Mönchengladbach James-Krüss-Schule: Ein Stadtteil nimmt Abschied

Mönchengladbach · Die Förderschule wird Teil des Förderzentrums Nord. Nicht nur die Schüler und Lehrer alle Speicker Bürger trauern.

 Die Schützen marschierten auf den Schulhof, das Musikkorps spielte auf, alle waren gekommen, um Abschied zu nehmen.

Die Schützen marschierten auf den Schulhof, das Musikkorps spielte auf, alle waren gekommen, um Abschied zu nehmen.

Foto: Jörg Knappe

Gaby Obeloer trug eine dunkle Sonnenbrille. "Ich möchte nicht, dass unsere Gäste meine verheulten Augen sehen", sagte die Leiterin der James-Krüss-Schule. Die

Förderschule mit dem Schwerpunkt Sprache verliert zum 1. August ihre Unabhängigkeit und wird Teil des Förderzentrums Nord. Noch einige Zeit werden Kinder im Schulgebäude an der Kabelstraße unterrichtet. "Aber spätestens in zwei Jahren steht das Haus leer." Was dann daraus wird? "Das ist unklar." Das Haus gehört der Stadt. Sie kann es vermieten oder verkaufen. Sicher ist: Nicht nur die Kinder, ihre Eltern und Lehrer verlieren einen wichtigen Bezugsort, der ganze Stadtteil Speick verliert seinen Mittelpunkt. Entsprechend groß ist die Tauer, entsprechend viele Menschen kamen zum Abschiedsfest.

Groß und bunt wie ein Volksfest war es, es gab Musik, Speisen und Getränke, die Speicker Schützen kamen mit forscher Musik - und dennoch war es keine Jubelfeier. Ehemalige Eltern, Lehrer und Therapeuten fanden sich ein, ehemalige Schüler schauten sich in der vertrauten Schule um. Viele hatten Blumen dabei - für Gaby Obeloer, die ständig umringt war, umarmt und gedrückt wurde. Und immer wieder flossen Tränchen.

An der Kabelstraße fanden Kinder mit Sprachdefiziten ein eingespieltes Lehrerteam vor, das jedes Mädchen, jeden Jungen ganz individuell anleitete und lernen ließ. Und dann kam vor fast zehn Jahres Peppi. Das Pony, das zu Therapiezwecken eingesetzt wurde, war schnell zum Liebling aller Schüler. Beim Stalldienst, beim Putzen des Pferdes, beim Füttern, beim Reiten, beim Voltigieren lernten sie so viel. Und die Liebe zu Peppi war Ansporn genug.

In der hauseigenen Schulzeitung "Die Sprechmaschine" haben immer wieder ehemalige Schüler ihre Erinnerungen aufgeschrieben. Peppi spielt dabei immer eine große Rolle: "Peppi vermisse ich auch. Auf Peppi war es schön zu reiten. Die Pony-Feste waren toll", heißt es da. Oder: "Das Übernachten bei Peppi war toll, weil wir eine Nachtwanderung gemacht haben." Und eine Schülerin hat hinterlassen: "Mir haben die Tiere in der James-Krüss-Schule gefallen, z. B. die Rennmäuse, Peppi, das Pferd und Charly, der Hund. Das Zelten bei Peppi war cool. Wir sind geritten und haben eine Nachtwanderung gemacht."

Die ehemaligen und die aktuellen Schüler, Lehrer und Eltern - nicht zuletzt die ganze Speicker Bevölkerung - haben etwas sehr Kostbares unwiederbringlich verloren.

(RP)
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