Mönchengladbach Mit einer Karotte durch Paris

Mönchengladbach · Heute wird die Ausstellung "S letter" von Gabriele Horndasch eröffnet. Der Kunstverein MMIII zeigt spannende Videoprojektionen und mehr von der Düsseldorfer Künstlerin im Rudolf-Boetzelen-Silo an der Künkelstraße 125.

 Im Rudolf-Boetzelen-Silo zeigt der Kunstverein MMIII Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Gabriele Horndasch. Heute ist Eröffnung.

Im Rudolf-Boetzelen-Silo zeigt der Kunstverein MMIII Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Gabriele Horndasch. Heute ist Eröffnung.

Foto: Detlef Ilgner

Mit einer Karotte tagelang durch Paris laufen und sich dabei filmen lassen? Das machte Gabriele Horndasch im August 2011 und schuf damit das Material für ihre Videoprojektion "Selbstzensur". Das ist eine ihrer Arbeiten, die ab heute im Rudolf-Boetzelen-Silo zu sehen sind. Aber wer jetzt an eine essbare Möhre denkt, irrt sich. Die Karotte bezeichnet in Frankreich auch das rautenförmige, oft neonbeleuchtete Zeichen vor Tabak-Läden. Für ihren Marsch durch Paris fertigte die international tätige Künstlerin sich einen dem Zeichen ähnlichen Neongürtel an, der mehrere Kilos wog und den sie mit einer Autobatterie betrieb. Mal langsam, mal schnell, lief sie durch die Pariser Straßen und verbeugte sich sogar vor dieser Karotte. "Es war lustig, zu beobachten, wie die Menschen den Moment ihrer Verwunderung zu verstecken versuchten", beschreibt sie die Reaktionen auf ihre Performance.

Aber warum ausgerechnet Tabak? "Ich selbst rauche nicht und bin auch nicht an Tabak interessiert, aber mich faszinieren die Zeichen." Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeit "S letter" wider, die der Ausstellung ihren Namen gibt: Die ausrangierten Leuchtreklame-Buchstaben "ELEKTRO EISENBAHNEN WAFFEN MUNITION" der Firma Elektro Settler stellte sie um und gab ihnen einen neuen Sinn: "WIR HABEN MONETEN FEINKOST AUF LEINEN". Wer gespannt darauf ist, welche neuen Kombinationen sich aus diesen Lettern noch basteln lassen, sollte sich die Ausstellung nicht entgehen lassen. Denn eine komplette Wand des Fabrikgebäudes ist mit solchen sprachverspielten Anagrammen bestückt. Und selbst der Titel "S letter" ist eins.

Aber auch ihre Videoinstallation passt sich an die ungewöhnliche Architektur des Silos an: Um die Sequenzen zu sehen, muss man nach oben schauen - an die Decke. 16 mal 9 Meter sind ihre Maße, 16:9 ist auch das Videoformat. Die Decke ist in neun Felder unterteilt und damit perfekt für die Projektion der neun Sequenzen geeignet.

Der Kunstverein MMIII präsentiert vier bis sieben Ausstellungen im Jahr, Schwerpunkt ist zeitgenössische Kunst. Das nächste große Projekt findet in Kooperation mit der Villa V in Viersen statt: "DoppelX", bei dem die vier Künstler - Vesko Gösel, Vera Lossau, Daniel Schubert und Eva Weinert - ausstellen. Alle haben einen besonderen Bezug zu Mönchengladbach, zum größten Teil sind sie Stipendiaten der Stadt. Einen Vorgeschmack gibt es bereits im Rahmen von "nachtaktiv" am 4. Juni zu sehen: Das Ladenlokal des Vereins Waldhaus 12 zeigt die Ausstellung "Go with the flow". Heute um 19.30 Uhr findet aber zunächst die Vernissage von Gabriele Horndasch im Silo des MMIII statt. Zu ihrer Arbeit sagt sie: "An der Grenze, wo ich zu sein aufhöre und wir werde, räumlich wie zeitlich gesehen, spielt sich meine künstlerische Arbeit ab."

Zu sehen sind Gabriele Horndaschs Arbeiten vom 1. bis 29. Mai jeweils sonntags von 11 bis 14 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung. Weitere Informationen: www.MMIII.de und Telefonnummer 0173 9114494.

(sofir)
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