Mönchengladbach Heimatliebe, die nie vergeht

Mönchengladbach · Der Beruf, die Liebe, das Studium - es gibt viele Gründe, warum Mönchengladbacher ihre Heimatstadt verlassen. Die Verbundenheit zur Stadt bleibt aber vielen von ihnen erhalten. Exil-Gladbacher erzählen uns ihre Geschichten.

Zwischen dem Eiffelturm in Paris und dem Mönchengladbacher Borussia-Park liegen exakt 389,45 Kilometer. Für eine Stippvisite eine ganz schöne Strecke, für die Heimatliebe ein Katzensprung. Mushin Yaramis wuchs in Mönchengladbach auf - doch seit fünf Jahren lebt er in der französischen Hauptstadt. Um im Ausland Erfahrung zu sammeln, zog er für ein Jahr nach Irland. Danach verschlug es ihn beruflich wie privat nach Paris, wo er nun bei einem Computerspiel-Entwickler arbeitet. In der Stadt an der Seine lernet er seine heutige Ehefrau kennen, die er 2012 heiratet.

Seine Verbundenheit mit der Vitusstadt hat Mushin Yaramis während all der Zeit nie verloren. Besonders die Liebe zur Borussia hilft ihm dabei, seine Heimat immer im Herzen zu tragen. Zuletzt sah er sich den ersten Champions League-Auftritt der Fohlenelf gegen Manchester City live im Borussia-Park an. "Ich bin am Spieltag nach getaner Arbeit ins Auto gestiegen und von Paris nach Mönchengladbach gefahren, um das allererste Champions League-Spiel live mitzuerleben. Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen wieder nach Paris und direkt zur Arbeit ins Büro", sagt Yaramis. Auch in Paris selbst zeigt er seine Heimatverbundenheit gerne öffentlich. Zuletzt lief Yaramis bei einem 20-Kilometer-Lauf in der Metropole mit. Nach dem Zieleinlauf direkt vor dem Eiffelturm schoss er ein Foto von sich - natürlich im Borussia-Trikot.

So wie Mushin Yaramis geht es vielen Mönchengladbachern, die ihr Glück im Ausland gefunden haben.

Jürgen Frank zog im Jahr 2000 von Mönchengladbach nach Sydney. Damals war er Koch während der Olympischen Spiele in der Metropole an der australischen Westküste. "Sydney war zu der Zeit eine großartige Erfahrung, alles war neu und aufregend", sagt Frank. Täglich habe er neue Leute kennengelernt, er arbeitete mit vielen Köchen aus aller Welt zusammen, mit denen auch Freundschaften entstanden. Nach zwei Jahren lief sein Visum aus. Der Koch arbeitete fortan wieder in Mönchengladbach, doch für Jürgen Frank stand fest, dass er zurück nach "Down Under" wollte. 2006 überzeugte ihn Dorina - damals noch eine Freundin, die auch aus Mönchengladbach stammt aber in Perth wohnte, dorthin zu ziehen. Noch im selben Jahr heirateten die beiden, zwei Jahre später kauften sie ein Haus in Perth. Seit acht Jahren arbeitet Jürgen Frank nun bei einer Catering-Firma im westaustralischen Minensektor. Doch auch wenn Dorina und Jürgen Frank nun in Australien leben, kommen sie gerne zurück nach Mönchengladbach. "Wir reisen jedes zweite Jahr zum Besuch zurück in unsere Heimat an den Niederrhein und genießen die Zeit mit Freunden und Familie in vollen Zügen", sagt Jürgen Frank.

In Australien haben die beiden ihr berufliches und privates Glück gefunden, doch gibt es auch einiges, an das sie wehmütig denken. "Es gibt vieles, das wir vermissen. Vom Borussia-Park und meiner geliebten Borussia bis hin zu typisch rheinischem Essen oder Besuchen bei Aldi und andern Supermärkten, um dort die Produktpalette zu erforschen." Auch günstiges Essen, die Mode und neue Restaurants in Mönchengladbach und Umgebung fallen Jürgen Frank ein, wenn er an Dinge denkt, die er in Australien vermisst. "Oder einfach ein Spaziergang durch die Natur, die in Deutschland anders ist als hier." Allzu groß wird die Sehnsucht nach Mönchengladbach aber nie, denn auch in Perth sind Dorina und Jürgen Frank auf gewisse Weise inmitten der Vitusstadt. In ihrem Garten steht neben Gartenzwergen im Borussia-Design auch eine meterhohe Fahne mit der Raute. Selbst eine Abkühlung während der heißen Sommermonate erinnert die beiden mittlerweile an ihre Heimat - Franks Eltern brachten eine Gartendusche aus einem deutschen Baumarkt mit.

Von Mönchengladbach in die Schweiz hat es Doro Spychiger verschlagen. Die gelernte Fachinformatikerin wuchs am Niederrhein auf und zog 2006 zunächst nach Genf. Von dort ging es nach Zollikofen bei Bern, wo sie Teamleiterin bei einem Telekommunikations-Unternehmen wurde. In der Schweiz lernte Spychiger auch ihren Mann kennen, mit dem sie ein Kind hat. Von ihrem Haus aus genießt sie jeden Tag den Blick auf die schweizer Alpen. "Mein Mann ist Schweizer und ich habe auf eine schöne Aussicht bei der Wohnungssuche bestanden", sagt sie. Doch trotz traumhaften Blicks auf die Alpen blickt Spychiger manchmal auch einfach auf ihren Frühstückstisch. Dort steht ein Schneidebrettchen mit dem Mönchengladbacher Stadtplan. Heimatliebe geht eben manchmal durch den Magen.

(RP)
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