Mönchengladbach Kunst im Weinhof

Mönchengladbach · Muttis Junge hat eine kolbenförmige Riesennase, die fast bis zum Kinn reicht. Die von der Heulsuse ist nur unwesentlich vorteilhafter. Und der späte Gast? Na ja. Sind wirklich keine Schönheiten, die da an der Wand hängen. Aber lustig. Und spätestens, wenn der Betrachter am Ende der Reihe angekommen ist, erblickt er im Spiegel sein eigenes Konterfei. Und fragt sich womöglich: Wem würde ich denn am liebsten begegnen wollen? Kadie Schmidt-Hackenberg hat die ungewöhnlichen Porträts gezeichnet und im Weinhof Voosen an die Wand gehängt. Sie ist eine von neun Künstlerinnen und Künstlern, die bis zum 28. August einige ihrer Werke in dem hübschen Haus, das früher einmal eine Sauerkrautfabrik beherbergte, präsentieren. Das Thema: Begegnungen.

Mönchengladbach: Kunst im Weinhof
Foto: Jörg Knappe

"Das Thema fanden wir gerade an einem Ort, in dem sich Menschen zum essen, trinken und plaudern treffen, gut", sagt Denny Neumann, der den Weinhof Voosen gemeinsam mit Judit Nora Toth führt. Über die Online-Galerie Grevy hat er die Künstler ausgewählt und eingeladen, in dem urigen Haus ihre Kunst zu zeigen. "Die Menschen kommen auch über die Kunst ins Gespräch - da gibt es eine Menge zu entdecken." Jedes Vierteljahr soll eine andere Ausstellung gezeigt werden. Das Thema wird jeweils vorgegeben.

Michaele Helker hat ihre eigene Sicht vom menschlichen Miteinander. Sie zeigt anonyme Reisende mit reichlich Gepäck - in der Regel von oben. "Homo mobilis" heißen die Collagen, in die sie Zeitungen und Bahnkarten eingearbeitet hat. Vier große abstrakte Bilder zeigt Gesa Kieselmann-Fricke. Durch die recht verhaltene, teils dunkle Farbgebung schimmert dennoch immer das Licht.

Geradezu poetisch sind die zarten Bilder von Ursula Traschütz, die sie aus Papier, Flugsamen und alten Buchseiten gestaltet. Letztere schneidet sie in schmale Streifen und formt aus diesen der Naur entnommene Formen, die sie in ruhige Abfolgen bringt. Bei aller Zartheit sind ihre Bilder dennoch unaufdringlich dynamisch. Und der Betrachter wird eine Art von Ehrfurcht empfinden angesichts des vergilbten Papiers. Eine ganz anders gestaltete Arbeit der Künstlerin ist ihr Erinnerungsbild. Das man eigentlich gar nicht Bild nennen darf, besteht es doch aus exakt 312 durchsichtigen Kunststoffschachteln mit Inhalt. Ein Hustenbonbon ist zu entdecken, eine Lakritzschnecke, Muscheln, Herzen, eine Micky Maus, ein Tampon - alles Sachen, die Ursula Traschütz nach dem Auszug ihrer Kinder überall im Haus entdeckt hat. Es ist ein Blick zurück, auch ein Abschied.

Der aus Argentinien stammende Künstler Guillermo Federico Heinze stellt drei Hologramme aus, faszinierende Bilder, die jede Bewegung des Betrachters mitmachen. Max Ströder malt - am liebsten Menschen im Regen. Seine Bilder (auf dem Foto zu sehen) wirken wie Schwarz-Weiß-Fotografien, zum Teil etwas verwackelt, zum Teil scharf. Markant sind seine Perspektiven. Er zeigt etwa einen Menschen unter einem schwarzen Regenschirm, Von ihm ist allerdings nur ein Bein zu sehen. Bedrückend die Rückenansicht von Menschen in hässlichen Unterführungen. Susebee zeigt gedruckte unscharfe Porträts, in denen sich der Betrachter spiegelt und so Teil der Arbeit wird. Und Letita Gaba tuscht wild-fantastische Wesen auf weißes Papier. "Jetzt ist alles gut" heißt die Reihe.

Die Finissage ist am 28. August um 19 Uhr. Anmeldung unter 02161 581027. (www.weinhof-voosen.de)

(RP)
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