Mönchengladbach In der Kulturküche wird Theater gemacht

Mönchengladbach · Fünf Schauspieler - ein Regisseur: Seit September probt das Küchentheater das Stück "Der Sinn des Seins". Das Schauspiel fordert viel von den Akteuren. Und das Publikum wird mitgenommen auf die Suche nach dem Warum.

 Der Regisseur Dirk Windbergs (l.) gibt die Anweisungen, Marco Klammer, Denise Meeger, Thomas Rose, Sophia Firgau und Laura Jacobs (v.l.) setzen sie um. Das Küchentheater probt das Stück "Der Sinn des Seins".

Der Regisseur Dirk Windbergs (l.) gibt die Anweisungen, Marco Klammer, Denise Meeger, Thomas Rose, Sophia Firgau und Laura Jacobs (v.l.) setzen sie um. Das Küchentheater probt das Stück "Der Sinn des Seins".

Foto: Detlef Ilgner

Zu Beginn der Probe müssen die Schauspieler sich locker machen. Mit viel Wuuusch und Hepp und Klatsch und Peng wird zudem die Konzentration gefördert. Ist schwer zu beschreiben, vielleicht treffen es die Akteure am besten, wenn sie sagen: "Wir machen uns zum Affen." Stimmt. Aber die lustigen Übungen zeigen Wirkung. Die Muskeln sind entspannt, Kopf und Blick klar. Die Probe kann beginnen. Einmal in der Woche treffen sich die Schauspieler Sophia Firgau, Laura Jacobs, Denise Meeger, Marco Klammer und Thomas Rose mit Regisseur Dirk Windbergs in der Kulturküche, um das erste Küchentheater-Stück einzustudieren. Seit September arbeiten sie daran, am 21. und 22. April sind die Aufführungen.

Der Sinn des Seins: So heißt das Stück von Hinrich Heselmeyer. Fünf Menschen kommen in einem Raum zu sich, sie kennen sich nicht und wissen nicht, warum sie dort sind. Erst nach und nach erschließt sich ihre Lage - und dann? "Das Ende ist offen", sagt Dirk Windbergs, Theaterpädagoge mit Erfahrung im klassischen- und im Improvisationstheater. "Das bedeutet auch, dass die Akteure ihre individuellen Persönlichkeiten einfließen lassen dürfen." Das tun sie, die fünf, die im normalen Leben Lehrer, Studenten oder Selbstständige sind. Dirk Windbergs sorgt dafür, dass die Interpretationen auf der Bühne nicht zu frei werden. "Nicht nuscheln, Thomas!" - "Schau mal ganz verklärt ins Publikum, Denise!" - "Du musst richtig wütend werden, Sophia!" - "Du schmollst hervorragend, Laura, weiter so!" - "Der Marco schleimt sich klasse an Denise an!"

Es wird viel gelacht, manchmal diskutiert, aber sobald der Regisseur um Ruhe bittet, ist es ruhig, wenn er in die Hände klatscht, legen die Akteure los. So sieht Disziplin aus. Bemerkenswert schnell setzen die Schauspieler die Ideen von Dirk Windbergs um. Die sechs verstehen sich blind. "Wir sind zusammengewachsen", sagt Marco Klammer. Das sind sie - in der Tat. Und im Laufe der Probe zeigt sich, was die Schauspieler, was aber auch der Regisseur drauf haben. Das Spiel wird immer eindringlicher, immer sicherer. Es macht großen Spaß, ihnen zuzusehen.

Die in der Suchthilfe tätige Intres gGmbH hat 2013 die Kulturküche an der Waldhausener Straße eröffnet. Das Ziel ist die Zusammenführung sozialer Arbeit, Kultur und junger Kreativwirtschaft in einem Projekt. Gesellschaftliches Miteinander soll gefördert werden und Entfaltungsmöglichkeiten für alle Beteiligten entstehen. Intres stellt mit dem offenen Café einen Raum als Treffpunkt. Das von einem Arbeitstherapeuten und einer Ökotrophologin betreute Projekt bietet für zehn bis zwölf Klienten eine Betätigung im Service und in der Küche. Das Café ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Im Café gibt es eine Bühne für Konzerte, Lesungen und für unterschiedlichste Veranstaltungen. Die neueste in diesem Reigen sind nun die Theateraufführungen.

Die fünf auf der Bühne rätseln immer noch, wie sie in ihre missliche Lage geraten konnten. Ein etwas zerfleddertes Seil teilt den Tisch und die Bühne in zwei Hälften. Eine unsichtbare Wand verhindert, dass diese Linie überschritten werden kann. Die Schauspieler müssen Ratlosigkeit mimen, Schrecken, Wut. "Wartet nicht auf euer Stichwort, hört euch wirklich zu und reagiert aufeinander", sagt Dirk Windbergs. Und: "Lasst euch Zeit, lasst auch dem Publikum Zeit, ihr müsst euch nicht abhetzen." Die Schauspieler wissen, was er meint. Und sie setzen es sofort um. Grandios.

Die Aufführungen sind am 21. und 22. April, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr), Tickets kosten 8 Euro.

(RP)
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