Mönchengladbach Jedes sechste Krankenhaus-Bett fällt weg

Mönchengladbach · Mönchengladbach hat zu viele Klinik-Betten in Gynäkologie, Chirurgie und Innerer Medizin. Diese Überversorgung will das Land nun beenden. Fast 400 Betten sollen abgebaut werden. Eventuell müssen ganze Abteilungen schließen.

 In Mönchengladbach sollen 400 Krankenhaus-Betten wegfallen.

In Mönchengladbach sollen 400 Krankenhaus-Betten wegfallen.

Foto: S&Q

Diese Zahlen haben es in sich: 376 Mönchengladbacher Krankenhaus-Betten soll es kommendes Jahr nicht mehr geben. So hat es das Land in seinem neuen Krankenhausplan festgelegt. Grund für die drastische Maßnahme ist das im Vergleich zu den Nachbarstädten und -kreisen deutlich zu große Angebot. "Im Prinzip hat Mönchengladbach ein ganzes Krankenhaus zu viel", sagt Gesundheitsexperte Wilfried Jacobs, früherer Geschäftsführer der AOK Rheinland/Hamburg. Faktisch geht es jetzt allerdings nicht darum, ein ganzes Krankenhaus zu schließen. "Diese Möglichkeit hätte zwar bestanden, als das Bethesda in Schieflage geraten war. Doch die Chance, die Mönchengladbacher Krankenhaus-Landschaft neu zu sortieren, haben die Träger leider verpasst", sagt Jacobs.

Der Krankenhausplan schreibt für jede einzelne medizinische Disziplin vor, wie viele Betten es künftig in Mönchengladbach geben soll. Der Bedarf abzubauen ist in einigen Bereichen immens: So gibt es laut Land in Mönchengladbach 85 Betten zu viel für Geburtshilfe und Gynäkologie. Mit dem Eli in Rheydt, dem Bethesda und Neuwerk haben gleich drei der vier Krankenhäuser eine eigene Gynäkologie. Für Wilfried Jacobs ist klar: "Beim Bettenabbau kann man nur einen Rat geben: Am besten ganze Abteilungen schließen." Ob sich die Geschäftsführer der Gladbacher Krankenhäuser darauf werden verständigen können, ist indes fraglich. Wo die Betten abgebaut werden, schreibt das Land nicht vor. Es definiert nur die maximale Zahl. Stark betroffen sind Chirurgie (minus 87) und Innere (minus 80). Und auch die Geriatrie ist nach Überzeugung des Landes zu üppig. Manche Maßnahme betrifft allein ein Haus. Die Geriatrie etwa gibt es allein bei den Städtischen Kliniken, die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie nur am Bethesda. Innere und Chirurgie haben alle vier Krankenhäuser. Es ist an den Geschäftsführern, sich zu einigen. Sie treffen sich erstmals am 19. Februar. Können sie sich bei der Regionalkonferenz mit den Krankenkassen nicht verständigen, gibt es ein "Nicht-Einigungs-Protokoll". Dann erarbeitet die Bezirksregierung konkrete Vorschläge. "Ich kann den Geschäftsführern nur empfehlen, sich so schnell wie möglich an einen Tisch zu setzen", sagt Jacobs.

Die einzelnen Zahlen im Krankenhausplan sind nicht unumstößlich. So können die Kliniken konzeptionell begründen, warum die Stadt in einer Disziplin mehr Angebot braucht als das Land im Durchschnitt. Auch die Strukturqualität eines Krankenhauses spielt eine Rolle bei der endgültigen Entscheidung. "Die ist in der Regel bei größeren Krankenhäusern eher gegeben als bei kleineren", sagt Professor Andreas Lahm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kliniken Maria Hilf. Für Horst Imdahl, Geschäftsführer der Städtischen Kliniken, sind die Zahlen zwar gerade im Vergleich zu anderen Großstädten markant, aber auch keine Überraschung: "Dass Mönchengladbach sehr gut versorgt ist, haben alle gewusst", sagt Imdahl. Krefeld etwa soll künftig nur auf 59 Betten verzichten. Das im Vergleich zu Gladbach ungleich größere Duisburg soll 246 Betten einsparen.

Dr. Martin Windmann, Geschäftsführer des Bethesda-Krankenhauses geht davon aus, dass der Plan alle vier Mönchengladbacher Krankenhäuser betreffen wird. "Noch haben wir es erst einmal mit der Wunschvorstellung des Landes zu tun", sagt Windmann. Dass die Bezirksregierung angesichts des Ausmaßes der Überversorgung nicht leicht zu überzeugen sein wird, ist indes allen klar.

(RP)
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