Mönchengladbach Omer Klein - Zauberer am Jazzpiano

Mönchengladbach · Fine Art Jazz: Die Jazz-Konzertreihe war zum ersten Mal zu Gast im Showroom des Klavierbauers Filipski in Hehn.

 Ein Klavierkonzert in einem Schauraum, wo Flügel und Klaviere zum Verkauf stehen - das passt ins Konzept der Initiative "Public Jazz". Samstagabend stellte sich in Hehn der israelische, in Düsseldorf lebende Pianist Omer Klein vor.

Ein Klavierkonzert in einem Schauraum, wo Flügel und Klaviere zum Verkauf stehen - das passt ins Konzept der Initiative "Public Jazz". Samstagabend stellte sich in Hehn der israelische, in Düsseldorf lebende Pianist Omer Klein vor.

Foto: Jörg Knappe

Möchte man Omer Klein und seine Musik verstehen, so kann man einiges über den aus Israel stammenden Pianisten in Erfahrung bringen. Nachlesen, wie reflektiert er von sich erzählt; nachforschen, wo wann und von wem sein Klavierspiel beeinflusst wurde. Wie sich bei ihm Orient und Okzident auf besondere Weise mischen.

Man kann bewundern, wie er aus der Provinz zwischen Tel Aviv und Haifa sich zunächst auf den Weg nach Tel Aviv machte, um dann in den USA, am New England Conservatory in Boston, zu lernen. Man kann staunen, wie sein Weg in New York weiter ging. Sich wundern - oder auch eben nicht -, dass er sich in Düsseldorf niedergelassen hat.

Aber man kann sich diese Gedanken und das Nachforschen auch sparen, einfach die Augen schließen und seinem Klavierspiel lauschen. Was man dabei erlebt, war dank der Initiative "Fine Art Jazz" in einem ausgesprochen spannenden Ambiente - dem Showroom von Piano Filipski in Hehn - erfahrbar. In dem ehemaligen Stall, das in seiner Hinterhofatmosphäre an ein Industrial-Offspace erinnert, also wunderbar passt, stellte Omer Klein neben ausgewähltem Repertoire sein neues Album "Fearless Friday" dem Publikum vor. Jedoch füllte Klein den Abend, im Gegensatz zum Album, alleine, ohne sein Trio. Bewies, wie raumgreifend und nuanciert, oder auch rhythmisch mitreißend der Pianist mit seiner Kunst sein kann. Wie erstaunlich gut seine Musik solistisch funktioniert.

Aber, was erlebt man nun genau, wenn man, ob mit offenen oder geschlossenen Augen, einen Abend mit Omer Kleins Musik verbringt? Auffällig als Erstes ist sein unbeschreiblich kraftvoller Zugang zu seinem Instrument - auch wenn er mal die poetisch sanfteren Töne sucht. Sowohl strukturell als auch klanglich mutet er seinem Publikum viel offen liegende Energie zu.

Wie er selbst sagt, klingt vieles eklektisch, wahrhaft wie ein Schmelztiegel verschiedenster Einflüsse. Mal gesellt sich bekanntes - aber keinesfalls aufgesetztes - Jazz-Piano zu klassizistischer Raffinesse. Mal blitzen orientalische Klangidiome, so in dem Song "Niggun", auf. Omer Kleins Musik steigert sich, hin und wieder fast wie ein Bach-Präludium beginnend. Endet in orgiastischen Höhen, so in "Yemen".

Nein, Weichspül-Piano gibt es bei ihm nicht; und wenn, dann nur scheinbar, wie in dem wunderbar doppelbödig melancholischen Anfang von "Fear of Heights" von dem Album "To the Unknown". Keine effektvoll-seichte Harmonik, nur ganz wenig Beiwerk und in erster Linie eine Stringenz, die durch bewusst brüchige Sprache noch mehr an Kraft gewinnt.

Einfallsreichtum und Künstlercharakter, beides wird besonders augenscheinlich bei dem Titelsong des Albums. Aber wie er selbst sympathisch formuliert, ist ihm die Interaktion zwischen Zuhörer und Musiker bewusst; jede Musik ändert sich durch das Publikum, durch den einzelnen, der sie wahrnimmt und für sich deutet. Danke für diesen Abend!

(laki)
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