Mönchengladbach Armer Pavillon

Mönchengladbach · Wenn junge Künstler sich der Kunst eines älteren Kollegen annehmen, ist das ein äußerst fürsorglicher Akt. Seira's tut genau dies - und umhegt Dan Grahams Düsseldorfer Pavillon im Museum Abteiberg.

Mönchengladbach: Armer Pavillon
Foto: Achim Kukulies

Kunst im öffentlichen Raum steht gefährlich. Auch der Pavillon von Dan Graham im Düsseldorfer Ständehaus-Park hat es nicht leicht. Im Gegenteil, seitdem er dort in der Nähe des K 21 steht, hat er schon eine Menge abbekommen. Es soll sogar schon auf ihn geschossen worden sein - mehrfach sogar, heißt es. Seira's: Hinter diesem Namen verbergen sich einige junge Künstler, die sich zur Rettung des empfindlichen Kunstwerks zusammengeschlossen haben. In der Ausstellung "Von den Strömen der Stadt" im Museum Abteiberg dokumentieren sie ihre Fürsorge für das Kunstwerk des älteren amerikanischen Kollegen.

 Oben: Der Kuppelraum ist mit Holz, das bereits den Pavillon von Dan Graham schützend umgab, versperrt. Daneben hängen die Frottagen, die Kenneth Bergfeld am Objekt fertigte.

Oben: Der Kuppelraum ist mit Holz, das bereits den Pavillon von Dan Graham schützend umgab, versperrt. Daneben hängen die Frottagen, die Kenneth Bergfeld am Objekt fertigte.

Foto: Achim Kukulies

Auf einem weißen Sockel steht ein Modell des Pavillons, auch die grüne Hecke, die quasi die offene Seite des Glaskörpers schützt und schließt, ist dargestellt. Dan Grahams Arbeit trägt den Titel "Two-Way Mirror/Hedge - Almost Complete Circle". Die jungen Künstler-Kollegen haben mit diversen Aktionen auf die Fragilität und die Vergänglichkeit des Pavillons aufmerksam gemacht. Kenneth Bergfeld etwa hat Frottagen von den zersprungenen Glasscheiben angefertigt - ganz zart mit Bleistift auf weißem Papier. Sie hängen recht unspektakulär an der Wand. Ungeordnet scheinbar. Aber höchst eindrucksvoll. Die Natur hat sich inzwischen des Kunstwerks angenommen. Die Ranken und Blätter hat der Künstler gleich mal mitfrottiert. "Das ist ein sehr freundlicher und liebevoller Umgang mit dem gefährdeten Kunstwerk", sagt Markus Ambach, der gemeinsam mit Museumsdirektorin Susanne Titz die Ausstellung kuratiert hat. Eine zärtliche Zuwendung, möchte man hinzufügen.

Während einer Performance wurde der Glaskörper von Dan Graham mit Holzbrettern umgeben - zum Schutz. Diese verbarrikadieren jetzt den Kuppelraum des Museums. Dafür haben Tobias Hohn und Stanton Taylor gesorgt. Sie haben die Bretter allerdings so zusammengefügt, dass eine quadratische und eine rechteckige Aussparung den Blick auf die zarte Arbeit von Richard Wright im Kuppelraum weiterhin - zumindest partiell - möglich machen. In gewisser Weise "schützt" die hölzerne Barriere nun auch diesen Raum, der durchaus auch als eine Art Pavillon zu sehen sein kann, und die in ihm vorhandene Kunst.

Die aktuelle Ausstellung im Museum Abteiberg widmet sich dem Thema "Kunst und Öffentlichkeit". Die jungen Künstler haben ihre Kunst wider Erwarten nicht in die Stadt gebracht, sondern mit ihrer Kunst die Öffentlichkeit ins Museum geholt.

(RP)
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