Mönchengladbach Plexiphones begeistern mit CD "Electric"

Mönchengladbach · Schon im Vorfeld sorgte das Album "Electric" in den Sozialen Medien und in der Presse für Wirbel. Die jetzt auch in Deutschland vorliegende Scheibe der Rockband Plexiphones erhielt vorab beeindruckende Kritiken u.a. in Finnland und Großbritannien.

 Das Cover des neuen Albums der Plexiphones.

Das Cover des neuen Albums der Plexiphones.

Foto: Rubberball Productions

Mehr noch ließ der Einstieg in die vor allem seismographisch wirkenden Internet-"Alternative Charts" (von 0 auf Platz 9) vor dem Erscheinen aufhorchen. All das richtete früh den Focus auf das neueste Werk der auch in England erfolgreichen Musikgruppe aus Gladbach.

Tatsächlich macht es viel Spaß, der Musik auf "Electric" zuzuhören. Trotz Pop-, Dance- und NDW-Attitüden aus den 80ern und mit Anleihen im 90er Jahre Rock klingt die Scheibe alles andere als Retro. Moderne, dichte Sounds, begeisternde Hooks, akzentuierte Breaks und klangvolle Bässe mit Solo-Linien, gießen das überwiegend gemeinsame Songwriting von Sänger Wolfgang Kemmerling, Gitarrist Christoph Brandenburg, Perkussionist Frank Mevissen, Bassist Kurt Schmidt, Schlagzeuger Rüdiger Tiedemann und Tasteninstrumentalist Michael von Hehl in mitreißende Formen. Dazu bestimmen treibende, extrem tanzbare Beats den Klang der neuen "Plexi"-Scheibe genauso, wie der fordernde aber auch flehentliche Gesang und die sphärische Synthi-Sequenzen. Gleißende Melodiebögen von Gitarre und Piano unterstützen das Werk, bei dem eine Songperle an die anderen ertönt.

Nicht nur handwerklich stimmt hier alles. Überwiegend tanzbare Ohrwürmer, die sich fröhlich und trotz aller rockigen Ingredienzien scheinbar poppig an einander reihen, machen Lust darauf, die 13 Stücke hintereinander zu hören. Bei aller spürbaren Leichtigkeit: Was zunächst so poppig daherkommt, steckt auch beim wiederholten Abspielen immer noch voller Überraschungen, wird auf einmal tiefgründig. In beinahe allen Kompositionen glitzert der Bass von Co-Produzent Kurt Schmidt durch, schiebt so die traditionelle Führungsrolle der Leadgitarre des klassischen GB-Rock, dem großen Faible der Plexis- beinahe auf ein Nebengleis.

In bemerkenswerter Weise weiß Gitarrist Brandenburg subtil damit umzugehen, hält das mit seinem Spiel gut aus, obwohl es schon von den Keyboards arg bedrängt ist. Nix also ist mit der von den Cracks so beschworenen britischen Tradition kreischender oder linienführender E-Gitarre. Wer das ein oder andere Stück von Underground-Releases der Band bereits kennt, erfährt beinahe lehrbuchartig, wie Produzent Tom E. Morrison das frühe Rohmaterial veredelt. Eine im Vergleich zur Erstveröffentlichung stark veränderte Studioabmischung und teils neue Arrangements sorgen für ein angenehmes Hörgefühl.

Bei aller Komplexität der Studioproduktion wurden Freiräume geschaffen. Hinreißende Gitarrenbögen ("Slow Down") und Synthi-Pop Ups ("Love Child") hauchen den Songs neues Leben ein. Sie klingen auf einmal taff und radiotauglich, ohne sich anzubiedern. Insgesamt ist "Electric" ein starker Silberling mit gelungenen Arrangements, pumpenden Beats und tanzbaren Grooves.

(pa)
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