Mönchengladbach Brahms - und wie er die Seele der Menschen berührt

Mönchengladbach · Das Novus String Quartet und die Klarinettistin Annelien van Wauwe gestalteten das erste Meisterkonzert.

 Die jungen koreanischen Musiker vom Novus String Quartet begeisterten beim ersten Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Die jungen koreanischen Musiker vom Novus String Quartet begeisterten beim ersten Meisterkonzert in der Kaiser-Friedrich-Halle.

Foto: MGMG

Johannes Brahms' Klarinettenquintett h-Moll op.115 ist eine ganz besondere Empfehlung, auch an jene, die sich aus Kammermusik vielleicht nicht viel machen. Es bezaubert den Hörer ab dem ersten Moment und umschließt ihn in eine warme, wenn auch melancholische, aber gerade deshalb auch die Seele tief berührende, sanfte, musikalische Welt. In die man ganz und gar hineintauchen kann. Sollten Sie die Freuden dieser Musik also noch nicht kennen, empfiehlt es sich, dies nachzuholen.

Eine besonders gute Gelegenheit dazu bot das erste Meisterkonzert der Saison in der Kaiser-Friedrich-Halle mit dem Novus String Quartet und Annelien van Wauwe an der Klarinette. Mit ihrem samtweichen und zart-leidenschaftlich gespielten Klang belebte sie, zusammen mit den vier Streichern Jaeyoung Kim (Violine), Young-Uk Kim (Violine), Seungwon Lee (Viola) und Woongwhee Moon (Violoncello), Brahms spätes Werk auf höchstem interpretatorischem und technischem Niveau. Wobei die Textur der raffiniert komponierten Musik trotz der romantischen Hingabe, die dieses Werk zweifelsohne fordert, immer unverstellt blieb und die Balance Durchblicke bis in den kleinsten Winkel des Gefüges gestattete. Ohne dabei jedoch zu dünn zu werden, oder gar zu voluminös. Die Musiker können, nicht ohne Grund, auf zahlreiche Auszeichnungen zurückblicken. So 2012 auf den zweiten Preis, des als Landmarke gehandelten, ARD-Musikwettbewerbs - diesen Preis erhielt Klarinettistin van Wauwe übrigens im gleichen Jahr wie das Quartett.

Doch das 2007 an der Korea National University of Arts in Seoul gegründete junge Quartett präsentierte sich nicht nur mit Brahms allein. Zuvor konnte man sie mit Haydn und Beethoven erleben, bei denen sie mit sparsamer dosiertem Vibrato deutlich mehr auf Kontraste setzten als bei Brahms. Spürbar kantiger scheint ihr Zugang zu den "Klassikern". Haydns Kaiserquartett op.76 Nr.3 - das mit der Melodie der deutschen Nationalhymne im zweiten Satz - die Haydn ursprünglich als "Gott erhalte Franz, den Kaiser" geschrieben hatte - eröffnete den Abend. Die vier Koreaner ließen zupackend, auch mit kratziger Schärfe gewürzte Akzente auf kühle gläserne, indes melodiöse Durchsichtigkeit folgen. Etwas aufwühlend, oder gar vielleicht zu sehr für manchen Geschmack? Besonders augenfällig im Menuetto des C-Dur Quartetts, das eher burschikos gelang.

Einiges wirkte auch bei dem darauffolgenden meisterhaften, ohnehin als schwerer zugänglich erachteten, "Quartetto serioso" op.95 Beethovens, unbequemer und bisweilen gläsern. Was jedoch keinesfalls die hohe Kunstfertigkeit der Musiker in Frage stellt, es ist ihr persönlicher Zugang und durchaus legitim.

(RP)
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