Mönchengladbach Korbleger mit Kulturaustausch

Mönchengladbach · Die Stadt hat im dritten Jahr ein Basketballturnier für Jugendliche organisiert. Wer spielerisch zusammentrifft, begegnet sich auch auf der Straße mit mehr Respekt, sagen die Organisatoren. Eine Fortsetzung ist geplant.

 Einschüchtern lassen haben sich die anderen Teilnehmer bei Streetbasketball-Turnier von Profispieler Sadiq Ajagbe (17) nicht, der hier gerade gefährlich nahe an den Korb heranspringt.

Einschüchtern lassen haben sich die anderen Teilnehmer bei Streetbasketball-Turnier von Profispieler Sadiq Ajagbe (17) nicht, der hier gerade gefährlich nahe an den Korb heranspringt.

Foto: Stadt Mönchengladbach, Fabian Jansen

Sadiq Ajagbe ist der Größte auf dem Platz. Das mag bei einem Turnier für Jugendliche keine Besonderheit sein. Aber der 17-Jährige misst fast zwei Meter, fällt auf der Mülforter Bezirkssportanlage aber nicht nur deshalb auf. Sein Name kommt aus Nigeria - und aus Afrika stammen auch seine Eltern. Sadiq Ajagbe selbst ist in Mönchengladbach geboren.

Der Fachbereich Schule und Sport hat gemeinsam mit dem Stadtsportbund Mönchengladbach und der Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration ein Streetbasketball-Turnier veranstaltet. Der Großteil der teilnehmenden Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren hat einen Migrationshintergrund. Das ist kein Zufall: Das Match soll nicht nur ein niedrigschwelliges Freizeitangebot für die Daheimgebliebenen in den Ferien schaffen, sondern auch die Integration und den Austausch zwischen den Gladbacher Kulturen fördern.

Wie genau, erklärt Streetworker Hayat Mia: "Wenn die Jugendlichen sich vom Sport kennen, begegnen sie sich auch auf der Straße mit mehr Respekt." Das gehe dann so: Hey, na, wie geht es dir? Was machst du so? Wir kennen uns doch vom Basketball. "Und von mehr Harmonie auf unseren Straßen profitieren wir schließlich alle", sagt Mia. Eine solche Veranstaltung sei wichtig, weil es für die Jugendlichen nicht ausreichend Möglichkeiten gebe, sich zu treffen, gemeinsam aktiv zu sein und sich auch menschlich näher zu kommen.

Etwa 70 Jugendliche haben an drei Tagen an drei verschiedenen Orten an den Turnieren teilgenommen. In der Brückenstraße 64 in Mülfort waren es knapp 20. Sozialpädagoge Michael Holzportz von der Arbeitsstelle für interkulturelle Bildung und Integration lobt die Disziplin der Jugendlichen: "Die Kids sind wirklich vorbildlich. Das ist sehr angenehm, da gibt es null Stress. Fairplay steht hier wirklich an erster Stelle." Einen Schiedsrichter habe es da nicht gebraucht.

Zur Verstärkung standen Schokoladenriegel, Obst und Getränke bereit. Aus einer Musikanlage dröhnte Hip-Hop-Musik - zu der lässt es sich schließlich noch lässiger mit dem Ball vorbei am Gegner dribbeln. Dabei hätte manch einer lieber Fußball gespielt. "Das kann ich besser", sagt ein Junge. Sadiq Ajagbe ist der einzige Teilnehmer, der sich im Basketball wirklich zu Hause fühlt.

Als Kind hat er bei den Odenkirchener Raiders gespielt. Ein Freund habe ihn überredet, zum Training zu gehen. "Ich dachte damals, das könnte Spaß machen", sagt der Mönchengladbacher. Hat es dann auch. Noch viel mehr, weil Sadiq Ajagbe Erfolg hatte. Schnell wechselte er nach Düsseldorf zum Team der ART Giants. Und seit Kurzem wirft er für die Leverkusener Giants Körbe. Sein Traum? Profi werden natürlich, USA, NBA. Bis es soweit ist, trainiert er ganz ohne Starallüren bei der städtischen Streetbasketball-Tour mit. Aber ein harter Gegner sei er schon, sagen die Kids.

Eine, die der zwei Meter große Basketballer nicht einschüchtern kann, ist die die zehnjährige Amina, das einzige Mädchen an diesem Tag. Halb verschämt, halb herausfordernd zieht sie an ihrem T-Shirt und dreht den Oberkörper von einer Seite zur anderen. Ob sie denn gegen die ganzen Jungs eine Chance habe? "Mhhh", sagt sie, "ich weiß nicht." Aber darum geht es ihr auch gar nicht. "Es macht mir Spaß."

"Natürlich wollen wir Mädchen und Jungen ansprechen", sagt Sozialpädagoge Michael Holzportz. "Wir freuen uns, wenn mehr Mädchen kommen." Das Ungleichgewicht könne an der Sportart liegen. "Wir wollten diese Sportart in den Fokus rücken und den Vereinen bestenfalls etwas Aufwind geben", sagt Fabian Jansen vom Fachbereich Schule und Sport.

Für alle Teilnehmer gab es am Ende des Tages ein kleines Geschenk. Kopfhörer, Kinogutscheine, mobile Handyladestationen. In zwei Wochen soll es eine Fußballtour geben.

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