Mönchengladbach Keine zweite Chance für den ersten Eindruck

Mönchengladbach · Im Rahmen des Projekts "Mäuse, Moos und mehr" der Stadtsparkasse und der Rheinischen Post werden auch die sozialen Netzwerke Facebook und WhatsApp behandelt. Und es geht um die Gefahren im Umgang damit.

 Mäuse, Moos und mehr: Mark Giesen, Helmut Wilms, Stephanie Oelers, Dirk Schuchardt und Ralf Braun im Seminarraum der Stadtsparkasse am Bismarckplatz.

Mäuse, Moos und mehr: Mark Giesen, Helmut Wilms, Stephanie Oelers, Dirk Schuchardt und Ralf Braun im Seminarraum der Stadtsparkasse am Bismarckplatz.

Foto: Detlef Ilgner

Mehr als 230 Schüler aller Schulformen sind an diesem Nachmittag in der Stadtsparkasse am Bismarckplatz versammelt. Ihre Schulen nehmen an dem jährlichen Projekt Mäuse, Moos und mehr teil, mit dem die Schüler der neunten Jahrgangsstufe fit gemacht werden sollen in finanziellen und ökonomischen Fragen. "Die ökonomische Vorbildung der Schüler ist oft gering, und sie haben abenteuerliche Vorstellungen über Einnahmen und Ausgaben", sagt Lehrerin Jasmin Darlinghaus, für die das Projekt ein wichtiger Beitrag zur schulischen ökonomischen Bildung ist.

Weitaus mehr Wissen bringen die Schüler aber im Bereich der sozialen Netzwerke mit, um die es in einem ebenfalls zum Projekt gehörigen Vortrag geht. Allerdings bezieht sich das Wissen mehr auf den Umgang mit als auf die Gefahren in den Netzwerken wie Facebook und Whatsapp. Die dort lauernden Fallen macht Dirk Schuchardt in einem sehr praxisorientierten und ausgesprochen unterhaltsamen Vortrag deutlich. Er beginnt mit einem entlarvenden Versuch: Alle Smartphone-Besitzer stehen auf - also praktisch der ganze Saal - und nach und nach setzen sich alle Altersgruppen wieder, bis nur noch die unter 16-Jährigen stehen. "Jetzt löscht ihr alle WhatsApp", sagt er augenzwinkernd und erntet Proteste. "Ihr dürft das unter 16 Jahren nicht benutzen, dem habt ihr in den Geschäftsbedingungen zugestimmt."

Der Saal lacht und ist beeindruckt, denn die Geschäftsbedingungen hat natürlich niemand gelesen. Dann zeigt er die Fallgruben des digitalen Lebens auf: die Profilbilder, die sich von WhatsApp jeder herunterkopieren, bearbeiten und verteilen kann. Die Möglichkeit, den anderen zu stalken, indem man über WhatsApp verfolgt, ob jemand online ist. Oder auch selbst so gestalkt zu werden. Und er erklärt den Schülern, wie man all diese Dienste ausschaltet, um nicht ständig verfolgbar zu sein.

Er stellt Fragen wie "Kann Whats-App ohne dein Wissen die Kamera oder das Mikrofon am Handy einschalten?" Oder: " Weiß WhatsApp, wo du bist?" Die Schüler bejahen diese Fragen mit großer Mehrheit. Es wisse niemand, welche Antwort richtig sei, betont Schuchardt, aber man solle sich doch am besten so verhalten, als würde die Antwort immer Ja lauten.

Auch im Bezug auf Facebook rät Schuchardt zu einem sparsameren und bewussten Umgang mit den Daten. "Alles, was ihr preis gebt, kann dazu führen, dass jemand eure Identität im Netz stiehlt, in eurem Namen einkauft, bei Freunden um Spenden bittet und Ähnliches", erklärt Schuchardt. Vor allem aber solle man vorsichtig mit Fotos sein, die zuerst vielleicht witzig scheinen, später aber Personalchefs in die Hände fallen könnten. Und da gelte immer noch: für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Der Personalchef, der als erstes ein peinliches Foto zu Gesicht bekommt, winkt vermutlich gleich ab. "Habt ihr euch noch nie gefragt, warum Facebook kostenlos ist", fragt Schuchardt und antwortet selbst: "Es ist kostenlos, weil du selbst die Ware bist."

Die Schüler folgen dem unterhaltsamen Vortrag gern, aber ob sie den im Netz lauernden Fallen dauerhaft ausweichen können, ist schwer zu sagen. Es gibt für sie auch keine Vorbilder. "Die Kinder machen ihre Erfahrungen in der digitalen Welt, und die Eltern können sie nicht vor Fehlern warnen, weil sie diese Welt bestenfalls gleichzeitig entdecken", sagt Schuchardt.

Und er rät den Jugendlichen, über der digitalen Welt nicht die echten Menschen und die echten Gespräche zu verpassen.

(arie)
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