Eselei Lasst uns reden über die Esel

Mönchengladbach · Susanne Titz ist begeistert. "Die haben so tolle Konturen, diese Linie auf dem Rücken, die Zeichnung der Beine - einfach hübsch." Klar, als Museumsdirektorin ist sie zunächst mal an der ästhetischen Erscheinung der Esel im Odenkirchener Tierpark interessiert. Gemeinsam mit Zoodirektorin Dr. Katrin Ernst besucht sie Goldi, Lea, Luna und Papa-Esel. Katrin Ernst sagt: "Ich liebe Esel." Susanne Titz sagt: "Ja, das sind interessante Tiere."

Eselei: Lasst uns reden über die Esel
Foto: Ilgner Detlef

Die vier Esel finden derweil die beiden Menschen besonders interessant. Die haben Futter in der Hand. Alle vier drängen sich an sie, Lea sucht irgendetwas in der Tasche von Susanne Titz, Goldi knabbert zärtlich an Katrin Ernst. Also an ihrem Arm. Worauf die Tierparkleiterin das Grautier sanft zurückweist. Susanne Titz erklärt Katrin Ernst, warum sie die Esel von Rita McBride, die im September auf dem Sonnenhausplatz ankommen werden, so überaus spannend findet. "Die Esel verkörpern das Sinnbild des Menschen", sagt sie.

Ihre vermeintliche Störrigkeit sei in Wirklichkeit Klugheit. Und die helfe ihnen dabei, alle Widerstände zu überwinden. "Man kann von den Eseln eine ganze Menge lernen", sagt Katrin Ernst. "Sie lassen sich zu nichts zwingen, haben ihre eigene Geschwindigkeit und ihren eigenen Kopf." Der Umgang mit dem Esel entschleunige den Menschen. Susanne Titz saß in der Jury, die über die künstlerische Gestaltung des Sonnenhausplatzes zu entscheiden hatte. "Rita McBride hat sich sehr viele Gedanken über die Gestaltung der Esel gemacht,"

Wichtig sei die Position der Tiere auf dem Platz und zueinander. "Donkeys Way" - so heißt die Arbeit - zeige die Wege der sieben Grautiere. "Sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen, vom Berg herunter, vom Minto, vom Step hoch." Ihre Lauflinien werden im Belag des Platzes angezeigt. Schnurstracks geradeaus läuft keiner von ihnen. "Das machen wir Menschen ähnlich", sagt Susanne Titz. "In Parks werden oft die angelegten Wege verlassen, die Menschen suchen sich ihre eigenen Wege." So entstehen Trampelpfade.

Katrin Ernst betrachtet die Esel aus der Sicht der Biologin. "Die Esel sind genügsam, ausdauernd, und sie fressen wenig - und ausschließlich Heu." Mehr bräuchten sie nicht, schließlich würden sie im Tiergarten nicht arbeiten. "Das Thema kennen Ärzte und Diätköche auch", sagt Susanne Titz. Die Esel hören der Unterhaltung völlig entspannt zu. "Die genießen die Situation", sagt Katrin Ernst. Denn oft hätten die Tier Langeweile. Dagegen helfen Äste, die die Tierpfleger ins Gehege bringen. Daran knabbern die Esel - das ist ja schon mal was. "Jedes Tier braucht eine positive Herausforderung", sagt die Tierpark-Chefin. "Jedes Lebewesen braucht das", sagt die Museums-Chefin.

Katrin Ernst und Susanne Titz sind davon überzeugt, dass die Mönchengladbacher die Donkeys von Rita McBride in ihr Herz schließen werden.

(RP)
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