Mönchengladbach Landesbehindertenbeirat hat keine Bedenken wegen Glitzer-Asphalt

Mönchengladbach · Der Sonnenhausplatz glitzert in der Sonne. Das soll so sein, aber ist es für Menschen mit Sehbehinderung noch erträglich? Ja, sagt Peter Gabor, ohne Wenn und Aber. Der Platz sei Kunst, von großer Bedeutung für die Stadt. Deshalb müsse man sich als Mensch mit Behinderung darauf einstellen. Zwar brauche man ein Leitsystem für Blinde und Sehbehinderte, aber auf diesem Platz dürfe es nicht dominant sein. "Wir wollen den Platz nicht kaputt machen, die vorhandenen Rinnen an den Seiten reichen für die taktile Erfassung", meint Gabor, der selbst seh- und hörbehindert ist. "Allerdings dürfen dann keine Tische oder Stühle der Cafés im Wege stehen."

Gabor hat gerade in seiner Eigenschaft als Vertreter der Seh- und Hörbehinderten den Sonnenhausplatz gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung begangen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt er sehr. Gabor engagiert sich in zahlreichen Gremien und Institutionen. Unter anderem ist er im Landesbehindertenbeirat, der die nordrhein-westfälische Behindertenbeauftragte berät, er ist in der Selbsthilfevereinigung Pro Retina Ansprechpartner für Menschen mit Hör/Sehbehinderung. Er gehört dem Fachbeirat des Inklusionsbeirates an und ist im SPD-Arbeitskreis Selbstaktiv. Er weiß daher, wovon er spricht, wenn er sich über die Inklusionsbereitschaft der Stadt positiv äußert. "Die Verwaltung hat sich nicht nur zur Barrierefreiheit verpflichtet, auch Straßenbaudetails wurden verabredet, bei denen die Belange der Behinderten berücksichtigt sind und die automatisch umgesetzt werden. Das kenne ich aus keiner anderen Stadt", sagt er.

Eine positive Einschätzung also, obwohl Barrierefreiheit für jede Gruppe von Menschen mit Behinderung etwas anderes bedeutet. "Für den Rollstuhlfahrer ist das ein möglichst auf Null abgesenkter Bordstein", sagt Gabor. "Aber ein Blinder weiß dann nicht, wo er ist, er braucht einen Rand zur taktilen Erfassung." Deshalb fordert er von allen Seiten Kompromissbereitschaft und Toleranz: "Man muss vor allem ständig im Dialog bleiben." Paradebeispiel für gute Zusammenarbeit ist für ihn das Minto. "Der Investor hat seine Planungen überdacht und ist uns sehr entgegengekommen", sagt er. "Wir konnten sogar im 1:1-Modell das Leitsystem erproben."

Gabor ist keiner, der zuhause sitzt und sich nicht vor die Tür wagt. Seit seiner Jugend leidet er unter dem genetisch bedingten Usher-Syndrom, das zu Taubheit und Netzhautdegeneration führt. Wegen einer solchen Behinderung müsse man aber nicht auf Mobilität und Teilhabe verzichten. "Es kann alles noch besser werden, aber wir haben schon viel erreicht", meint er. "Niemand mit einer Behinderung sollte darauf warten, bis alles perfekt ist, sondern rausgehen, sich zeigen und damit auch die eigenen Bedürfnisse kommunizieren."

(RP)
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