Mönchengladbach Kunst-Posse geht weiter

Mönchengladbach · Die Stadt lässt nicht locker. Zuerst wurde Maria Lehnens Skulptur vor dem Münster abgesperrt, dann tauschte die Stadt die holprigen Pflastersteine aus. Ab Montag werden Kantsteine verlegt – damit Blinde sich nicht verletzen.

Die Stadt lässt nicht locker. Zuerst wurde Maria Lehnens Skulptur vor dem Münster abgesperrt, dann tauschte die Stadt die holprigen Pflastersteine aus. Ab Montag werden Kantsteine verlegt — damit Blinde sich nicht verletzen.

Und schon wieder hat sich eine städtische Kommission auf den Weg gemacht. Auf den Abteiberg sind die Herrschaften vom Straßenmanagement und dem Kulturbüro gestiegen, um ein weiteres Mal die großen Gefahren zu erörtern, die von Maria Lehnens Kunstwerk ausgehen. Um diese letztlich vom Bürger abzuwenden — vor allem von den blinden und sehbehinderten Menschen dieser Stadt.

Die Pflastersteine rund um die Skulptur sind ausgewechselt worden, plan liegen sie nun in Reih und Glied. Da gibt es nichts mehr zu meckern. Aber die ausgestreckten Arme der metallenen Menschenfigur — die ragen immer noch in 1,84 Metern Höhe mit spitzen Fingern aus dem schmalen Korpus heraus. "Da sind wir in der Pflicht", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. "Die Verkehrssicherung ist in diesem Fall nicht gewahrt." Die Menschen, die den Platz vor dem Münster tagtäglich passieren, müssten unbedingt vor Verletzungen geschützt werden.

Stadt witterte Gefahr

"Ich hätte niemals gedacht, dass meine Figur für so viel Aufregung sorgen würde", sagt Maria Lehnen. Die Künstlerin hatte am 20. Februar ihre Ausstellung "MenschenRaum — MenschenMaß" im und am Münster eröffnet. Die Kunstwerke im Inneren der Basilika sind inzwischen wieder abgebaut worden, die überlebensgroße Außenskulptur aber soll ein halbes Jahr stehen bleibe.

Die Stadt witterte Gefahr, umstellte die Skulptur mit rot-weißen Absperrungen, die ganz plötzlich wieder verschwunden waren, nachdem die RP nach dem tieferen Sinn der Aktion gefragt hatte. Anfang der Woche wurden die Pflastersteine um die Füße der Figur neu verlegt. Und am Montag wird eine neue Baustelle eröffnet.

Dann nämlich sollen Kantsteine rund um das Kunstwerk verlegt werden. "Die werden etwa acht bis zehn Zentimeter aus dem Boden ragen, damit Blinde sie mit ihrem Stock ertasten können." Damit Sehbehinderte, die möglicherweise ohne Stock unterwegs sind, nicht über die hochstehenden Kantsteine stolpern, werden diese weiß angestrichen. Nicht jedes Kunstwerk in der Stadt soll in der Folge auf diese Weise gesichert werden. "Es ist ungefährlich, wenn eine Figur in einem Park, auf einer Wiese oder einem Beet steht, da müssen wir nichts machen", sagt Speen. Auf der öffentlichen Fläche sei das etwas anderes. Da sei halt Verkehrssicherung gefordert.

Die sieht anderswo weniger aufwendig aus. 700 städtische Schilder warnen auf 700 kaputten Gehwegen vor Stolperfallen. Auch das sei im Rahmen der Verkehrssicherung geschehen, sagt der Stadtsprecher. Denn schließlich könne man nicht gleichzeitig 700 schadhafte Gehwege reparieren.

Bis am Montag die Arbeiten rund um die Lehnen-Skulptur wieder aufgenommen werden, verzichtet die Stadt auf Absperrungen. Übers Wochenende ist das Kunstwerk in aller Freiheit zu besichtigen.

(RP)
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