Mönchengladbach Jeder fünfte Viertklässler ist Nichtschwimmer

Mönchengladbach · Eine Erhebung der Stadt hat ergeben, dass rund 400 Viertklässler nicht schwimmen können. Deshalb bieten Stadt, NEW und weitere Partner nun spezielle Ferienschwimmkurse für die betroffenen Kinder an.

 Rund 400 Viertklässler können noch nicht schwimmen. In einem speziellen Ferienkurs lernen sie es nun und machen ihr Seepferdchen.

Rund 400 Viertklässler können noch nicht schwimmen. In einem speziellen Ferienkurs lernen sie es nun und machen ihr Seepferdchen.

Foto: Hans Dörner

Noah steht sehr zögerlich am Beckenrand. Er ist aufgeregt, traut sich nicht, einfach in das Becken des Schwimmbades in Giesenkirchen hineinzuspringen. Noah macht gerade sein Seepferdchen und lernt schwimmen. Damit ist er eines von rund 400 Kindern, die ab dem kommenden Schuljahr auf eine weitereführende Schule gehen und nicht schwimmen können. "Wir haben eine Erhebung durchgeführt, die ergab, dass 20 Prozent der Viertklässler nicht schwimmen können", sagt Schul- und Sportdezernent Dr. Gert Fischer. Darum bietet die Stadt zusammen mit der NEW, dem Stadtsportbund, dem Mönchengladbacher Schwimmverein und der Stadtsparkasse als Sponsor Schwimmkurse für die betroffenen Kinder an.

"Wir haben die Eltern aller betroffenen Kinder angeschrieben. Mit der Rückmeldung sind wir sehr zufrieden", sagt Harald Weuthen vom Fachbereich Sport. 250 der 400 Nichtschwimmer haben das Angebot angenommen. Bereits 150 von ihnen haben das Seepferdchen geschafft. Die anderen 100 machen es in den kommenden Ferienwochen. Warum die Zahl der Viertklässler, die nicht schwimmen können, so hoch ist, hat die Erhebung nicht ergeben. "Da spielen sicher viele Faktoren eine Rolle. Zum einen versäumen es die Eltern, die Kinder in einen Schwimmunterricht zu geben. Zum anderen gibt es an den Schulen zu wenig Lehrer, die eine entsprechende Ausbildung haben", sagt Dr. Gert Fischer.

Das Ferienangebot für die Kinder ist aber nicht nur Bespaßung und Schwimmunterricht für die Viertklässler. "Schwimmen zu können ist nicht nur im Unterricht an den Schulen wichtig. Im Ernstfall rettet diese Fähigkeit Leben", sagt Harald Weuthen. Jedes Jahr ertrinken in den Sommermonaten in Seen und Flüssen unvorsichtige und ungeübte Schwimmer. Auch deshalb nimmt man bei der Stadt die alarmierende Erhebung sehr ernst. Zehn Stunden dauert der Schwimmunterricht, an dessen Ende das Seepferdchen steht. Haben die Kinder es geschafft, bekommen sie eine Urkunde und einen Aufnäher für die Badehose. Die Teilnahme kostet sie gerade einmal zehn Euro.

Weil es kein normaler Kurs, sondern ein gezielt ausgerichtetes Programm ist, bekommen die Kinder zusätzlich Geschenke wie einen Rucksack und Freikarten für das Schwimmbad. Damit sollen sie animiert werden, weiter zu üben. "Auch wenn sie jetzt das Seepferdchen haben, heißt das nicht, dass sie richtig gut schwimmen können. Zehn Stunden reichen dafür nicht aus", sagt Schwimmlehrer Jens Brato. Er bringt den Kindern das Schwimmen im Giesenkirchener Bad bei. Zusätzlich wird der Kurs im Schwimmbad Rheindahlen angeboten.

Im Ferienschwimmkurs haben die Kinder außerdem ein Gemeinschaftserlebnis. Sie lernen nicht alleine, sondern als Gruppe. Die neun Kinder, die gestern in Giesenkirchen ihre Seepferdchenprüfung machten, feuerten sich gegenseitig an und klatschten ab, wenn sie es geschafft haben. Das macht nicht nur Spaß, sondern motiviert. Und genau das ist das Ziel des Kurses. Die Kinder sollen lernen, sicher zu schwimmen und Lust haben, sich weiter zu verbessern. "Das ist ja auch ein Stück Lebensqualität, wenn man ins Schwimmbad gehen kann", sagt Harald Weuthen.

Auf die Schulen können sich die Eltern längst nicht mehr verlassen. Der Erlass zur "Sicherheitsförderung im Sportunterricht" vom Schulministerium hat den Schwimmunterricht an den Schulen erschwert. Dort dürfen nur die Lehrer Unterricht erteilen, die entweder Sport studiert oder eine entsprechende Lehrerlaubnis im Rahmen einer staatlichen Lehrerfortbildung erworben haben. Und trotzdem: Schwimmen können sollte jeder.

(cli)
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