Mönchengladbach Junge Union Nord regt Probewohnen wie in Görlitz an

Mönchengladbach · Görlitz hat ein Problem: Die östlichste Stadt Deutschlands hat seit der Wiedervereinigung durch Geburtenrückgang und Abwanderung ein Viertel seiner Einwohner verloren. Und wie wenig sich wiederum Zuwanderung planen lässt, zeigt die Flüchtlingswelle. Doch Görlitz versucht gegenzusteuern: Mit dem preisgekrönten Projekt "Probewohnen", das nach 2008 und 2010 im Herbst 2015 in die dritte Runde ging, erreichte es bundesweite Aufmerksamkeit. Die Junge Union (JU) Nord hat nun angeregt, das Projekt auch in der Vitusstadt politisch zur Diskussion zu stellen, gegebenenfalls zusammen mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften.

Die Idee hinter dem Probewohnen: Interessierte können eine Woche vor Ort testen, ob ein Umzug in die Stadt für sie in Frage käme. In der aktuellen Runde stehen in Görlitz dafür über die städtische Wohnungsbaugesellschaft noch bis Mai drei möblierte und sanierte Altbauwohnungen in der Altstadt zur Verfügung; die Teilnehmer zahlen keine Miete, sondern lediglich eine Betriebskostenpauschale in Höhe von 80 Euro. Das Projekt wird zudem wissenschaftlich begleitet - damit soll insbesondere geklärt werden, wie die Stadt noch besser auf Wohnwünsche und -bedürfnisse heutiger sowie künftiger Bewohner eingehen kann. Für die aktuelle Runde gab es mehr als 100 Bewerbungen; nicht nur aus dem nahezu gesamten Bundesgebiet, sondern auch aus den Niederlanden, aus Alaska und Kroatien. 750 Personen aus 200 Orten hatten sich bereits bei den ersten beiden Runden beworben.

"Als ich einen Bericht über diese Initiative las, war ich gleich von der Idee begeistert", sagt der Vorsitzende der JU Nord, Patrick Broniewski. "Sie würde sich als Mosaikstein meines Erachtens ideal in das von der CDU-Fraktion und unserem neuen Baudezernenten Dr. Gregor Bonin angestoßene Programm ,Wachsende Stadt' einfügen." Schließlich bringt sich Gladbach - mit neuen, hochwertigem Wohngebieten wie am Bunten Garten - aktuell nicht zuletzt im Rennen um Düsseldorf-Pendler in Stellung.

Broniewski regt ebenfalls an, das Probewohnen im Falle einer Umsetzung ebenfalls wissenschaftlich begleiten zu lassen, etwa von der Hochschule und ihrem NIERS-Institut. "Ein solcher Blick von außen könnte auch Gladbach wertvolle Hinweise für künftige Handlungsfelder in der Stadtplanung und Quartiersentwicklung geben", sagt Broniewski. "Er könnte zudem helfen, unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen als Stadt besser kennenzulernen und entsprechend politisch die Gleise zu legen."

Gladbach hat gegenüber Görlitz - dessen Einwohnerzahl trotz Probewohnens weiter sinkt - zudem den Vorteil, zuletzt wieder zu wachsen. Da mag es tatsächlich nur hier und da an Impulsen mangeln, sich für Auswärtige als attraktiver Wohnstandort bekannt zu machen.

(RP)
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