Mönchengladbach Sommerleseclub ist "noch superer"

Mönchengladbach · Auf der Suche nach einem Begriff, der dieser Veranstaltung gerecht werden sollte, steigerte Kulturdezernent Gert Fischer das Wort super. Was nicht geht. Immerhin: Der Gladbacher Sommerleseclub ist der erfolgreichste bundesweit.

 Die Macher und die Förderer: (v.l.) Michael Plum, Daniel Pelzer, Brigitte Behrendt, Georg Maar, Simone Lax, Frieder Stephan Lust und Dennis Neelsen.

Die Macher und die Förderer: (v.l.) Michael Plum, Daniel Pelzer, Brigitte Behrendt, Georg Maar, Simone Lax, Frieder Stephan Lust und Dennis Neelsen.

Foto: RP-Foto; Raupold

Diese Bilanz kann sich sehen lassen: Seit 2006 haben 13.500 teilnehmende Schüler 82.000 Bücher gelesen. "Das ist, wenn man die Bücher aufeinanderstapelt, ein Turm so hoch wie der Burj Khalifa in Dubai", sagt die Leiterin der Stadtbibliothek Brigitte Behrendt. Dieser ist mit stolzen 828 Metern aktuell das höchste Gebäude der Welt. In den bevorstehenden Ferien beginnt der elfte Sommerleseclub - und alle Zeichen stehen wieder auf gutes Gelingen. Es gilt, den guten Ruf zu verteidigen: In 130 Städten Deutschlands gibt es den Sommerleseclub, Mönchengladbach liegt, was den Erfolg der Reihe betrifft, ganz weit vorn - vor Städten wie Bremen, Düsseldorf und Berlin. Ab heute können sich alle, die zwischen 10 und 13 Jahren jung sind, in der Stadtbibliothek Mönchengladbach, der Stadtteilbibliothek Rheydt oder online unter www.sommerleseclub.de anmelden - unbürokratisch und kostenlos. Interessenten sollten sich beeilen, denn das Kontingent ist begrenzt.

Das Motto heißt "Läuft bei dir". Das soll die entsprechende Altersgruppe motivieren. Wird's wohl auch. Denn da sind sich Macher und Förderer einig: So, wie der Sommerleseclub in Mönchengladbach aufgestellt ist, wird er ein Erfolgsmodell bleiben - dauerhaft. Das liegt mit Sicherheit an der Kompetenz der Mitarbeiter der Stadtbibliothek, das liegt auch an den Sponsoren - Landesregierung, Kultursekretariat Gütersloh, Borussia Mönchengladbach, Santander-Bank, Versorger NEW, Presse Keppel in Krefeld, Verein Lust am Lesen und andere - das liegt aber auch an den Preisen, die die Sommer-Leseratten gewinnen können. Beispielsweise einen Borussenschal, eine exklusive Stadionführung, eine Party im Volksbad und ein iPad mit Audiobook.

Die Stadtbibliothek stellt den Clubbern, so nennen sich die Teilnehmer des Sommerleseclubs, 3500 brandneue, topaktuelle Bücher zur Verfügung. Bei der Rückgabe des entliehenen Buches wird in einem Kurzinterview geprüft, ob der Teilnehmer es tatsächlich gelesen hat. Bestanden? Dann gibt's einen Stempel im Leselogbuch. So bleibt nichts dem Zufall überlassen - und schummeln geht nicht.

Im vergangenen Jahr hat die damals elfjährige Alina den Vogel abgeschossen: Sie verschlang in sechs Wochen sage und schreibe 68 Bücher. Dabei reicht es, ganz minimalistisch ein Buch zu lesen, um im Club der Clubber landen zu können. Ab drei gelesenen Büchern gibt es ein Zertifikat und einen positiven Vermerk im Zeugnis. Ab vier Büchern winkt der Borussen-Schal und so weiter. "Wir wollen aus Lesemuffeln Leseratten machen", sagt Brigitte Behrendt. Und es scheint, als sei dies schon in vielen Fällen gelungen. Jedes Jahr gibt es mehr Wiederholungstäter. "Das spricht für die Nachhaltigkeit unserer Veranstaltung."

Dennoch machen sich die Macher nichts vor. "Es wird schon schwieriger, junge Menschen für das Lesen zu begeistern", sagt der Leiter des Fachbereichs Bibliothek und Archiv, Guido Weyer. Im Kindergarten und in der Grundschule seien die Kinder noch hochmotiviert, in den weiterführenden Schulen werde es deutlich schwieriger. "Da gibt es einen regelrechten Leseknick", sagt Brigitte Behrendt.

Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich im Sommerleseclub zu betätigen. "Deshalb nehmen wir ausdrücklich auch Flüchtlinge auf." Da es noch sehr wenig zweisprachige Literatur gibt, werden leicht zu lesende Bücher zur Verfügung gestellt. "Und die Mitschüler werden die Flüchtlingskinder unterstützen."

www.moenchengladbach.de

(RP)
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