Mönchengladbach Aus Zahlenstrukturen werden Bilder

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Künstler Jack Kremers erforscht den Zusammenhang von Zahlen und Formen.

 Jürgen Aloys Kremers: Der studierte Innenarchitekt befasst sich berufsbedingt mit ästhetischen Formen.

Jürgen Aloys Kremers: Der studierte Innenarchitekt befasst sich berufsbedingt mit ästhetischen Formen.

Foto: Isabella Raupold

Zusammen mit einem Kollegen betreibt Jürgen Aloys Kremers in Gladbach ein Büro für Messe- und Ausstellungsdesign. Der studierte Innenarchitekt befasst sich berufsbedingt mit ästhetischen Formen. Aber die besondere Liebe des verheirateten Familienvaters gilt den Zahlen. Obwohl kein Mathematiker, hat der 55-Jährige, der sich kurz JACK (Jürgen Aloys Copyright Kremers) nennt, sich dermaßen in die Welt der Zahlen hineingekniet, dass er eine Menge Erkenntnisse dazu sammeln konnte. Und manche Entdeckungen, da ist Kremers sich sicher, haben nicht einmal studierte Mathematiker so vertieft sammeln können wie er.

"Ich habe verschiedene Methoden entwickelt, durch die man Zahlenbeziehungen sichtbar machen kann", erzählt Jack. Aus den bildlichen Darstellungen von Zahlenbeziehungen zieht der Experte zahlentheoretische Schlussfolgerungen. Diese vermitteln sich am Bildschirm in Gestalt von konkreter Kunst, wofür Kremers den Begriff "idealkonkrete Kunst" prägte. "Das ist eine Kunstform, die sich aus mathematisch-geometrischen Gesetzmäßigkeiten aufbaut", erklärt er.

Aus dem Goldenen Schnitt, der seit der Antike geläufigen harmonischen Proportion von Strecken oder Größen, entwickelte Kremers ein weitergehendes System, das ihn zu 3D-Raumkörpern inspirierte, die er per CAD-Technik am PC gestaltet. Sein "Goldenes System" basiert exakt auf den Teilungsverhältnissen des Goldenen Schnitts. "Wenn man sich anschaut, wo überall dieses Phänomen auftaucht - in der Wissenschaft, insbesondere der Mathematik, in der Biologie (bei Pflanze, Tier und Mensch), bei Quasikristallen, in Architektur und Kunst, bei Spiralen und Schwarzen Löchern - dann muss dies auch in der Welt der Zahlen zum Ausdruck kommen", lautet seine Hypothese. Inzwischen hat der Tüftler seine Zahlenkombinationen weiterentwickelt. Seine Schlussfolgerung: "Jegliche Form ist Ausdruck von Zahl."

Der Zahlen-Nerd Kremers versteht sich als Neupythagoreer ("Alles ist Zahl"). Fasziniert ist er von bestimmten Zahlen, denen der Nicht-Mathematiker allzu gern "magischen" Charakter zubilligen würde. Aber der "Zahlen-Versteher" bleibt dabei stets auf dem Boden der Ratio. Bei der Suche nach den Grundlagen der Zahlenwelt gestaltete er ein Quadrat mit zehn mal zehn Zahlenfeldern, "welche die Grundzüge des Dezimalsystems in der Multiplikationstabelle sichtbar machen", erklärt er. Darin sind die Produkte sämtlicher Zahlen von 0 bis 9 abgebildet, also das Kleine Einmaleins. Dieses erklärt Zusammenhänge, zum Beispiel den besonderen Stand der Quadratzahlen, welche die Spiegelachse dieser visuellen Darstellung bilden, oder die übergeordnete Stellung der Zahl 9.

Aber Jack ging noch einen Schritt weiter und erweiterte sein System auf 10 000 Zahlenfelder. Wobei er bestimmten Ziffernwerten wiederkehrende Farben zuordnete. Dabei entdeckte er überraschende harmonische Spiegelungen und geometrische Strukturen, durch die sich florale Ornamente, schmetterlingshafte Binnenquadranten, Spiegelachsen und ovale Strukturen ergeben.

1089 ist eine Kernzahl aus der Neunerreihe. Sie entsteht bei einer besonderen Rechenoperation mit den meisten dreistelligen Zahlenfolgen. "Nur bei Palindromen (Spiegelzahlen), also Zahlen, die von vorn wie hinten denselben Wert haben, funktioniert es nicht", sagt Kremers. Hier das Prozedere zum Nachprüfen: Man wähle eine beliebige dreistellige Zahl, ziehe von ihr den Wert ihres genauen Spiegels ab bzw. umgekehrt, falls die Spiegelzahl die größere von beiden ist. Danach addiere man den Spiegelbetrag der errechneten Zahl. "Heraus kommt immer die Zahl 1089", weiß Kremers.

Und gibt ein Beispiel: "Wir wählen uns die Zahl 139. Wir bilden ihren Spiegel, also hier 931, und ziehen im ersten Schritt die kleinere der beiden Zahlen von der größeren ab. 931 -139 = 792. Dieses Ergebnis wird erneut gespiegelt, woraus sich 297 ergibt. Diese Zahl und ihr ursprünglicher Spiegelwert, also 792, werden nun im zweiten Schritt addiert. 297 + 792 = 1089." Bitte selbst mit anderen dreistelligen Zahlen überprüfen?

Seit fünf Jahren tüftelt, zeichnet und gestaltet Kremers am Laptop immer neue überraschende Zahlenbilder. Da wimmelt es von zwei- und gedacht dreidimensionalen Körpern, die nach exakten Zahlen-Maßgaben erstellt wurden, Würfel, Dodekaeder und andere Vielecke, wobei den Zahlenkünstler besonders das neuneckige Enneagramm fasziniert. "Darin steckt unser gesamtes Dezimalsystem", weiß er.

Wer mehr darüber erfahren möchte, wende sich an Jack Kremers: anna-jack@gmx.de.

(RP)
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