Mönchengladbach Ein würdevolles Gotteslob im Münster

Mönchengladbach · "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn", so klang es anlässlich des ersten Städtischen Chorkonzertes in Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie-Kantate "Lobgesang" machtvoll durch den ehrwürdigen Sakralraum des im Mittelschiff lückenlos besetzten Mönchengladbacher Münsters. So wie der Komponist es in seiner Widmung niedergeschrieben hatte: "Die Musica möge im Dienste dessen stehen, der sie geschaffen hat."

Der immer wieder mal geäußerten Kritik an einer zu süßlichen Klangsprache Mendelssohns setzten Generalmusikdirektor (GMD) Mihkel Kütson, die "Niederrheinischen Sinfoniker", drei treffliche Solisten und nicht zuletzt der bestens vorbereitete "Niederrheinische Konzertchor" (Einstudierung Maria Benyumova) eine von mitreißender Musizierfreude beseelte Interpretation entgegen.

Die nicht zu leugnende Überakustik des Kirchenraumes überlistete der GMD in den ersten drei rein instrumentalen Sätzen des gut 70-minütigen Werkes, das zur 400-Jahrfeier der Erfindung des Buchdrucks entstand, durch eine überlegt strukturierte und damit gut durchhörbare Interpretation, die Streicher wie Bläser genauestens und wohlklingend umsetzten.

Der Konzertchor - zwar nicht zahlenmäßig, dennoch klanglich ausgeglichen - fesselte mit beachtlicher Strahlkraft, reicher Differenzierung und bewundernswerter Höhensicherheit (Soprane!) - lediglich gegen Ende taten die Bässe ein wenig des Guten zu viel. Kütson erreichte mit bedingungslosem Einsatz ein stimmiges Miteinander von Chor und Orchester.

Opernsänger, die auch im Konzertbereich bestehen können, sind dünn gesät, doch an den "Vereinigten Bühnen" gibt es sie - diesmal waren es Sophie Witte, Sopran, Manon Blanc-Delsalle, Mezzosopran (aus dem Opernstudio) und Michael Siemon, Tenor. Faszinierend zu erleben, wie Letzterer mit flexibler Gestaltung und tenoralem Glanz den Anbruch des Tages herbeisehnte, der nicht nur das Licht des Glaubens, sondern auch das "Licht des Wissens" dank der Erfindung des Buchdrucks meint. "Die Nacht ist vergangen" ist dann die erlösende Antwort der silbrig und dennoch rund und angenehm singenden Sophie Witte. Schließlich das Duett "Ich harrete des Herrn", in dem sich die Stimmen Wittes und Blanc-Delsalles wunderschön verbanden. Ein beglückender, mit großem Beifall bedachter Abend.

(oeh)
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