Mönchengladbach In 50 Jahren von der Lochkarte zum USB-Stick

Mönchengladbach · Ein halbes Jahrhundert ist das Rechenzentrum Hartmann bereits erfolgreich - in der IT-Branche eine Ewigkeit. Gefeiert wurde das Firmenjubiläum jetzt mit einem großen Fest im Hugo-Junkers-Hangar.

 Martin Serve, Caroline Hartmann-Serve (Mitte) und Sabine Hartmann bei der Jubiläumsfeier im Hugo-Junkers-Hangar.

Martin Serve, Caroline Hartmann-Serve (Mitte) und Sabine Hartmann bei der Jubiläumsfeier im Hugo-Junkers-Hangar.

Foto: Jörg Knappe

Als IT-Pionier versteht sich das Rechenzentrum Hartmann - folgerichtig findet die Feier anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Unternehmens im Hugo-Junkers-Hangar statt. Schließlich ist Hugo Junkers einer der großen Pioniere der Luftfahrtgeschichte. Unter den Flügeln der Ju 52 lässt sich also auch als IT-Unternehmen trefflich feiern.

Begonnen hat die Firma, die ihren Sitz an der Fliethstraße hat und in den vergangenen fünf Jahrzehnten zwar umgezogen ist, aber immer Mönchengladbach die Treue gehalten hat, als Lochkartenverarbeitungsgesellschaft. Lochkarten - man kann sich kaum noch daran erinnern, aber so hat in der Tat das Computerzeitalter angefangen. Alles war noch ein bisschen umständlicher als heute. "Was jetzt auf einen USB-Stick mit acht Gigabyte Speicherkapazität passt, wurde damals auf einer Million Lochkarten gespeichert", sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners in seiner Ansprache. Und auch die geschäftsführende Gesellschafterin und Tochter des Firmengründers Caroline Hartmann-Serve erinnert sich daran, wie zu Beginn der 70er Lochkarten hin- und hergetragen und sortiert wurden. 30 Locherinnen arbeiteten damals im Schichtbetrieb im Rechenzentrum Hartmann (RZH).

Ingenieur Claus Hartmann, von IBM kommend, hatte es 1965 gegründet, um Unternehmen leistungsfähige EDV-Ressourcen zum Beispiel für die Lohnkostenabrechnung anbieten zu können. Outsourcing nennt man das heute. Eine halbe Million D-Mark hatte er damals investiert und schaffte es Ende der 60er, die Marke von einer Million D-Mark Umsatz zu knacken. Das 25. Firmenjubiläum 1990 erlebte der Gründer nicht mehr, seine Tochter musste die Geschäfte schneller allein führen als geplant. Aber es klappte. RZH überlebte das große Sterben der Rechenzentren und auch den Umbruch in der Textilindustrie, die viele Kunden stellte. Das Unternehmen investierte, modernisierte und erweiterte das Angebot. Heute bewältigt die Firma nicht nur 15.000 Personalabrechnungen, sondern bietet auch Mitarbeiterportale oder Zutrittslösungen an. 50 Mitarbeiter beschäftigt RZH - und die arbeiten nicht nur, sondern sie trinken 1920 Liter Kaffee, vertilgen 62 Schalen mit Obst und zerschmettern 14 Tischtennisbälle jährlich, wie die Firmenchefin berichtet.

Dass die Angebote von Unternehmen wie RZH in Zukunft eher stärker nachgefragt werden, davon ist Dr. Christian Ellrich, Festredner bei der Jubiläumsfeier, überzeugt. "Personal wird in Zukunft wichtiger als Kapital", stellt er fest. Ein vermehrtes Outsourcing nicht nur administrativer Prozesse wie bisher, sondern auch fachlicher Themen, um die sich jetzt noch die Personalabteilungen kümmern, sei wahrscheinlich. Allerdings müsse die Branche innovativ sein und das Dienstleistungsangebot erweitern. "Wollen wir Apple sein oder Schlecker?" fragt er. Und darauf fällt die Antwort natürlich nicht schwer.

(RP)
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