Mönchengladbach Kredite: Hier lauern die Stolperfallen

Mönchengladbach · Wer einen Kredit aufnimmt, ist oft nur unzureichend über mögliche Risiken informiert. Die Verbraucherzentrale warnt vor kreditfinanzierten Spontankäufen und fordert Banken und Händler zum fairen Umgang mit ihren Kunden auf.

Hanna Masuhr rät bei Kreditfinanzierungen zu Achtsamkeit.

Hanna Masuhr rät bei Kreditfinanzierungen zu Achtsamkeit.

Foto: HPR

Es ist so verlockend. Warum warten, bis man das Geld für ein neues Handy, neue Möbel oder den neuen Laptop zusammen hat, wenn man das Ganze doch auch auf Raten zahlen kann? Und dann noch nicht mal Zinsen zahlen muss. Immer mehr Verbraucher finanzieren sich ihre Konsumwünsche durch Kredite, die der Händler scheinbar günstig mit anbietet. Doch Vorsicht: "Kein Kredit ist umsonst", warnt die Verbraucherzentrale NRW. "Denn ob Null-Prozent-Finanzierung, Sofortfinanzierung oder verlockend klingende Ratenzahlungen - alle Angebote können kostenträchtige Fallstricke enthalten." Die Null-Prozent-Finanzierung beispielsweise wird oft gar nicht über die gesamte Laufzeit angeboten.

Keine Zinsen zahlt der Kunde dann nur für die ersten zwölf Monate, danach fallen sehr wohl Zinsen an, aber das steht im Kleingedruckten. Oder bei der Finanzierung eines Autos werden zwar monatliche Raten für 58 Monate vereinbart, aber zum Schluss ist noch eine Summe von 5000 Euro über, die beglichen werden muss. "Stolperfallen sind vorprogrammiert", sagt Hanna Masuhr, die Leiterin der Verbraucherberatung in Rheydt. "Viele lesen das Kleingedruckte nicht."

Es gibt viele Möglichkeiten, in die Falle zu tappen. Rahmenkreditverträge zum Beispiel. Da benötigt der Kunde eigentlich nur einen Betrag von 500 Euro, er schließt aber einen Vertrag mit einem Kreditrahmen von 5000 Euro ab. Über das restliche Geld kann er verfügen, aber er weiß meist nicht, zu welchem Zinssatz, weil mit variablem Zins gearbeitet wird. Oder weil der Zins mit der Kreditsumme ansteigt. Dann zahlt er für die ersten 500 Euro fünf Prozent Zinsen, für die nächsten aber schon acht oder zehn Prozent. "Der Verbraucher kann weitere Kredite abrufen, ohne die Bedingungen zu kennen", warnt Hanna Masuhr. "Das kann teuer werden." Natürlich gibt es auch Kredite, für die tatsächlich kein Zins anfällt. Aber auch hier sind Vorsicht und Überlegung geboten. "Die Null-Prozent-Finanzierungen verführen zu Spontankäufen", weiß die Verbraucherberaterin. "Aber selbst niedrige Raten müssen bezahlt werden und das kann schwierig werden, wenn sie nicht im Budget eingeplant sind." Ein weiteres Problem ist rechtlicher Natur: einen Kreditvertrag kann man innerhalb einer bestimmten Frist widerrufen, einen Kaufvertrag mit Kreditfinanzierung nicht.

Zur Undurchsichtigkeit von Kreditfinanzierungen trägt zudem die Tatsache bei, dass Kunden unter Umständen den Vertrag auf dem Tablet des Händlers unterzeichnen und dann nicht über schriftliche Unterlagen verfügen.

Die Verbraucherzentrale empfiehlt Verbrauchern, immer genau zu prüfen, ob der Konsumwunsch direkt und mit Ratenzahlung erfüllt werden muss. Kreditlaufzeit und Lebenserwartung einer Ware sollten beispielsweise in vernünftigem Verhältnis stehen. Kann es wirklich sinnvoll sein, eine vierzehntägige Reise jahrelang abzuzahlen? Außerdem sollte der Vertrag genau unter die Lupe genommen werden, um vor versteckten Kosten sicher zu sein: Ist die Finanzierung wirklich über die gesamte Laufzeit kostenfrei? Gibt es Zusatzvereinbarungen wie Versicherungen? Und schließlich der wichtigste Punkt: Gibt das Haushaltsbudget die zusätzliche Belastung dauerhaft her?

Die Leiterin der Verbraucherzentrale Mönchengladbach appelliert auch an Banken und Handel: "Der Verbraucher ist ein Laie in Finanzdingen. Deshalb ist Fairness im Umgang gefordert." Die Verbraucherzentrale bietet jeden Montagvormittag Beratungen zum Thema Geld und Kredit an (Terminabsprache erforderlich). Auch Informationsmaterial wird bereitgehalten.

(RP)
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