Mönchengladbach Kult im Kilt: Die Garderottis sind wieder da

Mönchengladbach · Die Sänger in Schottenröcken sind wieder komplett. Drei Michaels und ein Klaus freuen sich auf die neue Session. Das Publikum darf sich nicht nur auf die bewährten Stimmungslieder freuen, es gibt auch Neues aus eigener Komposition.

 Das sind sie: Michael Jakobs, Michael Dahl, Klaus Heyer und Michael Drolshagen (von links).

Das sind sie: Michael Jakobs, Michael Dahl, Klaus Heyer und Michael Drolshagen (von links).

Foto: Denise Brenneis

Dieter Bohlen war zwar nicht beim Casting dabei, dafür aber Uwe Hess. Der Gesangslehrer, Musikdozent und Frontmann der Band Montevideo ist auch ziemlich streng, hat aber viel Musikverstand. Er wählte die neuen Garderottis mit aus und musste dem einen oder anderen Kandidaten auch schon mal sagen: "Du kannst es nicht." Die Neuen aber können es. Sie heißen Michael Jakobs, Klaus Heyer und Michael Drolshagen. Mit Frontmann Michael Dahl ist das singende Quartett also wieder komplett. Die Garderottis - das sind jetzt drei Michaels und ein Klaus.

Mönchengladbach: Kult im Kilt: Die Garderottis sind wieder da
Foto: Tacheless

"Der Ausleseprozess hat rund fünf Monate gedauert", sagt Dieter Beines, Präsident der Großen Rheydter Prinzengarde. Neben Talent mussten die Nachfolger von Mark Stockums, Sascha Gahse und Jochem Enzenmüller, die Ende der vergangenen Session aus verschiedenen Gründen ausgeschieden waren, auch andere Voraussetzungen mitbringen. Die Freude am Karneval - "und die vier Sänger müssen sich gut verstehen", sagt Beines. "Wir haben den Bewerbern gleich gesagt, was sie zu erwarten haben: "Spaß: ja. Applaus: super. Geld: keins", berichtet der Präsident der Garde, zu denen die Garderottis über seit mehr als zwölf Jahren gehören. Denn verdienen werden die Sänger nichts. Die Gagen für ihre Auftritte gehen an die Große Rheydter Prinzengarde, die mit dem Geld das Einspielen der Lieder, Kostüme und mehr finanziert.

Entstanden sind die Garderottis eigentlich aus einem Jux heraus - bei einer großen Jubiläumssitzung, bei der die aktiven Gardisten immer einen Teil des Programms selbst gestalten. Im Jahr 2005 traten die Garderottis als Lückenfüller in einer Pause für einen Kostümwechsel auf. Der Gesang kam so gut an und sorgte für so viel Stimmung, dass ans Aufhören nicht mehr zu denken war. Es gab einfach zu viele Anfragen, da nutzte auch anfängliches Zieren nichts. Und so mauserten sich die Garderottis im Laufe der Jahre zu echten Stimmungsgaranten. "Es macht einfach einen Riesenspaß zu sehen, wie das Publikum mitgeht und der ganze Saal schunkelt", sagt Michael Dahl, der als "alter Hase" in der Truppe selbst ohne Kilt häufig beim Bäcker wiedererkannt und angesprochen wird. Auch Dieter Beines ist immer wieder erstaunt, wie die Garderottis es schaffen, ihr Publikum mitzureißen. "Wir waren einmal auf einer Sitzung im Aachener Raum, da war die Stimmung im Saal eher mau. Wie haben alle gedacht: ,Um Himmels Willen, wie kriegt man die Zuschauer von den Stühlen?'", erzählt der Präsident. Dann habe Dahl gesagt: "Ich weiß ja, Sie haben sich auf einen gemütlichen Abend gefreut. Aber das ändern wir jetzt mal..." Das Ende vom Lied: Das Publikum ließ die Garderottis gar nicht mehr von der Bühne. Immer wieder forderte es eine Zugabe. Und so dauerte der Auftritt mehr als doppelt so lange als ursprünglich geplant.

Manche Garderotti-Interpretationen wurden sogar übernommen - von der Band "Die Räuber" zum Beispiel, mit der die Rheydter Garde befreundet ist. "Ich hatte ihnen vorher eine CD von uns bei einer Borussen-Sitzung geschenkt", berichtet Michael Dahl. Und wer sind nun die neuen Garderottis?

Michael Jakobs wurde 1971 in Schwalmtal geboren und ist musisch vielseitig interessiert. Schon als Schüler stand er öfters auf der Bühne, als Erwachsene ging er zu verschiedenen Castings und bekam mehrere Rollen als Schauspieler und Statist - zum Beispiel bei "Verbotene Liebe", "Alarm für Cobra 11" und "Lindenstraße".

Michael Drolshagen ist 54 Jahre, komponiert seit 1980 eigene Songs auf Platt, Hochdeutsch und Englisch. Spaß am Karneval hatte er schon immer - auch weil er durch die Familie vorbelastet ist. Die Garderottis haben ein von Drolshagen komponiertes Lied neu im Repertoire. Klaus Heyer ist ebenfalls 54 Jahre und war viele Jahre Frontmann einer Mundart-Cover-Band. Auf die Garderottis aufmerksam wurde er durch einen Zeitungsartikel in der RP. "In der kommenden Session werde ich mit Stolz den Kilt dieser einzigartigen Band tragen", sagt Klaus Heyer.

Der erste Auftritt der Garderottis in neuer Formation wird bei der Prinzenproklamation am 17. November sein. Dann wird auch das neue Drolshagen-Lied zu hören sein, das zum Motto passt. Es trägt den Titel: "Immer zu zweit" - präsentiert von den Kultsängern, die immer zu viert auftreten.

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