Mönchengladbach Jazz-Visions mit kreativen Weihnachtsklängen

Mönchengladbach · Wie jazzig cool können Schneeflöckchen sein, wie sophisticated kann "Winter Wonderland" klingen, oder auch "Stille Nacht" - dabei jedoch zugleich volltönig warm, sanft, aber nicht seicht? Das Quintett, rund um Sängerin Regina Mester - so heißt ihre Formation auch Regina-Mester-Quintett -, entführte das Publikum beim letzten Jazz-Visions im BIS für dieses Jahr in eine durch und durch stimmungsvolle Weihnachtswelt.

 Das Regina-Mester-Quintett präsentierte Stimmungsvolles und Hintergründiges im BIS.

Das Regina-Mester-Quintett präsentierte Stimmungsvolles und Hintergründiges im BIS.

Foto: Detlef Ilgner

Doch Philipp v. Endert, meisterhaft an der Gitarre, Matthias Strucken als sensibler Magier am Vibraphon, Sebastian Räther am Bass und Kurt Billker, Drums, wären nicht die, die sie sind, wenn es nur bei stimmungsvollen Weihnachtsklängen geblieben wäre. Mit viel musikalischem Esprit, angelegt in den ausgesprochen kreativen Bearbeitungen von Weihnachtssongs, pointierte das gesamte Ensemble entspannte, aber dichte rhythmische Raffinesse. So manche tiefgehende musikalische Idee entfaltet sich scheinbar unscheinbar und gewinnt Prägnanz, auch in wohl dosierten Soli. Ausgehend von Songs wie "White Christmas", "Jingle Bells" oder "Leise rieselt der Schnee" ließ Mester mit ihrer stets delikaten, samt-gefärbten, aber überaus vielseitigen Stimme zusammen mit ihren Musikern mal komplexer, mal minimalistischer gefügte Kunst entsprießen. Man spürt in jedem Moment, dass hier kein unnötiges Beiwerk die reine musikalische Intention verstellt.

Virtuosität des Zeigens Willen, das gibt es bei den Fünfen nicht. Richtig aufbrausend wird es auch zu keinem Moment. Mischen sich vor allem Vibraphon und Gitarre, stilvoll verstärkt, immer wieder zu sehr reizvollen Klangsphären, die Mesters Stimme eine dicht flimmernde Untermalung bieten.

Selbst in exaltierteren stimmakrobatischen Momenten, bleibt sie selbst cool. Aufbrausen ist ihr genauso fremd, wie das Ausreizen ihrer vokalen Grenzen.

Ganz in diesem Geiste, aber mit vielerlei Hintergründigem, warteten auch ihre eigenen Songs auf, die Weihnachten jeweils von einer besonderen - oft auch kritisch hinterfragenden Perspektive - behandeln. Wie steht es um unsere Vorurteile gegenüber anderen Menschen oder um die unselige Kommerzialisierung des weihnachtlichen Trubels? Mesters Songs, mit Texten von Harald Klein - Theologe, und das spürt man deutlich - rütteln auf, bleiben aber subtil. Die Nachricht ist eindeutig: Liebt einander, seid freundlich und entspannt.

Ein Hauch von Weill'schem Ton schleicht sich hin und wieder ein. Ganz entzückend mischen sich stilistische Momente, die sich aber konsistent durch die Arrangements ziehen. Dabei spielen, auch bei den Weihnachts-Songs, kleine Patterns, die sich zu sehr reizvoll gefügten Schichten verdichten, immer wieder eine musikalisch tragende Rolle. Bis sie dann am Ende oft nahezu ins Nichts entschwinden, iIm Kopf der Zuhörer aber angenehmen Nachhall finden.

(laki)
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