Mönchengladbach Junkers' legendäre F13 soll wieder fliegen

Mönchengladbach · Ab 1919 baute Hugo Junkers die "Urmutter aller Verkehrsflugzeuge", bis 1933 entstanden 330 Maschinen. Keine ist mehr flugfähig. Doch nun legt ein Unternehmen den Vorläufer der "Tante Ju" neu auf - 2,2 Millionen Dollar kostet das Stück.

 Der Prototyp des F 13-Nachbaus wurde jetzt bei der Flugshow EAA AirVenture in Oshkosh (US-Bundesstaat Wisconsin) der Öffentlichkeit vorgestellt - gemeinsam mit dem Airbus A 350 XWB, dem "jüngsten" Langstreckenflugzeug der Welt. Nicht zufällig: Die F 13 gilt ihrerseits als ältester Airliner der Luftfahrt.

Der Prototyp des F 13-Nachbaus wurde jetzt bei der Flugshow EAA AirVenture in Oshkosh (US-Bundesstaat Wisconsin) der Öffentlichkeit vorgestellt - gemeinsam mit dem Airbus A 350 XWB, dem "jüngsten" Langstreckenflugzeug der Welt. Nicht zufällig: Die F 13 gilt ihrerseits als ältester Airliner der Luftfahrt.

Foto: Rimowa

Sie stehen in Museen - in München, Stockholm, Budapest, Berlin und Paris. Die letzten fünf erhaltenen Originale von Hugo Junkers' F 13, dem ersten Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt, sind allesamt seit vielen Jahrzehnten nicht mehr geflogen. Doch wenn es nach dem Kölner Unternehmen Rimowa geht, werden sich in Kürze wieder F 13-Modelle in die Lüfte schwingen. Moderne Nachbauten nämlich. "In dem Flugzeug aus Duralumin, das wir heute der Öffentlichkeit vorstellen können, nimmt ein Kulturgut erneut Gestalt an", sagte Dieter Morszeck, Geschäftsführer des Kofferherstellers, jetzt bei der Flugschau EAA AirVenture im amerikanischen Oshkosh. "Und diese F 13 wird wieder fliegen - eine Weltsensation."

Der dort gemeinsam mit einem Airbus A 350 XWB präsentierte Nachbau ist aktuell die weltweit einzige flugfähige F 13 und soll Ende des Jahres die Flugerprobung aufnehmen. Der erste Flug ist für März 2016, Zulassung und erste Auslieferung für Mai 2016 vorgesehen. Der Premieren-Nachbau entstand über 15 Monate, zunächst in 9000 Baustunden in Oberndorf (Schwarzwald). Es besteht aus 2600 Bauteilen und über 35 000 Nieten. Zusammengesetzt wurde die 450 PS starke Maschine dann im schweizerischen Dübendorf, wo auch die Innenausstattung aus Leder eingebaut wurde. 2,2 Millionen US-Dollar kostet eine neue F 13, geordert werden kann sie aber schon jetzt. Die Serienfertigung wird bei der neu gegründeten Rimowa Flugzeugwerke AG in Dübendorf anlaufen. Dort, bei Zürich, sitzt auch die Fluglinie Ju-Air, die in Mönchengladbach die Ju-52-Rundflüge anbietet - deren Sponsor wiederum Rimowa ist.

 In ihren Anfangszeiten kam die F 13 - wie hier in Schweden - auch als Postflugzeug zum Einsatz.

In ihren Anfangszeiten kam die F 13 - wie hier in Schweden - auch als Postflugzeug zum Einsatz.

Foto: SAS

Vor sechs Jahren untersuchte der Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge (VfL) mit Sitz in Mönchengladbach die Möglichkeit, eine F 13 flugfähig zu restaurieren oder vollständig nachzubauen. Der Kölner Unternehmer Morszeck, dessen Vater vor über 60 Jahren Koffer aus dem gleichen Material entwickelt hatte, aus dem auch die F 13 bestand, fühlte sich Junkers' Projekt verbunden und förderte deshalb den Nachbau einer flugfähigen F 13. Der Rheydter Junkers "war ein Pionier und Visionär. Und er war der Erste, der Duralumin im Flugzeugbau verwendete", sagte Moszeck. "Es ist ein einzigartiges Projekt, was wir machen, und es ist ein Geschenk, dass man so was heutzutage noch machen darf", sagt VfL-Vorsitzender Bernd Huckenbeck.

 Das 1:1-Modell "Nachtigall" einer Junkers F 13 wird gerade im SMS-Businesspark restauriert.

Das 1:1-Modell "Nachtigall" einer Junkers F 13 wird gerade im SMS-Businesspark restauriert.

Foto: Falk Büttner

Das Original gilt als erstes Verkehrsflugzeug der Welt, als wichtigster Vorläufer der "Tante Ju" und wurde von Junkers 1919 in Auftrag gegeben. Über 330 der einmotorigen sechssitzigen Flugzeuge wurden bis 1933 in den Junkers-Werken in Dessau gebaut und bildeten das Rückgrat vieler Fluggesellschaften auf der ganzen Welt. Neben den fünf erhaltenen Originalen gibt es noch einige wenige Nachbauten, unter anderem das nie flugfähige 1:1-Modell "Nachtigall", das vermutlich ein süddeutscher Tüftler nach dem Krieg baute und das lange Jahre auf der Ausstellungsterrasse des Stuttgarter Flughafens verwitterte. In den kommenden Monaten soll es, nachdem der ursprüngliche Partner abgesprungen war, nach Möglichkeit von Mönchengladbacher Auszubildenden im SMS-Businesspark restauriert werden. Wo es später einmal ausgestellt wird - am Hugo-Junkers-Hangar am Flughafen oder in Rheydt - ist derzeit noch unklar.

"Wir freuen uns und sind stolz, dass die Maschine neu aufgelegt wird. Vielleicht wird sie dann in Zukunft ja auch einmal in Mönchengladbach zu Gast sein", sagt David Bongartz von der Event Hangar GmbH, die für neuen Hugo-Junkers-Hangar am Airport verantwortlich zeichnet. An der Reichweite sollte es nicht scheitern: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h schafft sie mit einer Tankfüllung bis zu 600 Kilometer weit, die Luftlinie zwischen Dübendorf und Gladbach beträgt aber nur 450.

(RP)
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