Mönchengladbach Ein Held mit Gefährtin - Tondichtung der Kontraste

Mönchengladbach · Liza Ferschtman sorgte in Brahms' Violinkonzert für ein Glanzlicht im 6. Sinfoniekonzert. Mihkel Kütson leitete es.

Mit einem feinen, ausgewogenen und romantischen Klang begann die Orchestereinleitung zum Violinkonzert von Johannes Brahms - und man ahnte: Wenn jetzt noch die Solistin hält, was der Veranstalter verspricht, dann wird es was Tolles. Die Ahnung trog nicht.

Zum 6. Sinfoniekonzert kam mit Liza Ferschtman eine vorzügliche Geigerin in den Konzertsaal des Theaters. Sie bestach durch souveräne Technik, einen kraftvollen, durchsetzungsfähigen Ton und stimmige musikalische Gestaltung. Wuchtig spielte sie auf ihrer Guarneri-Geige die Akkordschläge und die Triller-Kaskaden, fein gesponnen reihten sich die Kantilenen, brillant gelang die Fritz-Kreisler-Kadenz. Auch an der Orchesterbegleitung war nichts auszusetzen; hervorzuheben ist das tonschöne Oboen-Solo im zweiten Satz, mustergültig gespielt von Yoshihiko Shimo. Zu Recht gab es begeisterten Beifall, für den sich die niederländische Geigerin mit Bachs Andante aus der zweiten Solo-Sonate bedankte. Prägnant markierte sie die Unabhängigkeit der Stimmen.

Ein opulentes Werk folgte im zweiten Teil mit Richard Strauss' "Ein Heldenleben". Das erfordert eine üppige Orchesterbesetzung mit 80 Musikern und dauert rund 50 Minuten. Mit dem Helden meinte der junge Strauss sich selbst, mit "Des Helden Gefährtin" folgerichtig seine Frau Pauline. Die muss, wenn man den Schilderungen der Zeitgenossen glauben darf, eine merkwürdige Mischung zwischen kokett und Hausdrache gewesen sein. Wie auch immer: Für die Darstellung von Gegensätzen ist die Geige gewiss ein passendes Instrument. So komponierte Strauss, ein Meister der Instrumentierung, den 3. Satz als Violinkonzert. Konzertmeister Philipp Wenger erwies sich hierfür als kompetenter Interpret, der mit sicherer Technik und differenzierender Musikalität die verschiedenen Stimmungen der Komposition auslotete.

Mit "Des Helden Widersacher" dürften wohl gehässige Kritiker gemeint sein. Die schrille Kombination von Holzbläsern und Tuba ließ keinen Zweifel aufkommen, dass Strauss hier einige alte Rechnungen begleichen wollte. Insgesamt durften sich alle Orchestergruppen der Niederrheinischen Sinfoniker auszeichnen, Blechbläser und Schlagzeuger sorgten für Dramatik, sonore Streicherklänge fürs Elegische.

Die Verantwortung für das Ganze war bei Generalmusikdirektor Mihkel Kütson bestens aufgehoben. Langer, begeisterter Applaus dankte allen Beteiligten für ein mitreißendes Konzert.

(-tr)
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