Mönchengladbach Hindenburgstraße: Bus-Regelung sorgt für große Überraschung

Mönchengladbach · Schon lange nicht mehr hat eine politische Entscheidung in der Stadt Freund und Feind gleichermaßen so überrumpelt wie die Ankündigung von CDU und SPD, die Hälfte der Busse für ein Jahr aus der Hindenburgstraße zu verbannen.

Ab dem 10. Juli sollen die Busse zwar noch die Hindenburgstraße hoch fahren; runter geht es aber nur noch über die Steinmetzstraße. Ein Gutachter hatte empfohlen, alles beim Alten zu belassen. "Ich kann nicht einen Gutachter beauftragen, mit einer Fachgruppe lang und breit diskutieren und dann mit einem Federstrich alles komplett über den Haufen werfen. Das ist kein Umgang", sagt die FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger. Und selbst diejenigen, die dem Test prinzipiell positiv gegenüberstehen, wundern sich über die plötzliche Kehrtwende: "Das jetzt einfach mal eben so ohne Konzept zu beschließen, ist schon sehr überraschend", findet Saturn-Chef Eduard Felzen.

In der Sache sind die Reaktionen geteilt - zum Teil sogar innerhalb desselben Interessenverbandes. Stefan Wimmers, Vorsitzender des Gladbacher Einzelhandelsverbandes, etwa hat keine grundsätzlichen Bedenken dagegen, für ein Jahr lang keine Busse von oben nach unten durch die Fußgängerzone zu schicken. "Das mal auszuprobieren, ist sicher nicht die schlechteste Idee", so Wimmers. Mancher Händler sieht das ganz anders. Kaufhof-Chef Steffen Siewert rechnet mit mehreren hundert Kunden weniger pro Tag. "Die jetzt vorgeschlagene Probephase halte ich für kostspielig, zeitaufwendig und überflüssig", so Siewert. Die Geschäfte seien künftig deutlich schlechter zu erreichen als zuvor. Der Kaufhof hat (ähnlich wie Sinn Leffers weiter oben) bisher eine Haltestelle quasi vor der Haustür. An der Steinmetzstraße ist für Ersatz auf dieser Höhe aber kein Platz. Auch Nicole Finger sorgt sich deshalb um den Handel an der oberen und unteren Hindenburgstraße. "Gerade diese Enden müssen wir nach der Minto-Eröffnung dringend stärken und nicht noch schwächen." Torben Schultz (Die Linke) hält zwar prinzipiell weniger Busse auf der Hindenburgstraße für wünschenswert. Die von CDU und SPD erdachte Lösung sei aber für Sehbehinderte "eine Katastrophe" und auch für Menschen mit Rollstuhl sehr problematisch.

Keine Einwände kommen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) und der FWG. Ein Test sei ein gutes Mittel herauszufinden, ob der eingeschlagene Weg der richtige sei, findet Thomas M. Claßen vom ADFC. Auch Erich Oberem, Parteivorsitzender der FWG, hält den Vorschlag für praktikabel, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

(RP)
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