Mönchengladbach Jeffrey Kolkman - Straßenmusiker von ganzem Herzen

Mönchengladbach · Es ist einiges los vor dem Café Vreigeist in Eicken. Die kleinen Kaffeetische auf der Straße vor dem Altbauhaus sind voll besetzt mit Menschen, die auf den Stühlen sitzen und entspannen. Ein warmer Sommerwind weht durch das mit bunten Girlanden geschmückte Gründerzeitviertel und während der Gedanke aufkommt, dass zu einem perfekten Sommerabend doch nur noch etwas Musik fehlen würde, bauen bereits drei junge Männer ein Set aus Computern, Verstärkern und Gitarren auf. Und dann ist auch er da, der Mann mit der Gitarre. Die Haare zu einem Zopf gebunden, geht er durch die Reihen, grüßt freundlich, fragt seine Gäste nach ihren Namen und sagt den Satz "Ich freue mich, dass ihr alle dabei seid" auf eine Art und Weise, dass man ihm abkauft, dass er es ernst meint. Eigentlich sollte das Konzert im Theater im Gründungshaus stattfinden, spontan entschied man sich aber doch für die Open-Air-Variante vor dem Café Vreigeist.

 Jeffrey Kolkman begeisterte mit seinem Open-Air-Konzert vor dem Café Vreigeist die Besucher in Eicken..

Jeffrey Kolkman begeisterte mit seinem Open-Air-Konzert vor dem Café Vreigeist die Besucher in Eicken..

Foto: Detlef Ilgner

Der Mann, der so selbstbewusst im Außenbereich des Cafés umherläuft, das ist Jeffrey Kolkman. Dass man den 20-jährigen Gladbacher, der seit acht Jahren regelmäßig Straßenmusik macht und sich so einen Namen als "der Junge vor Galeria Kaufhof" machte, überhaupt in seiner Heimatstadt sieht, ist schon eine Seltenheit. Kolkman ist ständig unterwegs, spielt in anderen Städten und "da Zeit eben sehr kostbar ist und man in Zügen eine Menge davon hat" auch unterwegs.

Bevor Kolkmann selbst zur Gitarre greift, lädt er Künstler Heiner Schmidt vom Blauen Haus vor das orangefarbene Mikrofon. Kennengelernt haben die beiden sich, als vor etwa sechs Jahren das Zuhause von Kolkman und seiner Mutter in Flammen stand und Schmidt den beiden hilflosen Fremden ohne zu Zögern zur Hilfe eilte. Jetzt hat Heiner Schmidt die Gitarre lässig umgehangen und erinnert mit seinem rockig Stimme und dem Wind in den grauen Haaren an einen weisen Seeräuber, der von seinen Fahrten auf stürmischer See erzählt.

Dann ist Jeffrey Kolkman dran. Er singt von Träumen, die jeder kennt, von Montag-Morgen-Sehnsüchten, von Freiheit, Stärke, Selbstverwirklichung und Abenteuer - mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Auch seiner Freundin Laura Schmitz, die er kennenlernte, weil sie auf der Straße stehen blieb und seinem Gesang zuhörte, singt er ein persönliches Lied. Wie sehr Kolkman sich zwischen den Menschen auf der Straße zuhause fühlt, ist ihm deutlich anzusehen. Er lächelt, während er mit seiner durchdringenden, leicht rauen Stimme singt, und schaut seinen Zuhörern immer wieder direkt in die Augen.

Kolkman hält Lobreden auf seine Freunde, verspricht allen Gästen zum Geburtstag ein selbst komponiertes Ständchen zu schicken und macht Mut, für seine Ziele zu kämpfen. Dann reicht er einen Collegeblock herum, auf dem jeder seine Gedanken aufschreiben kann. Nur kurze Zeit später hat er die vielen Wörter, Ideen und Gedanken zu einem komplett neuen Song verbunden. "Das waren eure Gefühle, ich war nur eure Stimme", sagt er zu den begeisterten Zuhörern vor dem Café. Zum Abschluss des Abends gibt es ein Duett mit Adina Heart, einer Straßenmusikerin mit langen Dreadlocks.

(RP)
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