Mönchengladbach All Rheydt und Queen rückwärts

Mönchengladbach · Die Bigband "Köbes Underground" sorgt bei der Sommermusik Schloss Rheydt wieder für Ovationen. Das Publikum erlebt ein abwechslungsreiches Programm ohne Spannungsabfall über mehr als drei Stunden.

Köbes Underground: Die Kölner Bigband begeisterte bei der Sommermusik.

Köbes Underground: Die Kölner Bigband begeisterte bei der Sommermusik.

Foto: Jörg Knappe

Der Kölner (alternativ: Düsseldorfer) Brauhauskellner, der "Köbes", und die verstorbene Kölner Rocksängerin Nico ("Velvet Underground") hat diese zehnköpfige Bigband zu ihrem Namen inspiriert. Zwischen Bierzelt, Karneval und Rock-Pop-Szene ist die Kölner Jeckenformation "Köbes Underground" stilistisch zu Hause. Nach ihrem dritten Gastspiel bei der Sommermusik Schloss Rheydt darf die Comedy-Kultband, die gern in skurrilen Uniformen posiert, die an das Cover der Beatles-LP "Sergeant Pepper's" erinnern, hier wohl einen Zweitwohnsitz beanspruchen.

Dabei eckt Sänger Ecki Pieper zunächst beim Publikum an, indem er sich den Rheydtern ("All Rheydt Now!") als Westfale outet und den wichtigsten Unterschied zwischen Westfalen und Rheinländern preisgibt: "Der Westfale fragt sich am Morgen: ,Was machen wir heute?'; der Rheinländer fragt nach dem Aufstehen: ,Was machen wir denn heute Abend?'" Schon hat die Hausband der Kölner Stunksitzung das Publikum auf der Lachseite.

Dabei bleibt es für mehr als drei Stunden, denn Köbes Underground ist mehr als das minuziös ausgefeilte, musikalisch hoch professionell ausgeführte Programm einer spielwütigen Band. Die zehn Musiker, die ein Gast mit türkischen Wurzeln, Ozan Akhan, immer wieder zum närrischen Elferrat ergänzt, entlassen das begeisterte Rheydter Publikum erst von der Turnierwiese, als Mitternacht nahe herangerückt ist. Ein Heimvorteil des Schlosses gegenüber dem Sparkassenpark, nebenbei bemerkt.

Hohe musikalische und schauspielerisch-kabarettistische Qualität, irrwitzige Ideen, parodieverliebte Kreativität - das ist der Dreimix, der dem Parforce-Ritt durch Köbes' kölsche Coverversionen namhafter Hits vom ersten bis zum letzten Moment die Spannung sichert. Dabei setzen sich die Musiker einem frohgemuten Dauerstress aus, immer wieder müssen einige hinter die Bühne sprinten, um das nächste Outfit anzulegen: Da erscheint Ozan Akhan in einem orientalisch verfremdeten Schützenkönigs-Ornat und besingt seine Königin - in weißen Pluderhosen. Oder Ecki dichtet dem Großwerk "Bohemian Rhapsody" von Queen wie aus dem Stegreif eine Undercover-Legende an: "Das Stück kam in Wahrheit dem Willi Ostermann in den Sinn, als er bekifft in den Rapsfeldern von Bornheim lag."

Bei der Ausführung des Queen- Kultsongs ziehen sie alle Register: Gitarrist Nicky Böhm lenkt und unterbricht das Spiel mit einer Fernbedienung, er kann wahlweise vorspulen (Temposteigerung), "Hänger" mit Repetitionen einbauen oder die Live-Musik sogar rückwärts laufen lassen. Der reine Wahnsinn, das. Abgründig die Rammstein-Parodie mit düsterem Baumarrrkt-Lobpreis und wildem Gefuchtel mit Laubbläsern auf der Bühne. Danach stellen sie sich als "Praktiker-Baumarkt-Orchester" vor: "Wir spielen auf allem außer Tiernahrung."

Ein Heino-Doppelgänger (mit silberweißer Perücke) besingt zur Melodie von "Sky Fall" aus dem James-Bond-Film lieber die "Ei-Fel". Akhan karikiert Stings "Englishman in New York" zu "Bin ein türkisch Prinz in Cologne", der demnächst "zu Fuß noh Mekka jonn" muss. Für manchen Bruderschaftler oder Karnevalsfreund dürften solche Parodien gewöhnungsbedürftig sein, aber kölschem (Un-)Wesen böse zu sein fällt Niederrheinern schwer. Und so genießen die Zuschauer es, als "Crazy Rheydt" angesprochen zu werden, oder als "Rheydters on the Storm" (frei nach den Doors). Köbes Underground - bitte kommt wieder!

(ri-)
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