Mönchengladbach Im kleinen Wey landen sogar Düsenflieger

Mönchengladbach · Der Rheydter Modellflug-Club ist am Rande des kleinen Dorfes daheim: Dort betreiben die Mitglieder eine Graspiste. Bei gutem Wetter lassen sie auch originalgetreue Jets in den Himmel steigen. Ein Besuch bei den Modell-Enthusiasten.

 Sie teilen die Begeisterung für Miniatur-Flugzeuge (v.l.): Guido Eller, Oliver Felthaus und Hermann Klinger an der originalgetreu nachgebauten Transall-Transportmaschine. Der Originalflieger ist bei der Luftwaffe in Bremen stationiert.

Sie teilen die Begeisterung für Miniatur-Flugzeuge (v.l.): Guido Eller, Oliver Felthaus und Hermann Klinger an der originalgetreu nachgebauten Transall-Transportmaschine. Der Originalflieger ist bei der Luftwaffe in Bremen stationiert.

Foto: cka

Wenn Mario Heitbrink den Regler auf der Fernsteuerung nach oben schiebt, wird es richtig laut: Die Turbine läuft auf Hochtouren, es pfeift, der ganze Düsenjet beginnt zu zittern. Nur weil der Pilot die Handbremse an seinem Modell angezogen hat, schießt der "X Calibur"-Jet nicht schlagartig nach vorne. Schon der kurze Test am Boden beweist: In vielen Modellflugzeugen der Mitglieder des Rheydter Modellflug-Clubs steckt jede Menge Hightech und vor allem Power. Bis zu 300 Kilometer pro Stunde schafft allein der Jet von Hobby-Pilot Mario Heitbrink, wenn er über dem Flugfeld am Rande des Dörfchens Wey richtig Gas gibt. Der Verein, der vor 50 Jahren in Rheydt gegründet wurde, ist seit Mitte der 70er auf der von Feldern umgebenen Piste zuhause.

Viele kennen den etwas versteckt liegenden Modellflugplatz gar nicht - obwohl das 8000-Quadratmeter- Areal samt Vereinsheim gerade an sonnigen Tagen stark frequentiert ist. Denn: Der Verein zählt 128 Mitglieder, deren "harter Kern" oft sogar aus umliegenden Städten anreist, um in Wey seine Flugmodelle zu starten. Damit gehören ihm fast so viele Modell-Enthusiasten an, wie Menschen in Wey leben. Tatsächlich ist auf der Graspiste aber schon so einiges gelandet: ein Airbus A340 zum Beispiel - zwar nur in einer Miniatur-Version, aber dafür mit viel Liebe zum Detail gebaut. Im Original ist das ein Langstreckenjet, der derzeit etwa täglich von Düsseldorf nach New York fliegt. Ein anderer "Brummer": eine Transall C160 im Maßstab 1:10 mit einer Spannweite von stolzen vier Metern. Der Mini-Transportflieger "Marke Eigenbau" von Vereinsmitglied Hermann Klinger liegt wie ein Brett in der Luft. "Es hat drei Jahre gedauert, bis das Modell fertig war", erzählt Klinger, der mit einem Kollegen an der Maschine getüftelt hat.

Die beiden Bastler haben viel Zeit und mit rund 8000 Euro auch viel Geld in den originalgetreuen Flieger gesteckt, der über zwei 2,7 PS starken Verbrennungsmotoren verfügt und damit eine Spitzengeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde erreicht. Erstaunlich: Trotz ihrer Größe bringt die Modell-Transall vollbetankt gerade einmal 24,7 Kilo auf die Waage. "Alles, was schwerer als 25 Kilo ist, müsste vom Luftfahrtbundesamt abgenommen werden wie ein echtes Flugzeug", sagt Vereinsschriftführer Oliver Felthaus. Die Leichtbauweise macht also Sinn - bei denen, die auf einen fertigen Bausatz verzichten und alles in Eigenregie machen, zählt jedes Gramm.

So viel Geduld wie Hermann Klinger würde nicht jeder in so ein Modellflugzeug stecken. "Ich bin eher einer von denen, die das Modellfliegen sportlich betreiben", erzählt Vereinschef Guido Eller. Er kommt regelmäßig mit Segelflugzeugen auf den Platz und versucht unter anderem, seine Modelle so lang wie möglich in der Luft zu halten. "Segeln" - das mag im Vergleich zur Steuerung von Mario Heitbrinks Düsenjet oder der dicken Transall fast schon gemütlich klingen. Es ist aber alles andere als einfach. "Es geht darum, die Thermik zu nutzen und immer wieder an Höhe zu gewinnen", sagt Eller. Und das alles per Fernsteuerung vom Boden aus - eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Verantwortung verlangt, weil gerade die detailgetreu nachempfundenen Modelle oft mit vielen Tausend Euro richtig ins Geld gehen und ein Absturz entsprechend ärgerlich wäre.

Modellflieger Oliver Felthaus beruhigt jedoch: "Der Einstieg in das Hobby ist nicht so teuer. Es gibt gute Modelle, mit denen jeder das Modellfliegen lernen kann, schon ab 300 Euro." Tatsächlich sucht der Verein Nachwuchs-Piloten, denn der Altersdurchschnitt der Mitglieder steigt. Noch bis zum Saisonende im Oktober herrscht auf dem Flugfeld in Wey Betrieb; im Winter lassen die Piloten ihre Modelle nur noch sporadisch in die Luft steigen.

(cka)
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