Mönchengladbach Händels "Messiah" in der Originalfassung

Mönchengladbach · Das erste Chorkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle war gut besucht, und die Aufführung des "Messiah", so der Original-Titel, fand zurecht beim Publikum viel Anklang. GMD Mihkel Kütson legte Wert auf historische Authentizität.

 Das erste Chorkonzert brillierte mit Händels Oratorium "Messiah" in der Originalfassung.

Das erste Chorkonzert brillierte mit Händels Oratorium "Messiah" in der Originalfassung.

Foto: Detlef Ilgner

Als Händels Oratorium "Messiah" 1771 zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt wurde, geschah das noch in der englischen Urfassung von Charles Jennens. Einige Jahre später, als Carl Philipp Emanuel Bach das Werk ebenfalls in Hamburg aufführte, konnte er auf Friedrich Gottlieb Klopstocks Übersetzung ins Deutsche zurückgreifen. Später steuerte auch Johann Gottfried Herder eine Übersetzung bei.

In diesem Jahr wird der Messias relativ häufig aufgeführt, doch in der englischen Originalfassung begegnet man dem Oratorium in unseren Breiten nur selten. So war es durchaus informativ, in der Kaiser-Friedrich-Halle das beliebte Werk einmal in der Sprache zu hören, in der Händel es komponierte. Das Textverständnis war unproblematisch, enthielt das Programmheft doch das Libretto auf Englisch und Deutsch.

Das erste Chorkonzert war gut besucht, und die Aufführung des "Messiah", so der originale Titel, fand zu Recht beim Publikum viel Anklang. Gleich mit den ersten Takten der Sinfonia, der Orchester-Einleitung, wurde klar, dass Gesamtleiter GMD Mihkel Kütson auf historische Authentizität Wert legte. Die Streicher sparten am Vibrato und vor allem: Sie achteten auf Transparenz. Die Tongebung war schlank, schnelle Noten wurden nicht zu breit genommen. Der Gesamtklang war lebendig und federnd. Das Verhältnis zu Chor und Solisten stimmte. Es zahlte sich aus, dass das Orchester bei der Begleitung der Solisten kleiner besetzt wurde als beim Zusammenwirken mit dem Chor.

Gut aufgelegt war auch der von Maria Benyumova sehr sorgfältig einstudierte Niederrheinische Konzertchor. Engagiert waren die Mitglieder bei der Sache. Kraftvoll erklangen die beliebten Passagen wie das Hallelujah oder "The Prince of Peace", eindringlich gelangen auch die besinnlich leisen Passagen wie "Since by man came death" im dritten Teil.

Interessant war auch festzustellen, dass Übersetzungen gelegentlich zu inhaltlichen Veränderungen führen. Rezitativ und Arie für den Bass handeln auf Deutsch von einer Posaune, auf Englisch von einer Trompete. Eben die wird auch von Händel eingesetzt. Um es nicht zu vergessen: Sie wurde sehr gut gespielt.

Die Bass-Arien waren bei Andrew Nolen zuverlässig aufgehoben. Für den erkrankten Tenor Michael Siemon war kurzfristig Markus Brutscher gekommen, der eine tadellose Partie ablieferte. Für die junge Mezzosopranistin Agnes Thorsteins war der gut gelungenen Auftritt ein kräftiger Sprung nach vorn, vom Opernstudio auf die große Bühne. Über die Entwicklung der Sopranistin Sophie Witte durfte man sich noch vor wenigen Tagen beim Fauré-Requiem freuen. Ihre Messiah-Partie war ein weiterer Glanzpunkt.

Erfreulich war auch die Begeisterung, mit der alle Mitwirkenden hör- und sichtbar bei der Sache waren. Begeistert war auch der Beifall des Publikums.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort