Mönchengladbach Felix Kieser begeisterte im Meisterkonzert

Mönchengladbach · Felix Klieser ist ein außergewöhnlicher Künstler. Der erst 25-jährige Hornist gilt als eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente - und das, obwohl er keine Arme hat. Zunächst ist der Zuhörer fast erschrocken, wenn er mit ansieht, wie der schmale, bewundernswert durchtrainierte junge Mann sein linkes Bein schwungvoll auf eine Ablage neben dem auf einem Ständer befestigten Horn hebt und dann mit seinen Zehen punktgenau die Ventile bedient.

Doch das Publikum in der sehr gut besuchten Kaiser-Friedrich-Halle, in der Felix Klieser und sein Begleiter Christof Keymer anlässlich des vierten Meisterkonzertes ihre Aufwartung machten, waren nicht gekommen, um Kunststücke zu bewundern. Sie feierten einen trotz seiner Jugend gefestigt und reif erscheinenden Künstler, der nicht vor seinen körperlichen Problemen kapituliert, sondern das Allerbeste daraus macht und auch noch mit seiner Kunst beschenkt.

Ein besonderes Verhältnis hat der Echo-Klassik-Preisträger des Jahres 2014 zur romantischen Musik, das dokumentiert auch seine Debüt-CD "Reveries = Träumereien". Mit einer Auswahl daraus erfreute er sein Auditorium.

Schien Klieser bei Robert Schumanns "Adagio und Allegro" noch ein wenig fahrig, so gelang das "Andante C-Dur op.posthum" von Richard Strauss ebenso makellos wie die heitere Sonate F-Dur op.17, die Ludwig van Beethoven innerhalb von nur zwei Tagen im Jahre 1800 in Wien schrieb und die dort eine umjubelte Uraufführung erlebte.

Mit Reinhold Glière (1875-1956) - einem aus dem sächsischen Klingental ins russische Zarenreich eingewanderten Komponisten und dessen animierender Ausdruckskraft machte der Hornist in "Vier Stücken aus op. 35" bekannt. Hier und mehr noch in der abschließenden Sonate Es-Dur op. 178 von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) waren der dynamisch reich gestaffelte, wunderbar weiche und doch substanzreiche Ton Kliesers ebenso zu bewundern wie seine ausgefeilte Technik.

Unabdingbar ist gerade bei einer so besonderen Künstlerkonstellation ein Begleiter, der bereit und in der Lage ist, optimal auf seinen Solisten einzugehen. Der technisch brillante Christof Keymer ist ein solcher Mitgestalter und Partner am Tasteninstrument mit seinem im Mezzoforte und Forte harten Anschlag, dass er den eher sanften Hornton nicht selten übertönte. Das war der einzige Wermutstropfen an diesem Abend, der jedoch in der nachdrücklich erbetenen Zugabe - einer "Romanze" von Camille Saint-Saens - relativiert wurde.

(RP)
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