Mönchengladbach Was hat es mit Shakespeare auf sich?

Mönchengladbach · Viktor Nono hat in der Vergangenheit gekramt. Und ist dabei auf die Tagebücher von Samuel Pepys gestoßen. Dieser hat Shakespeare - "diesen überschätzten Scharlatan" - gehasst. Nono setzt die Tagebücher um - in einen amüsanten Roman.

 Viktor Nono hatte einen Riesenspaß bei der Recherche zu seinem neuen Buch - und natürlich beim Schreiben.

Viktor Nono hatte einen Riesenspaß bei der Recherche zu seinem neuen Buch - und natürlich beim Schreiben.

Foto: Detlef Ilgner

Shakespeare muss weg: So lautet der Buchtitel des neuesten historischen Romans von Victor Nono. Erinnert irgendwie an den Filmtitel Fack ju Göthe. Hat aber überhaupt gar nichts damit zu tun. Spielt auch in einer ganz anderen Zeit. Nicht im Hier und Jetzt, sondern im 16. Jahrhundert, beziehungsweise im 17. Jahrhundert - zur Zeit William Shakespeares und später. Um den geht es - das macht ja schon der Buchtitel klar. Genauer: Wer war eigentlich Shakespeare? Und hat er tatsächlich alle Werke geschrieben, die unter seinem Namen berühmt wurden?

"Es gibt eine verbreitete Theorie", sagt Viktor Nono. "Sie besagt, dass die angeblichen Shakespeare-Schriften in Wirklichkeit von mehreren Autoren stammen." Einer davon, Christopher Marlowe, wurde 1593 ermordet, also lange, bevor Shakespeare bekannt wurde. Es gibt aber auch die These, dass Marlowe seine Identität und seinen Namen dauerhaft aufgab, um unter vielen Pseudonymen - einschließlich William Shakespeare - zu schreiben. 50 Jahre nach Shakespeares Tod machte sich Samuel Pepys daran, die Ungereimtheiten aufzuklären. Und er fand heraus, dass es eine Verschwörung gegeben hat.

Der englische Flottenbeamte Samuel Pepys (1633-1703) hat Tagebücher geschrieben. Und dabei nichts ausgespart. Ob es die Pest ist oder das große Feuer in London - alle Staatsaktionen am Hof und im Marineamt handelt er ebenso ab wie alltägliche Erlebnisse. Der Streit mit seiner Ehefrau beispielsweise, seine Seitensprünge, unangenehme Unpässlichkeiten, all das schreibt er auf. Und einer bekommt sein Fett ganz besonders häufig und ungeschönt ab - Shakespeare. An ihm lässt er kein gutes Haar. Samuel Pepys bezeichnet ihn als "überschätzten Scharlatan". Und ein Hass-Eintrag wurde immer und immer wieder kolportiert: "Das Theater unserer Zeit ist mies. Selten aber ist es so mies, wie wenn sie diesen elenden Shakespeare spielen."

Von 1660 bis 1669 hat Pepys seine Aufzeichnungen zusammengetragen - auf 3100 Seiten. Die vermachte er testamentarisch der Bibliothek der University of Cambridge. Dort wurden sie erst viele Jahre später - 1818 - entdeckt. "Die Recherche zu meiner Geschichte hat viel Spaß gemacht", sagt Viktor Nono. So liest sich auch das Buch. Es folgt Samuel Pepys, der sich auf den Weg macht, um Geheimnisse aufzudecken und Identitäten zu klären. Die Kardinalfrage lautet: Was hat es mit Shakespeare auf sich?

Viktor Nono ist promovierter Philosoph, Bildender Künstler und Autor. Er hat eine Professur für Philosophie an der Martin Buber Universität im niederländischen Kerkrade. Seit 2009 arbeitet er an künstlerischen Interpretationen zu Goethes “Faust„, Humboldts "Kosmos", Prousts "Liebe von Swann" und Melvilles "Moby Dick". Seine bisherigen Bücher heißen "Die Quirinusbrüder", "Schnee" und "Die falsche Hand". Seine künstlerischen Werke sind in nationalen und internationalen Ausstellungen und Museen zu sehen.

Viktor Nono: Shakespeare - muss weg!, Dahlemer Verlagsanstalt 2016, ISBN 978-3-928832-60-1

(RP)
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