Mönchengladbach Der Barbier folgt auf die verrückten Götter

Mönchengladbach · Kobie von Rensburg hat in dieser Saison mit dem Opernstudio begeistert. Nun folgt sein nächster Streich.

 Alte Musik zeitgemäß in Szene gesetzt: Amelie Müller als Euromelista sehnt sich nach Jupiters Liebe. Der wird von James Park gegeben, der real auf der Bühne steht und zeitgleich mit schwingenden Flügeln auf die Leinwand projiziert wird.

Alte Musik zeitgemäß in Szene gesetzt: Amelie Müller als Euromelista sehnt sich nach Jupiters Liebe. Der wird von James Park gegeben, der real auf der Bühne steht und zeitgleich mit schwingenden Flügeln auf die Leinwand projiziert wird.

Foto: Stutte

Wer es irgendwie noch geschafft hat, kurz vor Ende der Spielzeit eine Eintrittskarte für das Opernpasticcio "The Gods must be crazy" zu ergattern und die Produktion tatsächlich im Studio des Theaters zu sehen, ist ein glücklicher Mensch. Denn er hat etwas sehr Besonderes erlebt. Die Geschichte der vier Protagonisten ist relativ schnell erzählt: Der liebestolle Jupiter (James Park), seiner Ehefrau Juno (Manon Blanc-Delsalle) überdrüssig, sucht bei Euromelista (Amelie Müller) Liebesfreuden, was deren Ehemann Nondonis (Shinyoung Yeo) zu Wutausbrüchen bringt. Wie die Geschichte in Szene gesetzt wird, ist kaum in Worte zu fassen.

Es passiert so viel auf der Bühne und auf der Leinwand. Es wird ziemlich kräftig Wind gemacht und ordentlich Donner. Kobie van Rensburg hat sich nach Herzenslust ausgetobt. Der aus Südafrika stammende Opernregisseur hat zur barocken Musik ein multimediales Spektakel erfunden. Und die vier Sänger - allesamt Mitglieder des Opernstudios - singen und spielen mit einer Begeisterung, die unmittelbar auf das Publikum übergeht.

Und zu lachen gibt es auch eine Menge. Beispielsweise wenn Nondonis seine Frau mit der Pistole bedroht und diese mit gezücktem Dildo pariert, wenn Jupiter von der irdischen Liebe singt und simultan auf der Leinwand mit im Takt schwingenden Flügeln zu sehen ist, wenn Euromelista von der Kamera eingefangen wird und auf der Leinwand in einem Riva-Boot mit wehendem Schal über ein Gewässer braust. Damit der Schal flattern kann, wird er von einem in Ganzkörperblau gehüllten Mann vor ebenfalls blauem, ihn unsichtbar machenden Hintergrund entsprechend bewegt. Ein herrliches Spiel, dem der Zuschauer sich gern aussetzt.

In der soeben beendeten Spielzeit hat eine andere Produktion von Kobie van Rendsburg im Krefelder Theater für Furore und einen RP-Theater-Oscar gesorgt - die komische Oper "Der Barbier von Sevilla" von Rossini. Diese ist in der kommenden Saison im Theater Mönchengladbach zu sehen (ab 24. September). Vorfreude!

(RP)
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