Mönchengladbach Internet-Aschenbrödel wird Daten-Königin

Mönchengladbach · Weiteren zehn Stadtteilen wird superschnelles Internet angeboten - von den Firmen Deutsche Glasfaser und NEW. Um die Citybereiche machen beide einen Bogen, weil es hier schwierig ist, genügend Anschlussverträge zu verkaufen.

 Giesenkirchen-Nord, Großheide, Hamern, Hardt, Hehnerholt, Rheindahlen, Ohler, Pongs, Wickrath und Venn: Diese zehn Stadtteile haben große Chancen, superschnelles Internet zu bekommen.

Giesenkirchen-Nord, Großheide, Hamern, Hardt, Hehnerholt, Rheindahlen, Ohler, Pongs, Wickrath und Venn: Diese zehn Stadtteile haben große Chancen, superschnelles Internet zu bekommen.

Foto: Imago

Rückblende: Mönchengladbach vor ein paar Jahren. Da erhob sich jedes Mal vor allem in den südlichen Teilen der Stadt heftiges Wehklagen, wenn bei den Bewohnern die Rede auf schnelles Internet kam. Die Verbindungen waren damals dermaßen schlecht, dass man sich beim Aufrufen einer Seite vorher getrost zum Mittagessen verabreden konnte, ohne etwas zu verpassen.

Heute hat sich die Situation erheblich verbessert. Und zwar so sehr, dass die städtische Wirtschaftsförderung kess die Devise ausgegeben hat: Mönchengladbach soll die erste Gigabit-City werden, in der es möglich ist, an vielen Ecken in der Stadt riesige Datenmengen zu verschicken oder herunterzuladen. Hoppla, wie das? Vom Internet-Aschenbrödel zur Daten-Königin in nur weniger Jahren - wie kann das funktionieren?

Viel hängt damit zusammen, dass das Geschäftsmodell der Deutschen Glasfaser endlich auch in Mönchengladbach zieht. Das Unternehmen mit Sitz in Borken hat im Kreis Heinsberg und im Rhein-Kreis Neuss bewiesen, dass Hochgeschwindigkeitsanschlüsse auch im ländlichen Raum keine Fantasterei sein müssen. Die Deutsche Glasfaser, die nicht nur so heißt, sondern Glasfaser bis in Privathaushalte verlegt, hat ein auf den ersten Blick simples Geschäftsmodell: Das Unternehmen verfügt über Investoren, die bereit sind, für diese Datenautobahnen viel Geld zu geben. Die Firma wiederum verlegt die teuren Leitung - allerdings nur dann, wenn sich vorher genügend Kunden bereit erklären, auch einen Breitbandvertrag abzuschließen. Eine Quote von 40 Prozent gilt da als Marke, an der der Daumen nach oben oder nach unten zeigt: Sind es mindestens 40 Prozent, wird gebaut. Sind's weniger, gibt's Probleme.

Das klappt, die Deutsche Glasfaser kommt auf die erforderlichen Anschlussverträge. Seit 2013 mischt auch die NEW mit, die ihre Rolle als Infrastrukturanbieter für Strom, Gas und Wasser ausweitet, indem sie als Provider fungiert und Breitbandanschlüsse verkauft. "Das ist ein interessantes neues Geschäftsmodell und passt genau zu uns", sagt Ralf Poll, Geschäftsführer der NEW Energie und Wasser GmbH. Rund 13.000 Verträge laufen bereits über das NEW-Ticket.

Und die Deutsche Glasfaser, die mit ähnlichen Angeboten unterwegs ist, sieht den Mönchengladbacher Versorger nicht einmal als lästigen, überflüssigen Konkurrenten an. Weil man weiß: Vom guten Namen der NEW profitieren die Borkener, wenn es darum geht, die Anschlussquoten zu erreichen. "Wohin man hier in der Stadt guckt, der Name NEW ist überall. Alle kennen die NEW", sagt der Niederländer Marco Westenberg, Regionalmanager bei der Deutschen Glasfaser.

Jetzt verspricht das Zweckbündnis 23.600 Haushalten in Giesenkirchen-Nord, Großheide, Hamern, Hardt, Hehnerholt, Rheindahlen, Ohler, Pongs, Wickrath und Venn die Datenautobahn: Die Deutsche Glasfaser verlegt die Leitungen draußen, die NEW liefert die Tarife, berät die Kunden und bringt das schnelle Internet ins Haus. Aber auch hier gilt: Mindestens 40 Prozent der Haushalte müssen sich bis zum 16. Januar entscheiden, ob sie künftig einen superschnellen Internetzugang haben wollen.

Auch interessant: Deutsche Glasfaser und NEW würden zwar auch gerne die Citybereiche in Gladbach und Rheydt fit für die digitale Zukunft machen. Immerhin leben hier mehr Menschen, die als potenzielle Kunden in Frage kommen. Doch die Bereitschaft, einen entsprechenden Vertrag abzuschließen, ist nicht unbedingt größer. "Wer meint, bereits ein halbwegs gutes Internet zu haben, ist oft nicht bereit, in eine noch bessere Verbindung zu investieren. Das zeigen unsere Erfahrungen", sagt NEW-Geschäftsführer Poll. Da müssen er und sein Kollege Westenberg von der Deutschen Glasfaser viel Überzeugungsarbeit leisten. Davon hängt auch ab, ob Mönchengladbach Gigabit-City wird.

(RP)
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