Mönchengladbach Die Vinyl-Garage - #Lieblingsladen

Mönchengladbach · Auf das erste Mal kommt es an. In jeder Beziehung. Das erste Mal entscheidet darüber, wie die Dinge werden: gut oder schlecht, toll oder blöd. Wenn im Fußball zum Beispiel die erste Aktion eine gute ist, wird es ein gutes Spiel - meistens jedenfalls (im Fußball sollte man nie immer sagen). Wenn es in einer Beziehung gleich im ersten Augenblick funkt, dann wird daraus meist etwas Großes. Da fliegen die Funken der Zuneigung herum wie Flipperkugeln und kriegen sich gar nicht mehr ein: klack, klack, klack und dann mitten ins Herz.

 Da ist sie: Ask. Meins! Ohne drei, zwei, eins.

Da ist sie: Ask. Meins! Ohne drei, zwei, eins.

Foto: KK

Das erste Mal in der Vinyl-Garage war toll. Das ist natürlich keine objektive Aussage, sondern eine total subjektive. Und gewissermaßen ist dieses Werturteil auch total konsumorientiert, denn es gab ein tolles Fundstück. Doch war diese Platte nur das Medium, denn bei Plattenläden geht es immer auch um das "Jeföhl".

Plattenläden sind ebenso lust- wie huldvolle Orte. Man genießt mit nahezu allen Sinnen. Zeit spielt in Plattenläden nicht wirklich eine Rolle, denn beim Stöbern taucht man weg in andere Sphären: Die Zeit verschwindet förmlich, Plattenläden sind Zeitvertreib im reinsten Sinn. Und man ist dort in guter Gesellschaft. Denn irgendwie hat jeder, der da ist, Kultur. Es muss so sein. Denn Vinyl ist Retro und Retro ist eigentlich immer gut (Widerrede nicht geduldet!). Die Musikgeschmäcker sind verschieden. Da muss man auch keinen Kompromiss machen. Auch auf Vinyl klingt Scheiß-Musik mies. Doch es geht um die Sache: Vinyl! Es ist das verbindende Element im Orbit Plattenladen. Vinyl heißt auch Plattenspieler statt Playlist. Musikhören dann nicht in der Endlosschleife irgendwelcher digital generierter Listen ohne Seele, sondern ganz bewusst, selektiv und genussvoll.

Menschen in Plattenläden haben auch eine gewisse Haltung. Geistig sowieso, aber auch körperlich, zumindest auf der Jagd nach Platten: Der Oberkörper ist nach vorn gebeugt, der Blick geht (natürlich angestrengt und hochkonzentriert, es geht ja um die wichtigste Sache der Welt, ein tolle Platte, die es vielleicht zu finden gibt), nach unten, die Finger fingern Scheibe für Scheibe durch, patsch, patsch, patsch, so klingt es leise, wenn Platte auf Platte trifft. Gibt es ein Fundstück, steigt innen drin Jubel auf, die Begeisterung, das Glücksgefühl. Man blickt sich verstohlen um und sichert das Objekt voller Begierde. Meins! Ohne drei, zwei, eins.

Vorsichtig wurde das Fundstück herausgezogen. Angestarrt (ja, ja), weil ungläubig: "DAS! HIER!? The Smiths, Maxi-Single (1986), "Ask", B-Seite (die hat nur Vinyl!): "Cemetry Gates" und "Golden Lights"!!! Grandios, Vinyl-Garage, dass es hier in Gladbach nun so etwas gibt! Das nächste Stöbern ist garantiert! Und wenn es kein Fundstück gibt, wird verziehen, versprochen! Und danke fürs Reinigen (!) einer außergewöhnlichen Platte. Klingt gut, unsere Beziehung. Wie heißt es in der Sprache der sozialen Netzwerke: #lieblingsladen.

(RP)
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