Mensch Gladbach Hier kommt ein Geschenk aus Düsseldorf

Mönchengladbach · Wenn ein Paket einen halben Flughafen plus 18 Millionen Euro enthält, lohnt sich ein Blick unter die große Schleife.

Mensch Gladbach: Hier kommt ein Geschenk aus Düsseldorf
Foto: Zillmann (Archiv), Thoren

Mit Geschenken ist das ja immer so eine Sache. Volltreffer sind leider selten. Manche sind lieb gemeint, aber eine Last. Wie das Sortiment der gehäkelten Klopapierrollen-Schoner der Großtante, das mit jedem Weihnachtsfest um ein Exemplar wächst. Dann gibt es Geschenke, die zwar schön sind, aber eine weitaus größere Erwartung nach sich ziehen. "Nimmst du ein Geschenk an, hast du deine Freiheit verloren", warnt ein ungarisches Sprichwort - vermutlich schon seit den Zeiten der k.u.k-Monarchie. Ein besonders perfides Exemplar ist das Geschenk, das oberflächlich betrachtet attraktiv scheint, aber im Endeffekt mehr Schaden als Freude bereitet.

In diese Kategorie gehört sicherlich die freundliche Gabe, die der Düsseldorfer Flughafen in Richtung Mönchengladbach reichen will: Die sieht nicht nur 50 Prozent des Mönchengladbacher Flughafens als Geschenk vor (Düsseldorf will vorzeitig aus dem bis 2020 laufenden Vertrag aussteigen). Obendrauf gibt's noch 7,5 Millionen Euro und den Verzicht auf die Rückzahlung eines Kredits in Höhe von zehn Millionen Euro. Ganz schwindlig könnte es einem bei dieser Großzügigkeit werden, nicht wahr? Doch es lohnt sich der Blick unter die große Schleife:

Der Mönchengladbacher Airport lässt sich nämlich derzeit nur bedingt nutzen, weil die Start- und Landebahn für viele Flugzeugtypen zu kurz und nicht optimal ausgerichtet ist. Die letzte größere Airline hat sich 2003 verabschiedet. Nach Düsseldorf. Sie hieß übrigens Air Berlin und ist inzwischen auch schon Geschichte. So wie die 200.000 Fluggäste im Jahr, die der Flughafen MG in seiner Hochphase zählte. Heute beträgt das jährliche Defizit rund 2,5 Millionen Euro. Deshalb spielen die Stadttöchter NEW und EWMG nun Pingpong, wer dieses Minus künftig in seiner Bilanz verbuchen muss.

Und: Die Flughafengesellschaft aus der Landeshauptstadt, die manche Route über die Köpfe der Gladbacher legt, verschenkt nicht ihren gesamten Anteil, sondern behält 20 Prozent, sichert sich zudem bei Starts den Vorrang für die eigenen Flieger vor denen in Mönchengladbach. Komplette Freiheit gewinnt Gladbach mit diesem defizitären Geschenk also nicht.

Hoffnung gibt es aber trotz der nicht allzu optimalen Umstände. Der Airport MG hat sich nämlich ein Stück weit neu erfunden und die einst fünf Millionen Euro Defizit zumindest halbiert. Geschäftsflieger, Flugsimulation, Wartung und Reparatur gehören zum Konzept. Mit dem Hugo-Junkers-Hangar gibt es eine Eventfläche mit der legendären Tante Ju, die von hier aus zu den beliebten Rundflügen startet.

Dass das Minus zum Plus werden kann, ist aktuell unwahrscheinlich, aber künftig nicht ausgeschlossen. Denn Düsseldorf stößt an Grenzen, beim Flugverkehr und bei sonstigen Flächen. Womöglich entsteht an der Niersbrücke irgendwann ein Gewerbe- und Bürostandort, eine Airportcity MG. Oder ein Gründer-Campus. Oder die Technik entwickelt sich so, dass irgendwann Flüge senkrecht in den Himmel starten.

Vielleicht verliert Gladbach mit diesem Geschenk Freiheit. Vielleicht aber macht es die Gedanken frei. In diesem Sinne: Ein schönes, hoffentlich freies Wochenende!

(dr)
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