Mönchengladbach Kosten für Hilfen zur Erziehung steigen immer weiter

Mönchengladbach · Mit Ausgaben von 65,56 Millionen Euro für die Hilfen zur Erziehung kalkuliert die Stadt im laufenden Jahr. Selbst, wenn man davon die 11,5 Millionen für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge abzieht, die das Land in voller Höhe zurückerstatten muss, ist der Ansatz mit 54,1 Millionen Euro höher als der von 2015, als 53,85 Millionen eingeplant waren, zu denen sich später zwei Millionen an überplanmäßigen Mitteln gesellten. 2014 waren es 53,71 Millionen gewesen.

Hilfen zur Erziehung umfassen alle kommunalen Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe für Familien mit Nachwuchs. Diese lassen sich unterteilen in stationäre (Fremdunterbringung zum Beispiel in Regel- oder Intensivgruppen und Pflegefamilien) und ambulante Hilfen (zum Beispiel Tagesgruppen, Eingliederungshilfen, sozialpädagogische Familienhilfe). Dabei gilt: Bei den stationären Hilfen sind die Fallzahlen geringer - 2015 stieg die Zahl leicht von 1059 auf 1096 -, doch die Kosten sind ungleich höher. 43,3 Millionen Euro gab die Stadt 2015 dafür aus. Die Fallzahlen der ambulanten Angebote sanken hingegen von 1454 auf 1386. Hierfür lagen die Kosten 2015 bei 12,6 Millionen. Deswegen versucht die Stadt seit Jahren, mit Präventionsprogrammen wie "Home" ("Hilfe und Orientierung für Mönchengladbacher Eltern", mittlerweile zu "Home plus" weiterentwickelt) schon bei den Jüngsten und vor allem ihren Eltern dafür zu sorgen, dass Hilfen zur Erziehung gar nicht nötig werden.

Wie Sozialdezernentin Dörte Schall nun im Jugendhilfeausschuss berichtete, konnte 2015 zwar der Fallanstieg im besonders teuren Bereich der Intensivgruppen nahezu gestoppt werden, doch durch Anstiege aus den Vorjahren, die immer noch laufend sind, stiegen die Gesamtkosten in diesem Teilbereich trotzdem um 1,08 auf nunmehr 8,93 Millionen. Auch im Rahmen von Inobhutnahmen stiegen die Kosten um 390.000 Euro. Nennenswerte Entwicklungen gibt es auch bei den Hilfen außerhalb von Einrichtungen. Denn hier werden, bedingt durch den Wegfall von Förderschulen, zum einen vermehrt Integrationshelfer benötigt, zum anderen steigt der Unterstützungsbedarf im Einzelfall. Und zudem müssen immer häufiger private Ganztagsschulen in Anspruch genommen werden. Insgesamt geht die Stadt, aufgrund hoher Fallzahlen, die durch den bekannten schwierigen soziostrukturellen Rahmen bedingt sind, weiter von hohen Kosten bei den Hilfen zur Erziehung aus. Denn generell weist Mönchengladbach, gegenüber vergleichbaren anderen Städten, bekanntermaßen eine überdurchschnittliche Belastung etwa durch die Dichte an Hartz-IV-Beziehern, Privatverschuldungen und Jugendarbeitslosigkeit aus.

Mitte Januar befanden sich darüber hinaus 162 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Obhut des Jugendamts, die meisten davon aus Afghanistan (73) und Syrien (38). Damit ist die Quote von 195, die Gladbach gemäß des Königsteiner Schlüssels aufnehmen müsste, noch nicht erfüllt.

(RP)
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