Wohnort in der Region) weist Gladbach 36,0 Prozent auf - Düsseldorf hat 26,0, Köln 22,5. Die höchste Quote hat die Stadt Herne (60,5).

Doch woher kommen die Azubis, die nach Gladbach pendeln? Die Grafik zeigt: zum überwiegenden Teil aus dem Kreis Viersen (549 Auszubildende), gefolgt vom Kreis Heinsberg (387) und dem Rhein-Kreis Neuss (324) - Gladbach erweist sich in Sachen Ausbildungsstandort als Oberzentrum für die Region. 60 Düsseldorfer pendeln zur Ausbildung nach Gladbach, neun Kölner, jeweils sechs Dortmunder und Duisburger. Selbst aus so weit entfernten Kommunen und Kreisen wie Hagen, Paderborn, Bonn und Herford wird jeweils ein Azubi in der Vitusstadt ausgebildet. Und wo werden die meisten Gladbacher auswärtig ausgebildet? Im Rhein-Kreis Neuss (383), in Düsseldorf (308), im Kreis Viersen (287). 44 Gladbacher pendeln nach Köln, 28 in die Städteregion Aachen, immerhin jeweils drei nach Bonn, Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Münster. Jeweils ein Azubi wird beispielsweise im Märkischen Kreis, im Kreis Kleve und im Kreis Gütersloh ausgebildet - viel Fahrerei.

Insgesamt ergibt sich für die Gladbacher Auszubildenden somit ein positives Pendlersaldo von 170. 287 Azubis mehr nimmt Gladbach aus dem Kreis Heinsberg auf, als es an ihn abgibt, 262 mehr an den Kreis Viersen. Hingegen gibt es täglich 248 Azubis mehr an Düsseldorf ab, als von dort einpendeln; 59 mehr an den Rhein-Kreis und 35 mehr an die Stadt Köln.

(tler)
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