Mönchengladbach Ihre Bachelor-Arbeit geht ins Auge

Mönchengladbach · Studentin Anissa Frank hat für ihre Abschluss-Arbeit einen Teil der Antwort gefunden, warum das Makulaloch im Auge kreisrund ist. Das erklärt sie nun Medizinern beim Augenärztekongress.

 Anissa Frank mit ihren Forschungsergebnissen. Anissa Frank mit ihren Forschungsergebnissen.

Anissa Frank mit ihren Forschungsergebnissen. Anissa Frank mit ihren Forschungsergebnissen.

Foto: Ilgner, freeimages.org

Als Leistungssportlerin kümmert man sich selten um die Beschaffenheit der Sehkraft eines Menschen. Anissa Frank erging das als Top-Nachwuchs im Eiskunstlauf nicht anders, obwohl sie sich schon als Schülerin für Physik und Mathematik begeistert hat. Nun sitzt die heute 23-Jährige über den Ergebnissen ihrer Bachelor-Arbeit und bereitet sich darauf vor, zahlreichen Augenärzten auf einem Fachkongress zu erklären, warum das Makulaloch immer kreisrund ist. Die Mönchengladbacherin hat in ihrer Abschlussarbeit im Studium Biomechanik an der Fachhochschule Aachen, Campus Jülich, einen Teil der Antwort gefunden. Davon gehen ihre Professoren und die Auftraggeber der Studie, Professor Christos Haritoglou von der Augenklinik München und PD Dr. Mathias Maier, Leitender Oberarzt vom Klinikum rechts der Isar, aus. Die beiden Münchner Mediziner wollen wissen, warum das Makulaloch immer exakt kreisrund ist. Die Makula ist ein kleiner Punkt im Auge, der die maximalste Dichte an Photorezeptoren beinhaltet. Mit keinem anderen Punkt im Auge kann der Mensch schärfer und besser sehen. Patienten mit einem Loch in der Makula (meist Über-60-Jährige) bemerken, wie sich der zentrale Teil ihres Sehens verändert. Und im Endstadium ist das zentrale Sehen komplett verloren, nur noch ein dunkler Fleck. "Das Auge ist das komplexeste Sinnesorgan", erklärt Anissa Frank ihre Begeisterung. Welche Kräfte im Auge für das Entstehen des kreisrunden Loches verantwortlich sind, das wollten die beiden Münchner Spezialisten von den Biomechanikern in Jülich beantwortet wissen.

Anissa Frank machte sich an die Arbeit am Computer. "Meines Wissens hat das noch nie jemand erforscht", sagt sie. Die 23-Jährige, die an der Marienschule ihr Abitur gemacht hat, entwickelte ein dreidimensionales Modell der Region rund um die Makula und konstruierte in Zusammenarbeit mit Augenheilkunde-Chirurgen auch einen exakten elliptischen Schlitz, der immer die Vorstufe zum Makulaloch darstellt. Dann ließ sie mit Hilfe ihres Computerprogramms und der richtig eingestellten Parameter die Kräfte im Auge auf die Makula wirken. Das Ergebnis: Zwar entstand durch den Augeninnendruck tatsächlich eine Deformation der Makula, aber sie war nicht kreisrund. "Der Augeninnendruck ist als einziger Lastfaktor nicht für die Entstehung eines kreisrunden Loches verantwortlich", fasst Anissa Frank ihr Forschungsergebnis zusammen, für das es in der Bachelor-Arbeit eine 1,0 gab. Derzeit arbeitet sie im dritten Master-Semester daran herauszufinden, welche Kräfte außerdem auf die Makula wirken - und das Loch exakt kreisrund werden lassen.

Vorher aber wird sie am 1. Oktober ihre Forschung beim Kongress der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft (Gesellschaft für Augenheilkunde) zusammen mit Christos Haritoglou, Mathias Maier, Alexey Dashevsky (München) sowie Konstantin Kotliar (Jülich) vortragen. Sieben Minuten hat sie Zeit, dann muss sie zwei Minuten Fragen der Mediziner beantworten. Und vielleicht auch ihre Ideen vorstellen, wie sie das Rätsel des immer kreisrunden Makulalochs in ihrer Masterarbeit lösen will.

(RP)
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