Mönchengladbach Jam-Session im Sparkassenpark

Mönchengladbach · Niemand weiß, was genau heute Abend bei "Yes we jam!" gespielt wird. Ein Besuch könnte sich trotzdem lohnen.

 René Pütz ist Bassist und Organisator der großen Jam-Session im Sparkassenpark.

René Pütz ist Bassist und Organisator der großen Jam-Session im Sparkassenpark.

Foto: Pütz

Ob es denn gut werde? "Das kann ich nicht sagen", meint René Pütz entwaffnend ehrlich. "Aber bisher war es immer gut." Was heute Abend ab 20.30 Uhr auf der Bühne des Sparkassenparks stattfinden soll, ist nicht weniger als ein großes Experiment. Eines, das im besten Fall richtig gut klingt. "Yes we jam!" heißt es und besteht aus fünf Musikern, die in dieser Kombination noch nie gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. "Nichts ist eingeprobt, alles findet ohne Absprachen statt", sagt Pütz. Eine Jam-Session also, und das im besten Sinne. Rund 100 Minuten soll das Konzert dauern. "Wer bei jedem Lied nach 60 Sekunden einen Hit-Refrain erwartet, ist wohl eher nicht unser Publikum. Besonders spannend aber wird es für all jene, die musikbegeistert und offen für Überraschungen sind", sagt Pütz.

Die Besetzung im Sparkassenpark kann sich durchaus sehen lassen: Wie fast immer dabei sind Andy Pilger (Drums), Jürgen Dahmen (Rhodes) und dem Organisator René Pütz (Bass und Vocals) selbst. Als besondere Gäste haben sie den Kölner Session- und Solomusiker Eike Drück (Saxophon) und den chilenische Musiker Alfonso Garrido (Percussion) eingeladen. Garrido ist Mitglied der "Heavytones", also der ehemaligen "TV Total"-Studioband, und hat dort schon mehrfach sein Improvisations-Talent unter Beweis gestellt. "Wir wissen, was er kann, aber wir haben noch nie gemeinsam mit ihm gespielt. Das wird interessant", sagt Pütz.

Als ob improvisierende Profimusiker auf der großen Open-Air-Bühne, auf der in diesem Jahr schon Lionel Richie und Simply Red gestanden haben, noch nicht außergewöhnlich genug wären, lassen die Veranstalter die Besucherränge des Sparkassenparks bewusst leer und laden das Publikum zu sich auf die Bühne ein. "Normalerweise spielen wir im Club vor 80 bis 120 Leuten. Daher würden wir auch gar nicht erst versuchen, das Stadion voll zu bekommen", sagt Pütz. Stattdessen wird auf die große Bühne eine weitere, deutlich kleinere Club-Bühne gebaut. "Wir spielen nicht nach vorne zu den Zuschauern, wie es bei einem gewöhnlichen Auftritt der Fall wäre, sondern zueinander", sagt der Bassist. Damit wird es möglich, das Konzert um die Musiker herum zu erleben. Von vorne, der Seite, von hinten. "Man kann dem Schlagzeuger praktisch an den Beinen kitzeln", sagt der Organisator. Oder einfach mal die Perspektive wechseln. "Ein ganz anderes Konzertgefühl. Man kann uns richtig in die Karten schauen", sagt Pütz.

Was genau steht denn nun heute Abend auf dem Programm? "Das weiß niemand", sagt er. Möglich ist alles von Rock, Jazz, Groove, Beat, Funk und Pop bis hin zu Reggae oder Balladen. "Manchmal geht es auch etwas härter zu. Wir schwimmen weit raus", sagt der Organisator, dem immer wieder wichtig ist zu betonen, dass die Besucher keine dahindudelnde Fahrstuhlmusik, kein langweiliger Klangteppich erwartet. Die Stücke sollen Laune machen und in den Beinen kitzeln, dafür sorgt auch die Erfahrung der Beteiligten. Normalerweise spielen die Musiker von "Yes we jam!" in wechselnder Besetzung im Messajero an der Sophienstraße, alles natürlich ein bisschen kleiner als im Sparkassenpark. "Heute Abend wird es eine etwas andere Atmosphäre. Da darf man wirklich gespannt drauf sein", sagt Pütz.

Das Spannendste dürfte so oder so werden, wie die Musiker zueinander finden. Der eine bietet eine Melodie an, einen Rhythmus oder ein paar Akkorde, die anderen steigen mit ein. Dafür brauchen sie vor allem Maß und ein feines Gespür. "Wenn alle zu passiv sind, kommt das Lied nicht in Schwung. Wenn jeder aber nur versucht, sein Ding durchzudrücken, wird es auch nichts", sagt er. Einige Ideen können dann ziemlich schnell wieder im Sand verlaufen, andere fließend übergehen. Kurze, lange und sehr lange Stücke sind möglich. "Manches funktioniert auch mal nicht", sagt Pütz - und ist wieder entwaffnend ehrlich. "Anderes sorgt dann aber für Gänsehaut."

(lukra)
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