Mönchengladbach Klingelnde Radler-Masse blockiert Gladbachs Straßen

Mönchengladbach · Bei der Sternfahrt des ADFC fuhren am Sonntag rund 1000 Radfahrer mitten auf der Fahrbahn.

Gestern Mittag am Aretzplätzke: Aus Richtung Bettrath kommt eine klingelnde Masse angefahren. Immer mehr Radfahrer trudeln ein, viele haben blaue und orange Luftballons an ihre Räder geknotet, die Farben des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Um 14 Uhr setzt sich der Tross in Bewegung Richtung Harmonieplatz, dem Startpunkt der ADFC-Sternfahrt, die in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfindet. Mitten auf der Straße wird gefahren, über rote Ampeln, vorbei an genervt hupenden Autofahrern und schlecht ausgebauten Radwegen.

Am Harmonieplatz trifft die Kolonne auf hunderte andere Radfahrer. Man tauscht sich aus, genießt die Sonne, dazu gibt es ein leckeres Alt vom Fass.

Um 15 Uhr bewegen sich schließlich rund 1000 Radfahrer Richtung Stresemannstraße, biegen links ab auf die Limitenstraße und fahren in einer riesigen Kolonne Richtung Gladbacher Innenstadt.

Die Gründe, bei der Sternfahrt mitzufahren, sind dabei ganz unterschiedlich: Für viele stehen der Spaß und der fachliche Austausch mit anderen Radexperten im Vordergrund. Andere sehen die Sternfahrt mehr als Demo für bessere Radwege.

Jürgen Frommhold, Optiker aus Neuwerk, restauriert in seiner Freizeit alte Fahrräder, rund 20 hat er bisher gesammelt. Heute ist er mit einem von 1935 unterwegs. Dazu passend trägt er Cordhose, Lederschuhe, eine Tweed-Weste und Fliege. "Mit diesem Rad fahre ich demnächst bis an den Bodensee", erzählt er. Die Sternfahrt ist ein weiterer Testlauf für das alte Schätzchen.

Markus Lambertz ist mit seiner Clique unterwegs. Die Jungs und Mädels haben Tattoos und Piercings und einen Biervorrat dabei und fallen auch sonst ziemlich auf. Schließlich sind sie mit ganz besonderen, tiefer gelegten Rädern, sogenannten Cruisern, unterwegs. Unter dem Namen "Master Giants" fahren sie regelmäßig ihre Touren am Niederrhein, einige haben sogar echte Kutten wie in einer Motorrad-Gang. "Wir wollen heute hier bei der Sternfahrt den schönen Tag genießen und unsere Räder zeigen", sagt Markus Lambertz.

Aus politischen Gründen fährt Rudolf Wildtraut vom Radfahrverein Falke 1904 Rheydt-Giesenkirchen mit. "Unsere Radwege sind in einem saumäßigen Zustand", sagt er. Seine Vereinskollegen zählen auf, was ihnen alles nicht passt: Die Radwege seien viel zu schmal, Verkehrsschilder stünden oft mitten auf den Wegen, und die wuchernden Baumwurzeln, die den Asphalt aufplatzen lassen, machten das Radfahren richtig gefährlich. "Der Grund ist nicht, dass die Stadt kein Geld hat. Der Grund ist, dass die Stadt kein Interesse daran hat, etwas für uns Radfahrer zu tun", sagt Wildtraut. In vielen Städten in der Umgebung sei die Situation im Vergleich wesentlich besser.

Vielleicht haben Wildtraut und seine Vereinskollegen Glück und Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hat ihre Worte gehört. Der fuhr gestern nämlich auch mit.

(RP)
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