Mönchengladbach Geschichten aus der barocken Götterwelt

Mönchengladbach · "The Gods Must Be Crazy": Kobie van Rensburg lässt die Emotionen knallen. Der liebestolle Jupiter, seiner Ehefrau Juno überdrüssig, sucht bei Euromelista Liebesfreuden, was deren Ehemann Nondonis zu Wutausbrüchen bringt.

 Szene aus dem Opern-Pasticcio "The Gods Must Be Crazy", das eine umjubelte Premiere feierte.

Szene aus dem Opern-Pasticcio "The Gods Must Be Crazy", das eine umjubelte Premiere feierte.

Foto: Matthias Stutte

"Kurz, kurzweilig und von hoher musikalischer Qualität", so äußerte sich zutreffend ein Musikkenner nach der Premiere des Opern-Pasticcios "The Gods Must Be Crazy" ("Die Götter müssen den Verstand verloren haben") im ausverkauften Studio des Theaters.

Regisseur Kobie van Rensburg hatte seiner Produktion eine Geschichte aus der barocken Götterwelt zugrunde gelegt: Der liebestolle Jupiter, seiner aggressiven Ehefrau Juno überdrüssig, sucht bei Euromelista irdische Liebesfreuden, was deren Ehemann Nondonis zu waffenbewehrten Wutausbrüchen bringt. Die ebenfalls wütende Juno lässt ihre Elfe (in der Gestalt von Euromelistas Schwester Hermione) diese überreden, Jupiter dazu zu bringen, sich ihr in seiner göttlichen Gestalt zu zeigen. Das würde der Verhassten den sicheren Tod bringen. Die List gelingt, und das Schreckliche geschieht. Doch Jupiter befiehlt Apollo, seine Geliebte aus der Asche wieder auferstehen zu lassen. So endet - ungeachtet der weiterhin grollenden Juno - die Geschichte friedlich.

Van Rensburg hat nicht nur mit den vier Stipendiaten des Opernstudios die für diese Produktion ausgewählten, extrem schwierigen Arien von Georg Friedrich Händel und Henry Purcell einschließlich der Rezitative minuziös erarbeitet, er schuf darüber hinaus frappierende Lichteffekte, die aus dem nüchternen Studio eine veritable Bühne zauberten und - auch dank der spielerischen Qualitäten der Akteure - das Publikum unschwer in faszinierende Sphären entführte. Die spannende Story ist ohne jede Unterbrechung gedacht, deshalb sollten bei weiteren Vorstellungen die Besucher gebeten werden, auf Zwischenapplaus zu verzichten.

Amelie Müller ist in der Rolle der Euromelista die vokale Hauptlast zugedacht, die sie mit ihrem leuchtenden, höhenverliebten und koloraturgewandten Sopran, gepaart mit einnehmender Darstellung, scheinbar mühelos trägt. Eine Glanzleistung. Die Partie der Juno musste Dimitra Kalaitzi-Tilikidou kurzfristig für die erkrankte Manon Blanc-Delsalle übernehmen. Die Griechin löste diese Herkulesaufgabe mit großer Souveränität, getragen von ihrem angenehm grundtönigen Mezzo mit sicherer Höhe und schillernden Farben. James Park, ganz eleganter Gott, lieh seinen flexiblen, in allen Lagen ausgeglichenen Tenorglanz dem schwärmerischen Jupiter. Shinyoung Yeo war nicht nur der wütende Nondonis mit baritonaler Wucht, auch Lyrischeres war ihm nicht fremd.

Studiomitglied Yorgos Ziavras leitete sorgfältig und überlegen ein hoch motiviertes Streichquintett aus Mitgliedern der Niederrheinischen Sinfoniker, koordinierte den Gesang und spielte dabei auch noch Cembalo und Orgel. Wer sich bei wunderschöner Musik eine gute Stunde lang prächtig unterhalten möchte, darf diese Produktion nicht verpassen.

Weitere Vorstellungen: Dienstag, 31. Mai; Freitag, 10. Juni; Samstag, 9. Juli; jeweils 20 Uhr im Studio

(oeh)
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